Verliebe dich nie in einen Rockstar
ihrem rosa Glitzerstift mit Erdbeergeruch herum. Ich war zwölf, als ich zum letzten Mal mit so etwas geschrieben hatte. Nell allerdings hatte eine Vielzahl solcher Stifte – Glitzerstifte und Textmarker – mit allerlei Gerüchen, sodass ihre Mappe immer nach Obstsalat roch.
Ich knallte das Papier gegen die Mauer des Clubs, dass der Putz nur so herunterrieselte, und unterzeichnete den dämlichen Vertrag.
Als wir den Club betraten, musste ich feststellen, dass mich Alex gelinkt hatte: Man musste an dem Abend generell keinen Eintritt zahlen. Geizig war der werte Herr Rockstar also auch noch!
Mit einer Mordswut im Bauch – ich wusste nicht, ob sie wegen des Eintritts ausgelöst wurde oder weil ich dauernd an ihn denken musste – stampfte ich mit meinen Freundinnen im Schlepptau auf Alex zu, der im hinteren Bereich mit seiner Band rumhing, wie Serena mir gesagt hatte.
Unglaublicherweise schlichen keine Mädchen wie Motten um eine grelle Lampe um Alex herum, wie ich es gewohnt war. Bis jetzt – weil ich diesen Part ja unbedingt selbst übernehmen sollte.
»Kali!« Mit einer geschmeidigen Bewegung stand Alex von der schwarzen Ledercouch auf. »Und ihre Freundinnen.«
Als er mich begrüßte, richteten sich die Blicke seiner übrigen vier Bandmitglieder auf mich. Ich erkannte einen Typ mit schneeweißem Haar, der mir bereits beim ersten Konzert aufgefallen war. Wie Violet vergaß man eben Leute mit einer seltsamen Haarfarbe nie.
»Hey, Acid!«, quietschten meine Freundinnen, während ich ein einigermaßen nettes »Hey« knurrte.
Ich konzentrierte mich bewusst auf Alex‘ faltenfreie Stirn: Er sah wieder viel zu verlockend aus. Die obersten Knöpfe seines schwarzen Hemdes waren natürlich nicht zugeknöpft und entblößten seine nackte, weiße Haut, die ein schwarzes Schriftzeichen-Tattoo schmückte. Ein schwarzes Lederband zierte seinen Hals und ein breiteres Band sein Handgelenk. Seine schwarze Jeans schmiegte sich an seine schlanken Beine.
»Hmmm ...« Alex kam mir sehr nahe. So nahe, dass ich wieder das Zedernholz riechen konnte. Er beugte sich zu mir herunter. »Make-up und ganz passabel gekleidet? Hast du das für mich gemacht, meine kleine Kriegsgöttin?«
Meine kleine Kriegsgöttin ... Mir lief bei diesen Worten ein kleiner Schauer über den Rücken. Alex nannte mich selten so, nur hin und wieder bei Facebook, wenn er mir ein neues Lied postete.
»Nein, habe ich nicht«, knurrte ich und zupfte an meinen Klamotten und an meinen Haaren, als würde mir nicht gefallen, wie ich aussah. Oder, als würde mir nicht gefallen, wie Alex mich mit seinen wunderbaren blauen Augen musterte und sich seine Lippen zu einem unwiderstehlichen Grinsen verzogen. Verdammt, habe ich gerade verträumt über Alex nachgedacht? Gut, demnächst würde ich einfach keine Liebesromane mehr lesen. »Meine Freundinnen haben das aus mir gemacht«, sagte ich mit angewidertem Gesichtsausdruck. »Ich sehe schreeecklich aus.« Okay, vielleicht übertrieb ich es mit dem langgezogenen schreeecklich .
»Wenn du es sagst, Kali.« Alex zuckte mit den Schultern. Eigentlich wollte ich hören, dass ich gut aussah! Äh, nein, wollte ich nicht ... oder etwa doch?
»Kali inklusive ihrer Mädels, das ist meine Band.« Er deutete auf den bunten Haufen. Naja, bunt waren sie nicht gerade, sie trugen hauptsächlich schwarz. »Also, der Reihe nach.« Er begann bei dem Typen mit den weißen Haaren. »Das ist Snow, aber du kannst ihn gern Craig nennen. Wir wollen ja nicht, dass du von jedem den Ausweis verlangst, nicht, Kali?« Ich knurrte, aber Alex fuhr unbeirrt vor. Als Nächstes kam Snake, den man so anscheinend aufgrund seiner grünen Augen und den Piercings, die man als Snakebites bezeichnete, nannte. Wie Alex würde ich ihn aber nicht bei seinem Spitznamen, sondern nur Simon nennen. »Er ist erst seit kurzem unser Bassist«, fügte Alex hinzu. Der dritte in der Reihe war Michael alias Spike. An seinen blonden kurzen Haaren und seiner egozentrischen Ausstrahlung sah ich einige Parallelen zu Spike aus der Serie Buffy . »Und das ist Black. Auf seinem Ausweis steht allerdings Kyle.« Kyle schien mir von allen Bandmitgliedern am freundlichsten. Der ganz in schwarz gekleidete Junge mit den dunkeln Augen und den schwarzen Haaren winkte mir zu. Bis mir auffiel, dass er eigentlich Violet, die hinter mir stand, meinte.
»Nennt mich Zoey«, machte ich mit meiner lauten Stimme sofort klar. »Und das sind meine Mitinsassen in der Irrenanstalt: Nell, Violet
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