Verliebt bis unters Dach Roman
Anfall bekommt, wenn er nicht täglich zu Hause anruft... falls du ihn überhaupt jemals weggehen lässt. Vermutlich erpresst du ihn, immer bei dir zu bleiben, bis er fünfzig ist.«
Marilyn lachte nur.
»Na, manchmal ist Übertreibung die einzige Möglichkeit, dich zur Vernunft zu bringen«, rechtfertigte Liesel das Bild, das sie gerade gezeichnet hatte.
»Vielleicht suche ich mir wieder einen Mann, wenn er achtzehn ist.«
»Oh ja, das sind ja nur noch zehn Jahre. Im Vergleich dazu ist mein Sommer der Keuschheit wie zehn Minuten.«
»Vermutlich sind es absolut gesehen auch nur zehn Minuten«, neckte Marilyn sie.
»Ich sagte doch, ich halte mich daran. Das meine ich ernst.«
»Klar. Aber ich weiß hundertprozentig, dass du heute auf einen anderen Tierarzt gehofft hattest.«
Liesel überlegte, ob sie es abstreiten sollte, aber Marilyn kannte sie zu gut. Es wäre wirklich reine Zeitverschwendung gewesen, es zu bestreiten.
»Genug davon. Nur weil ich mir selbst kein Liebesleben gönne, kann ich durchaus anderen zu einem verhelfen.«
»Wie meinst du das?«
»Sich dir das mal an.« Liesel ging zur Tür und rief Lorraine, die gerade an dem geschnitzten Treppengeländer Staub wischte.
»Wie fandest du den Tierarzt, Lorraine?« Sie duzten einander inzwischen alle.
»Tierarzt?« Lorraine sah verwirrt aus, als wüsste sie nicht, worüber Liesel redete und hätte den Mann kaum bemerkt.
»Ja, den Tierarzt«, beharrte Liesel. »Wie fandest du ihn?«
»Wen?«, fragte Lorraine. Sie konnte aber nicht gut lügen und verriet sich durch die geschürzten Lippen und das unruhige Hin- und Herzucken ihrer großen Augen.
»Du weißt ganz genau, wen ich meine, Lorraine Veasey...«
»Er schien sehr nett«, quiekte Lorraine, ehe sie das Gesicht im Staubtuch vergrub und in den ersten Stock floh, wobei sie zwei Stufen auf einmal nahm. Oben versteckte sie sich hinter dem Lärm des Staubsaugers.
»Na, siehst du? Verknallt. Genau wie ich sagte.«
»Vielleicht hast du Recht«, meinte Marilyn überrascht.
»Wir werden alle irgendwann im Leben von der Liebe angesteckt.«
»Sicher. Aber ich hatte gedacht, dass Lorraine viel zu antiseptisch wäre, um von irgendwas angesteckt zu werden.«
Als am folgenden Tag, dem Sonntagmorgen, alle Gäste versorgt waren, heckte Liesel einen verwegenen Plan aus. Nur brauchte sie dazu Hilfe.
Superman war mit Godrich an der Leine unterwegs nach draußen. Über die Schulter hatte er einen Eimer und einen Spaten gehängt. Dazu trug er einen Hut, von dem aufgereihte Korken herabhingen.
»Alex, was machst du denn?«
»Ich gehe an den Strand, um zu graben.«
»Und was ist mit dem Hut?«
»Eric sagte, wenn ich immer tiefer grabe, bin ich heute nachmittag in Australien. Dann kann ich mich unauffällig unter die Eingeborenen da mischen.«
»Ach so.« Liesel nickte verblüfft, aber lächelnd. »Kann diese Graberei nicht vielleicht ein bisschen warten?«
»Die Flut dräut«, meinte Alex und wiederholte damit eine Lieblingsredensart von Eric.
»Klar, Schatz, aber ich könnte hier wirklich deine Hilfe gebrauchen.«
»Okay. Was ist es?«
»Lorraine. Ich glaube, sie ist verliebt.«
»Ihhh!« Alex verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Was ist das nur mit Frauen und der Liebe? Haben sie alle nichts Besseres zu tun?«
»Was, sollen wir etwa alle nach Australien durchstoßen?«, neckte Liesel ihn.
Alex erwiderte ihr Grinsen.
»Na gut. Was soll ich tun?«
»Nun, du könntest erraten, wen sie gern hat, oder?«
Er schüttelte den Kopf.
»Hast du jemals sauberere Gummistiefel gesehen...?« Liesel half ihm auf die Sprünge.
»Oh, ahh, der Tierarzt mit der Brille. Er fand sie auch nett.«
»Meinst du? Da bin ich aber froh, denn ich glaube das auch. Und ich fragte mich schon, ob ich mir das eingebildet hatte.«
»Na. Das sieht man doch, dass er sie toll findet.«
»Ja? Wie denn?«, fragte Liesel. Sie freute sich, dass jemand anderer das auch bemerkt hatte.
»Weil er sie so angesehen hat wie du Mr. Spencer«, erwiderte Alex entschieden. »Und Mum meinte, es wäre chronisch, was heißt, dass du ihn wirklich magst... Tante Lies, warum bist du denn so rot im Gesicht?«
Liesel sah plötzlich aus wie Lorraine, als sie diese selbst ausgequetscht hatte - ganz aufgeblasener Mund und Verleugnung.
»Ja... äh... mmh... Lorraine und Adrian Lee... ich dachte, wir locken Adrian irgendwie hierher...«
»Meinst du, dass Godrich wieder krank wird?«, fragte Alex besorgt.
»Ja, aber nicht
Weitere Kostenlose Bücher