Verliebt in den Chef?
Abend nicht verderben – das war zwar süß, aber er hatte nichts dagegen, schon zu gehen. Jetzt wo er sich über seine weiteren Schritte im Klaren war, wollte er nicht mehr länger als nötig warten. Er war fest entschlossen, ihr eine Zweckehe vorzuschlagen. Ella bekäme einen Ehemann, der ihr finanzielle Sicherheit und Geborgenheit bieten konnte. Im Gegenzug hätte er eine Frau, um die ihn andere Männer beneiden würden – das anständige und aufrichtige Mädchen von nebenan. Kopfschmerzen und gebrochene Herzen würden der Vergangenheit angehören. Tristans gute Laune verschlechterte sich ein wenig, als er seine Jacke von der Stuhllehne nahm. Er würde morgen Cade im Auge behalten müssen – Ellas Gutgläubigkeit würde sie zu einem leichten Opfer machen. Sein älterer Bruder hatte ihm schon einmal die Freundin ausgespannt, und es gab keinen Grund, ihm dieses Mal zu vertrauen.
„Es ist schon fast elf“, sagte er und reichte Ella ihre Tasche. „Zeit zu gehen.“
An ihrem dankbaren Blick konnte er sehen, wie recht ihr das war. Doch sie zuckte mit den Schultern. „Wenn Sie wirklich wollen …“
Lächelnd betrachtete er seine wunderschöne Begleitung. Ja, er wollte wirklich.
Auf dem Weg nach Hause kam es Ella so vor, als würde sie schweben. Noch nie zuvor in ihrem Leben war sie auf einer solchen Veranstaltung gewesen. Die Gäste gehörten zu den reichsten Menschen des Landes, aber entgegen ihren Befürchtungen hatte Ella ihren Auftritt nicht vermasselt. Ihre Angst hatte sie in der Nacht zuvor um den Schlaf gebracht, aber jetzt war ihr klar, warum alles so gut geklappt hatte: Es lag an ihrem Begleiter.
Sie sah zu Tristan, der entspannt hinter dem Lenkrad saß und den Wagen sicher durch die Dunkelheit steuerte. Er war der perfekte Gentleman und hatte ihr das Gefühl gegeben, nicht nur schön, sondern auch etwas Besonderes zu sein. Auch noch, nachdem sie ihm beim Tanzen zweimal auf den Fuß getreten war. Sie sah von Tristans klassischem Profil auf ihre verschränkten Hände hinunter. Die Nacht war noch nicht zu Ende. Ihr Gefühl sagte ihr, dass noch viel mehr geschehen konnte. Sein Blick und sein Lächeln verrieten ihr, dass er vorhatte, sie wieder zu küssen. Sie fragte sich, was Tristan wohl von ihr wollte. Vermutlich eine kurze Affäre mit seiner Angestellten, die in zwei Wochen ohnehin aus seinem Leben verschwunden sein würde.
Als sie in die Garage fuhren, versuchte Ella, auf andere Gedanken zu kommen. Sie fand, das geplante Dinner für den Bürgermeister wäre ein geeignetes Thema. „Wissen Sie, was der Bürgermeister außer Apfelkuchen sonst noch gerne isst?“, erkundigte sie sich. „Muschelsuppe, glaube ich. Seine Frau hat sie immer serviert, wenn ich zum Essen eingeladen war.“ Als Tristan den Motor ausschaltete, öffnete Ella den Sicherheitsgurt. „Ich wusste gar nicht, dass Sie sich so nahestehen.“
„Das tun wir auch nicht mehr.“ Er öffnete die Wagentür. „Ich bin vor einer ganzen Weile mit Belinda Rufus zusammen gewesen.“
Ella sah ihn überrascht an. Bei diesem Namen konnte es eigentlich keinen Zweifel geben. „Die Tochter vom Bürgermeister?“
Er nickte und umrundete den Wagen, um sie ins Haus zu führen.
„Wir haben uns drei Monate lang getroffen“, fuhr er fort zu erzählen, während sie den Hausflur durchquerten und anschließend in die Küche gelangten. „Sie ist dann bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen.“
„Das tut mir leid, Tristan“, sagte Ella bestürzt.
Er nahm ihre Bemerkung mit einem Nicken zur Kenntnis. „Der Bürgermeister macht mich für ihren Tod verantwortlich“, erklärte er mit leiser Stimme.
„Haben Sie denn am Steuer gesessen?“
Kopfschüttelnd lehnte er sich an die Rückseite eines Küchenstuhls. „Ich war mit Bindy auf der Hochzeit eines Freundes, und sie hatte zu viel Champagner getrunken. Wir sind an die frische Luft gegangen, aber das hat auch nicht geholfen. Erst habe ich gedacht, dass sie eine Menge Unsinn redet, aber dann hat sie mir erzählt, dass …“, er räusperte sich und rieb sich am Kinn, „… dass sie eine Woche vorher mit Cade im Bett gewesen war.“
Ella ließ sich auf einen Stuhl sinken. „Aber warum?“
„Cade ist der reichste von uns Barkley-Brüdern.“
„Oh Tristan. Kein Wunder …“
„Sie hatte wohl gehofft, dass ich vor Wut in die Luft gehe, aber ich habe sie enttäuscht. Stattdessen habe ich wie hysterisch gelacht.“ Er lächelte voller Bitterkeit. „Mein großer Bruder Cade hatte es
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