Verliebt bis unters Dach Roman
und mache mir eine schöne heiße Badewanne.« Augenzwinkernd verließ sie die Küche.
»Bist du sicher?«, fragte Ed und ließ den Schlüssel von einer Hand in die andere fallen.
»Das macht doch Sinn. Du brauchst einen Job, wir brauchen Hilfe.«
»Klar, aber Dad sagte, dass die Gäste euch nicht gerade die Tür einrennen.«
Marilyn seufzte.
»Stimmt. Es könnte besser laufen, aber es reicht, und wir haben genug Geld von Nancys Versicherung auf dem Konto, um die miesen Zeiten zu überbrücken.« Sie verschwieg allerdings, dass weder sie noch Liesel momentan ein Gehalt bezogen. Da Kashia nun mehr arbeitete, hatte Liesel wie versprochen darauf bestanden, momentan bloß Taschengeld für das Nötigste zu beanspruchen. Marilyns Werbekampagne hatte nur halb so viel Resonanz gehabt, wie sie sich erhofft hatte, daher beanspruchte auch sie kein Geld, außer für Alex. Es war alles nicht so schlecht, wie es klang, denn das Hotel bot ihnen fast alles zum Leben Notwendige: Essen, ein Dach über dem Kopf, selbst Shampoo und Showergel. Mit Ed würde das alles noch weiter gestreckt, aber sie brauchten ihn auch. Ein Hotel wie das Cornucopia zu unterhalten war ein Vollzeitjob. Es gab immer etwas, was dringend repariert werden musste, vom rutschigen Fußboden in der Küche bis hin zu den Dachrinnen.
»Ed, wir brauchen dich«, versicherte sie ihm.
Das bewies sich schon in den nächsten beiden Tagen. In weniger als achtundvierzig Stunden verputzte Ed die Balustrade, stutzte die wuchernden Büsche im Garten, reparierte den Backofen - zu Liesels Entzücken - und löste die Blumentapete in Alex’ Zimmer von den Wänden, um sie anschließend im gleichen Blau zu streichen wie Supermans enge Hose. Er machte sich sofort derart unentbehrlich, dass Marilyn sich fragte, wie sie so lange ohne ihn ausgekommen waren. Außerdem war er so nett, anständig und ehrlich wie sein Vater. Alle mochten ihn auf Anhieb gut leiden, selbst Kashia. Alex hatte sich geradezu in ihn verliebt. Für einen Mann, der zugab, nicht an Kinder gewöhnt zu sein, besaß Ed eine Art, die sie sofort zu Freunden machte. Ihm gelang es sogar, Alex zu überreden, abends nach der Schule nicht am Computer Zombies umzubringen, sondern mit ihm angeln zu gehen.
Sie kamen erst kurz nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Man konnte ihr Lachen schon hören, als sie im Auto die Einfahrt herunterkamen.
»Habt ihr was gefangen?«, fragte Marilyn Alex, der Ed hinter sich an der Hand durch die Tür zerrte.
»Nein...«, trillerte er fröhlich und sah Ed fragend an.
»Aber ihr hättet den mal sehen sollen, der uns entwischt ist«, stimmte Ed ein.
»Oh, ja, ihr hättet den mal sehen sollen, der uns entwischt ist«, wiederholte Alex.
Dann stellte er sich neben Ed, und beide streckten die Arme so weit wie möglich aus.
»Sooooo groß war der«, sagten sie im Chor, ehe sie sich vor Lachen wieder bogen.
»Na, für jemanden, der keine Fische gefangen hat, riecht ihr aber doll danach«, grinste Marilyn und hielt sich die Nase
zu. »Geht doch erst mal duschen, und dann mache ich euch Essen, ja?«
»Gut. Ed hat dir etwas mitgebracht.«
»Das haben wir im Hafen gekauft.« Ed hielt eine blau gestreifte Plastiktüte auf. Marilyn spähte hinein und sah mehrere Pfund glänzend frischen Fisch. »Ich dachte, wir können die heute Abend alle zum Essen haben. Dad könnte sie im Restaurant als Spezialiät anbieten, denn es ist reichlich da.«
»Das ist ja... äh... Ed... wunderbar! Danke!«
»Komm schon.« Alex zog ihn zum Turm. »Ich muss dir unbedingt das Computerspiel zeigen.«
»Dusche!«, rief Marilyn hinter den beiden her. Liesel streckte die Arme weit aus und zwinkerte Marilyn zu.
»Er ist soooo groß!«, wiederholte sie und riss vor Lachen die Augen auf. »Meinst du, Ed hat den Fisch gemeint oder seinen...«
»Liesel!« Marilyn errötete heftig. »Du solltest nicht so über Ed reden.«
14
Dann kam der Tanzabend des Tierarztverbandes - gleichzeitig Lorraines erste Verabredung mit Adrian. Die Schwestern brannten darauf, so viel wie möglich davon mitzubekommen, und hatten Lorraine überredet, ihre Sachen mitzubringen und an dem Abend im Hotel zu bleiben und bei Liesel im Zimmer zu schlafen. Adrian würde sie um sieben Uhr abholen, daher drängte man sie um halb sechs aus der Küche, wo Eric das Abendessen zubereitete und Ed den
»Brummer« reparierte, den großen, lauten Kartoffelschäler, um sich im Turm fertig zu machen.
Nicht sehr viel später tauchte sie wieder auf.
Sie hatte
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