Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
sich. »Du bist zu Hause.«
»Ja, ich bin zu Hause.« Bereits wie ein Wissenschaftler denkend erkannte ich, dass Ehe viel mit zu Hause zu tun hatte. Die beiden Konzepte überlappten einander in so vieler Hinsicht, dass es vielleicht möglich war, das eine zu meinen und das andere zu sagen, ohne dass es jemandem auffiel.
Peter stützte sich auf die Ellbogen. »Wie war’s?«
Ich dachte darüber nach. »Traurig«, sagte ich dann. »Elliot und seine Schwester verlieren ihre Mutter. Sie ist ein wunderbarer Mensch. Es ist schwer, jemanden zu verlieren, den man liebt.«
»Das ist wahr«, sagte er in einem Ton, als sei ihm das bisher noch nie aufgefallen. »Aber ich wollte eigentlich wissen, wie es war, sich als die Ehefrau eines anderen auszugeben.«
»Oh.« Ich nahm Ripkens Leine aus der Keramikschale, in der wir sie aufbewahrten. »Das war merkwürdig. Ich bin keine gute Lügnerin. Ich habe ihr erzählt, ich würde meinen Lebensunterhalt damit verdienen, dass ich Mützen stricke. Gibt es überhaupt jemanden, der seinen Lebensunterhalt als Mützenstrickerin verdient?«
»Vielleicht alte Frauen in Bulgarien?«, überlegte Peter. »Allerdings glaube ich nicht, dass ›Mützenstrickerin‹ die korrekte Berufsbezeichnung ist.« Er korrigierte mich oft in dieser Weise. (Allerdings bewies er auch manchmal große Langmut. Ich hatte seine Mutter schon an die zwei Jahre als »Klavierspielerin« bezeichnet, als er schließlich explodierte: »Pianistin! Sie ist Pianistin! Klavierspieler klimpern in billigen Kneipen oder Hochzeitskapellen.«)
»Ein Jammer, dass du nicht dabei warst«, sagte ich. »Du hättest all meine Lügen in die sprachlich korrekte Form gebracht.« Ich befestigte die Leine an Ripkens Halsband und schaute auf meine Uhr. »Ich bin um halb vier mit Eila im Haus eines Kunden verabredet«, erklärte ich. Damit blieb mir etwa eine Stunde für Gassigehen, Duschen und Umziehen, bevor ich losfahren musste. Ripken sprang übermütig und voller Vorfreude um mich herum. »Komm doch mit spazieren«, sagte ich zu Peter.
»Ich muss duschen.« Er stand auf, trat hinter mich und schlang die Arme um meine Taille. »Jetzt sag mal ernsthaft«, flüsterte er dicht an meinem Ohr, »wie war das denn so? Hat jemand einen Toast ausgebracht, und ihr musstet euch küssen?«
»Es war keine Hochzeit«, gab ich zu bedenken.
»Aber ihr musstet doch mindestens Händchen halten, um überzeugend zu wirken«, flüsterte er.
»Sag mal – würde dich das auf irgendeine kranke Weise antörnen?«, fragte ich angewidert.
»Nein.« Er ließ mich los. »Ich will nur wissen, was los war.« Da wurde mir klar, dass er weniger neugierig war als eifersüchtig.
»Ich dachte, du wärest nicht eifersüchtig. Hattest du nicht gesagt, dieser Schuh sei dir zu eng?«
»Hey, ich möchte mir nur ein Bild davon machen, was passiert ist. Dagegen ist wohl nichts einzuwenden.«
»Also schön. Ich habe mich ausführlich mit der Mutter und der Schwester unterhalten, die zwei Kinder hat – und mit Elliot. Sie haben sich alle bemüht, das Beste aus der Situation zu machen. Es ist eine schwere Zeit für sie. Ich bin hier. Ich bin zurück.«
Er setzte sich aufs Sofa. »Was soll das heißen?«
»Was?«
»Vergiss es. Ich sehe schon – ich muss Elliot fragen, wie es gelaufen ist. Er wird mir eine klare Antwort geben.«
»Elliot? Lass ihn bloß damit in Ruhe.« Ich dachte an Elliot und seine Grundehrlichkeit und fröstelte. Als ich schon fast an der Tür war, sagte Peter: »Ich wollte ihn sowieso zum Golfspielen einladen und ihn ein paar Leuten vorstellen.«
»Er hat gar keine Zeit für Golf. An den Wochenenden ist er bei seiner Mutter am See, und während der Woche hält er Vorlesungen an der Uni.« Nicht auszudenken, was er Peter im Lauf eines dieser endlosen Golfspiele erzählen würde!
»Ich werde ihn mal vormittags während der Woche einladen. Er ist Professor – das ist doch kein richtiger Job.« Er beugte sich vor. »Warum willst du nicht, dass ich ihm Fragen stelle? Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Frag ihn, was du willst. Ich hab nichts dagegen.« Ich öffnete die Tür und trat hinter dem ungeduldig an der Leine zerrenden Ripken in den Hausflur hinaus.
Panik packte mich. Als ich vom Haus aus nicht mehr zu sehen war, klappte ich mein Handy auf, aber ich hatte keine Ahnung, ob ich Faith oder Helen anrufen sollte, beide oder keine von beiden. In meinem letzten Gespräch mit Faith hatte sie mich beschuldigt,
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