Verliebe dich nie in einen Rockstar
Leben.
Tatsächlich lag Alex voll bekleidet auf der kleinen Couch. Er schnarchte leise, seine rechte Hand berührte den Boden und ein Bein hing über der Couchlehne. Auf dem Tisch stapelten sich noch die Mittelchen, die er mir gestern noch verabreicht und die mein Fieber gesenkt hatten. Ich musste lächeln, als ich sah, dass Ronnie zusammengerollt auf der Brust seines Herrchens schlief.
Soll ich ihn wecken?, fragte ich mich. Er hat gestern und vorgestern wegen mir bestimmt wenig Schlaf abbekommen.
Ich war äußerst verwundert darüber, dass ich eine fürsorgliche Ader besaß. Oh, du nicht existierender Gott, Alex hatte Recht behalten, als er gesagt hatte, dass ich der Göttin Kali ähnlicher war, als ich dachte.
Alex liebte mich und ich war fürsorglich. Was kam als Nächstes? Die Erde ist ein Tetraeder? Cola verursacht Impotenz? Salat macht dick?
Alex hatte mich von Anfang an besser gekannt als ich mich selbst. Ist heute Tag der Erleuchtungen oder was?
Da Alex wirklich müde und erschöpft aussah – womöglich auch krank geworden war –, beschloss ich, ihn ausschlafen zu lassen und die Zeit zu nutzen, um mit meinen Freundinnen zu sprechen. Die hatten sicherlich schon die wildesten Fantasien zusammengesponnen.
Ich informierte also Nell, Violet und Serena darüber, dass ich mich mit ihnen treffen wollte. Es war zwar elf Uhr vormittags und eigentlich würde die Schule bis zwei Uhr gehen, aber sie sagten alle zu, sich mit mir in einem Café in der Nähe zu treffen. Das überraschte mich nicht im Geringsten. Ich hatte von den dreien insgesamt neunundsechzig SMS und vierunddreißig Anrufe – allesamt von mir unbeantwortet – bekommen. Nun wollten sie alle wissen, was ich getrieben hatte.
Um mich nicht einfach aus der Wohnung zu stehlen, schrieb ich Alex einen kleinen Notizzettel, dass ich kurz in die Stadt gehen würde. Ich überlegte noch kurz, Ich liebe dich unter dem Zettel zu schreiben, aber das wäre meiner Meinung nach zu unpersönlich gewesen. Wenn ich es ihm gestand, dann wollte ich ihm in die Augen blicken.
Während ich mich im Bad noch ein wenig frisch machte, sprich mir das Make-up von Samstag abwischte und mir schnell die Haare wusch und ein wenig trocken rubbelte, musste ich mit flauem Gefühl im Magen beobachten, dass mein Spiegelbild ein Lächeln im Gesicht trug.
Jetzt fühlte ich mich wie neugeboren: gesund, irgendwie weiblicher, aber vor allem: geliebt .
Dann hastete ich schon zum Café.
Ich saß schon unter einem großen Sonnenschirm und las zum fünften Mal die Speisekarte durch, die wirklich nur unzureichend als Buch diente, als die drei mit ihren Schulrucksäcken auftauchten.
»Hey«, lächelte ich sie an. »Ich da...«
»Oh du großer Gott!« Serena ließ sich neben mir auf einen Stuhl fallen und piekte mir in der Nähe meiner Lippen ins Gesicht. »Zoey lächelt wie frisch gefi...«
»Sprich es nicht aus«, unterbrach ich sie, was natürlich nichts brachte.
»Du hast es tatsächlich mit Acid getan!« Ihre schrille Stimme erregte die Aufmerksamkeit der anderen Leute im Café. »Oder? Oder?«
Konnte Serena das irgendwie sehen oder riechen? Hatte mir Alex ein Post-it irgendwo hin geklebt, auf dem stand, dass wir es miteinander getrieben hatten? Oder war da einfach nur unser freundschaftliches Band im Spiel?
»Sch!«, machte ich und zuckte mit den Schultern. »Ich ... Ich habe nun mal auch Bedürfnisse. Und jetzt seht mich nicht mit diesen großen Augen an! Ich war sowieso halb im Fieberwahn.«
»Du warst krank?«, fragte Nell, die in ihrem Stuhl wie ausgelaufener Pudding hing. »Und du bist sicher, dass du es dir nicht eingebildet hast? Sah Acid aus wie er oder wie Spongebob?«
Dann erzählte ich meinen Freundinnen die ganze Geschichte: wie ich Ian und Alex eine Abreibung verpasst hatte, den Rockstar beinahe auf Knien angebettelt hatte, mit mir zu schlafen, und natürlich, wie er mich wieder gesund gepflegt hatte.
»Danke, Violet.« Ich fiel meiner lilahaarigen Freundin um den Hals. »Hätte ich nicht deine virenversuchte Vanilla Coke getrunken, wäre ich nie krank geworden und –« Ich löst die Umarmung, weil mir einfiel, dass mir Alex, bevor ich wegen des Fiebers fast ins Koma gefallen war, etwas sagen wollte. »Das hätte mir wahrscheinlich mehr Ärger erspart!« Ich schnaubte und gab Violet einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. »Danke. Es war zwar schön, von Alex gesund gepflegt zu werden, aber mir ging es wirklich schlecht.«
»Zoey, unsere liebe, brave Zoey«,
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