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Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Titel: Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridget Asher
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Schleier, als befinde sich tatsächlich eine Braut im Haus.
    Als Elliot anhielt, schaute ich zum See hinunter, der sich am Ende einer sanft abfallenden Rasenfläche wie ein graziler Körper – ich musste wahrhaftig an einen kurvigen, geschmeidigen Körper denken – bis ans andere Ufer erstreckte, wo sich weitere Ferienhäuser zwischen Bäume schmiegten.
    Die Hulls hatten einen Landesteg, an dem zu beiden Seiten orangerote Ruderboote vertäut lagen. Auf dem Steg standen, dem Wasser zugewandt, zwei Adirondack-Liegestühle. Vogelhäuschen aus leuchtend gelben Kürbissen hingen in nahe stehenden Bäumen. Auf der rechten Seite stand etwas abseits ein verwitterter Holzschuppen mit durchhängendem Spitzdach. An einem Haken an der Tür hing ein Fischernetz. In der Ferne ließen Motorbootfahrer ihre Maschinen aufröhren.
    Ich stand da und schaute, bis Elliot zu mir trat. »Das ist es also, das berühmte Haus am See«, sagte ich.
    Er sah mich überrascht an. »Habe ich viel darüber gesprochen?«
    Ich nickte.
    »Habe ich es übertrieben geschildert?«
    »Nein.« In meiner Vorstellung zählte der Junge Elliot Hull, der sich hier die Zeit vertrieb, zu denen, die im Spiel gleich mehrere Rollen übernahmen und mit verschiedenen Stimmen mit sich selbst redeten. Was ich vorfand, war in der Tat eine Traumwelt – der weite blaue Himmel, das blaue Wasser, die Libellen, die Wiese, das schöne Haus. »Was für eine Krankheit hattest du eigentlich als Kind?«
    »Asthma. Sie fuhren mit mir her, weil mir die Luft guttat. Ich hab oft vom Steg ins Wasser gepinkelt.«
    »Alles wirkt so ungeheuer … lebendig.«
    »Man ist hier draußen von vielen Herzschlägen umgeben«, sagte er. »Alles hat einen Puls.«
    »Ich habe zu lange in Städten gelebt.« Die Wasseroberfläche sah aus wie plissiert. Ich fühlte mich unbeschwert, als könnte ich alles sagen. »Ich nehme an, du warst mit Ellen Maddox hier.«
    »Ellen Maddox. Meine Mutter mochte sie nicht. Sie mochte auch Claire nicht.«
    »Hat sie hier Verlobungspartys für dich gegeben?« Ich stellte mir große weiße Zelte vor, ein Büfett, weiße, an Stuhllehnen gebundene Luftballons.
    »Claire und ich haben die Verlobungsparty immer wieder aufgeschoben – und irgendwann war es vorbei.« Er zuckte mit den Schultern. »Ellen habe ich gar keinen ernsthaften Antrag gemacht. Wir waren zweiundzwanzig. Dann kam ihr Flug zur Beerdigung ihres Großvaters – und der Flugbegleiter.«
    »Was, wenn ihr Großvater nicht gestorben wäre?«
    »Er war schwerkrank und alt. Um die neunzig. Inzwischen würde er sicher nicht mehr leben.«
    »Was, wenn sie den Flugbegleiter nicht kennengelernt hätte?«
    »Dann wäre es ein anderer Flugbegleiter gewesen«, erwiderte Elliot. »Fiktiv gesprochen.«
    »Fiktiv gesprochen«, hakte ich ein. »Ich führe momentan ein fiktives Leben. Alles, was ich sage, ist fiktiv. Ich bin fiktiv.« Auf einmal wurde mir klar, dass das der Grund dafür war, dass ich so gelassen und unbeschwert sein konnte: Nichts an mir war real.
    Elliot hingegen war aufgeregt. »Ich muss dir eine Geschichte erzählen.«
    »Nämlich?«
    Sein Blick glitt zum Landesteg und dann über den Rasen. »Neulich traf ich im Lebensmittelladen hier im Ort einen Bekannten. Wir hatten mal in der gleichen Sommerliga-Fußballmannschaft gespielt. Er hatte ein Kind in einem von diesen Babysitzen dabei und ein zweites, das alle möglichen Sachen aus dem Regal holte; der Einkaufswagen quoll schier über. Ich war reingekommen, um eine Limette zu kaufen, warf sie in die Höhe und fing sie wieder auf. Es kam mir plötzlich armselig vor. Eine Limette. Eine lausige Limette. Ich wollte einen Gin Tonic. Und mein Bekannter sagte: ›Ich weiß noch, wie ich früher hierherkam, um eine einzige Sache zu kaufen. Reib kein Salz in die Wunde.‹ Und ich erwiderte: ›Reib du kein Salz in die Wunde.‹ Er kapierte nicht, was ich meinte, lachte aber, als hätte er den Witz verstanden.«
    »Es war gar kein Witz.« Ich verstand, was er meinte. Ich hatte auch schon solche Leute gesehen – die erschöpften Mütter, die hundert Hände zu haben schienen, mit denen sie mit Schnullern und Büchsenbohnen und kleinen Reißverschlussbeuteln voller Cheerios jonglierten. Ich hatte sie beobachtet mit meinem Handkörbchen, in dem ein einsames Shampoo lag, und eine seltsame Mischung aus Mitleid und Eifersucht dabei empfunden.
    Er nickte. »Genau.«
    »Für dich war es, als reibe er dir Salz in die Wunde mit seinen Kindern und dem vollen

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