Verliebt bis unters Dach Roman
bloßen Klang lächeln.
»Ehrlich gesagt«, vertraute sie ihm an, »glaube ich, es ist mehr als nur Schwärmerei. Ich glaube, sie hat sich wirklich in ihn verliebt.«
»Und das macht einen Unterschied?«
»Meinst du nicht?«
»Es gibt ein paar alte Sprichwörter: In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt. Leute, die mit der Liebe vernünftig umgehen, sind unfähig zur Liebe. Egal, ob er eine Freundin hat, solange es nicht deine Freundin ist... du hast vielleicht gemerkt, dass ich das Letzte gerade erfunden habe, damit du dich besser fühlst, weil du duldest, dass deine Schwester mit einem verheirateten Mann ausgeht.«
»Er ist nicht verheiratet. Noch nicht«, lachte Marilyn.
»Das Wörtchen noch deutet zwar an, dass es vielleicht nicht stattfindet, aber auch, dass die Möglichkeit dazu durchaus besteht.«
»Was bedeutet, ich sollte sie wirklich nicht ermuntern, ihre Zuneigung an jemanden zu verschwenden, der vielleicht nicht frei ist, sie zu erwidern.«
»Sprich nicht von verschwendeter Zuneigung, denn Zuneigung ist noch nie verschwendet worden«, erwiderte Ed. »Noch ein Zitat. Diesmal von Longfellow. Weißt du was, ich habe mich schon gefragt, ob er...«
Marilyn begriff sofort und begann zu kichern.
»Du bist der erste Mensch, dem ich das sagen wollte, der sofort wusste, was ich meinte.« Er lächelte sie an.
Marilyn erwiderte es.
»Bist du jemals verliebt gewesen, Ed?«, fragte sie.
»Nein, noch nie.«
»Noch nie?«
»Ich hoffe immer noch, dass es irgendwann passiert.«
»Das ist heuzutage aber selten.«
»Was?«
»Hoffnung.«
»Ich kenne Sie gar nicht so zynisch, Mrs. Hamilton.«
»Oh, bitte, sag das nicht«, stöhnte Marilyn.
»Was, zynisch?«
»Nein, Mrs. Hamilton.«
»Ach so. Du hasst deinen Ehenamen. Das erklärt den Zynismus. Ich nehme an, du warst verliebt... mindestens einmal.«
»Das ist Vergangenheit«, erwiderte Marilyn. »Aber da du dich ja mit Sprichwörtern auskennst: Ein gebranntes Kind scheut das Feuer .«
»Das gefällt mir nicht.« Ed runzelte die Stirn. »Das klingt zu sehr nach Resignation.«
»Du bist also mehr der Typ, der sagt: Wenns beim ersten Mal nicht klappt, versuch’s noch einmal? «
»Ja, ich denke schon. Aber als ich letztes Jahr in China war, habe ich ein viel schöneres gehört...« Damit trat er hinter die Bar und goss Marilyn ein Glas Wein ein, von dem er wusste, dass sie ihn gerne trank. »Ich weiß nicht, warum ich es behalten habe, vielleicht, weil es da auch um Hoffnung geht: Lass einen grünen Baum in deinem Herzen wachsen. Vielleicht fliegt eines Tages ein Vogel darauf und singt.«
Diesmal gingen sie zum Strand. Der Weg führte an dem rasch schmaler werdenden Fluss entlang, dessen Wasser von der Ebbe ins Meer gezogen wurde. Ziel war, dass Ruby mit ihnen gehen sollte. Tom erklärte, der Trick bestünde darin, dass sie es viel interessanter finden sollte, bei ihnen zu bleiben, als alles andere, was ihr vielleicht begegnen würde.
»Man muss ihre Konzentration fesseln, ob durch Belohnungen, durch freundlichen Zuspruch, Tätscheln oder...« Er griff in die Jackentasche und zog einen Ball hervor. »... oder so was.«
Liesel nickte. Sie war völlig fasziniert.
»Man muss dafür sorgen, dass sie bei allem, was ringsum vor sich geht, nur Augen und Ohren für dich hat... dass bei dir zu bleiben das Schönste ist, was sie sich vorstellen kann.« Er warf den Ball und rief »Bring!« Einen Moment lang sah es aus, als würden Liesel und Ruby um die Wette nach dem Ball jagen.
Auf dem Rückweg zum Hotel, eine Stunde später, ging Ruby immer noch nur sporadisch bei Fuß, aber Liesel war die ganze Zeit sehr zuverlässig geblieben.
»Wie gefällt dir denn Cornwall«, fragte Tom. »Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht viel davon gesehen. Wir machen immer wieder Pläne, aber dann ist so viel zu tun, dass wir nirgendwohin kommen.«
»Was möchtest du denn gerne sehen?«
»Ich möchte furchtbar gerne zurTate-Galerie in St. Ives... also, es muss nicht einmal die Tate sein. Ich habe gehört, es gibt in St. Agnes eine Künstlerkolonie, und in Truro soll es auch schöne Galerien geben...«
»Du interessierst dich für Malerei?«
Liesel nickte begeistert. »Ja, sehr.«
»Malst oder zeichnest du selbst?«
»Oh nein«, erwiderte sie mit charmanter Ehrlichkeit. »Gar nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die darauf brennen, der nächste Tom Jones zu sein, die aber eher wie ein liebeskranker Kater klingen, wenn sie tatsächlich den Mund aufmachen. Oh, sorry, das
Weitere Kostenlose Bücher