Verliebt bis unters Dach Roman
sagen?«
»Er freut sich bestimmt königlich. Solange wir sicher sind, dass er damit einverstanden ist. Er will bestimmt nicht, dass du nur seinetwegen hier bleibst. So viel weiß ich. Und ehe du dazu etwas sagst, es ist egal, wie alt man ist, man will seinen Kindern nie zur Last fallen. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung, denn mein kleiner Sohn verkleidet sich ständig als Superman, seitdem sein Vater verschwunden ist.«
»Er selbst kann sich nicht um seine Mum kümmern, aber Superman kann es vielleicht?«
»Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.«
»Er ist ein netter Junge, er kommt sicher darüber hinweg.«
»Er braucht einen...« Marilyn brach ab. Sie hatte gerade »Vater« sagen wollen, aber aus irgendeinem Grund wurde ihr bei dem Gedanken plötzlich unwohl. »Mehr Männergesellschaft«, stammelte sie schließlich. »Es ist gut, dass Eric hier ist. Es war anfangs schwer für Alex in der winzigen Wohnung mit uns beiden Frauen.«
»Es war sicher wunderbar für ihn.«
»Klar, wir haben ihm das Kochen beigebracht, das Bügeln, wie man näht...«
»Aber jetzt untertreibst du. Sicher kommt ihr auch mit einem Schlagbohrer gut zurecht.«
»Nun, ich kann Sicherungen auswechseln, Zündkerzen, Stecker«, lächelte Marilyn. »Und Liesel schafft eine Menge mit bloß einem Schraubenschlüssel. Doch es gibt vieles, das wir nicht können. Die verdammte Balustrade muss neu verputzt werden, das kann nicht mal Liesel mit ihrem Schraubenschlüssel. Es sei denn, wir beschließen, sie einfach einzureißen, statt zu reparieren. Aber dann fliegen uns die Gäste im Dunkeln nur so von der Terrasse. Das wäre auch nicht so toll...«
»Immerhin habt ihr einen Superman hier, um sie zu retten«, grinste Ed.
Er hatte ein nettes Lächeln, fand Marilyn. Aufrichtig und locker.
»Ich habe da eine Idee. Warum kann ich das nicht machen? Die Balustrade, meine ich?«
»Wir können uns momentan nicht leisten, jemanden einzustellen.«
»Ich will keine Bezahlung dafür.«
»Das kann ich nicht annehmen.«
»Das bräuchtest du auch nicht. Ihr zahlt Dad ja ein volles Gehalt für einen halben Job. Das könnt ihr euch eigentlich nicht leisten, daher wäre es eine Art Jobsharing.« Er versuchte sie zu überreden.
»Du meinst, du machst die Arbeit, und dein Vater wird bezahlt?«
»Ja, ungefähr so. Du weißt, dass Dads Leben von diesem Job abhängt. Das hier ist sein einziges Zuhause.«
Marilyn nickte.
»Was meinst du?«
»Wenn du ohne Bezahlung für uns arbeitest, wovon willst du leben?«
»Ich suche mir noch einen anderen Job. Nachtschicht irgendwo. In einer Bar. Unten in der Stadt gibt es jede Menge Stellen für die Saison.«
Marilyn schüttelte den Kopf.
»Bitte sag ja, Marilyn.«
»Ich sage doch nicht nein...«
»Wirklich?«
»Ich sage nur, dass ich eine bessere Idee habe.«
Marilyn stand auf und streckte die Hand aus.
»Komm mit.«
»Was hast du vor?« Er kniff lächelnd die Augen zusammen.
»Das wirst du gleich sehen.«
»Liesel! Liesel!«
»BINIER«, ertönte ein gedämpfter Schrei.
»In der Küche.« Marilyn grinste Ed an. Sie hielt immer noch seine Hand - wie bei Alex - und zog ihn hinter sich her.
Liesel war nirgends zu sehen.
»Lies?«
»Hier unten!«
Ed deutete auf den Backofen. Liesel hockte in ihrem Overall auf den Knien davor und hatte den Kopf hineingesteckt.
»Verdammt, so schlimm ist es doch gar nicht«, scherzte Marilyn.
»Haha!« Stirnrunzelnd zog Liesel den Kopf heraus. »Wenn ich das blöde Ding bloß ankriegte, dann könnte ich mich mit dem Gas sanft auf die andere Seite befördern.«
»Funktioniert er nicht?«
Liesel schwenkte ihren geliebten Schraubenschlüssel.
»Ich kann ihn so viel schlagen, wie ich will.«
»Also, dann hör auf mit dem Schlagen, Schwesterherz, denn ich möchte dir unseren neuen Hausmeister vorstellen.« Marilyn musste sich beherrschen, um nicht triumphierend in die Luft zu springen. Dann sah sie zwischen Liesel und Ed hin und her und wieder zurück. Beide hatten noch kein Wort gesagt. Sie wusste nicht genau, wer von den beiden überraschter aussah, und wartete nun ängstlich darauf, dass die Überraschung so angenehm ausfiel, wie sie sich das erhofft hatte.
Nachdem sie drei Atemzüge lang die Luft angehalten hatte, sah sie erleichtert, dass beide zu grinsen begannen.
»Hallelujah!«, rief Liesel und raffte sich hoch. »Willkommen in diesem Irrenhaus!« Dann umarmte sie die beiden und reichte Ed den Schraubenschlüssel. »In dem Fall gehe ich jetzt nach oben
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