Verliebt in eine Diebin - Roman
keinen Einbrechern, die weiß Gott was mit mir treiben.«
»Die mich küssen...« Tilda lachte, als Eve entzückt aufkreischte und Steve zusammenzuckte.
»Erzähl weiter!«, befahl Eve.
»Mehr ist nicht passiert«, entgegnete Tilda möglichst beiläufig. »Ich öffnete eine Schranktür, er stürzte sich auf mich, ich bekam einen Asthmaanfall und biss ihn. Dann kritisierte er meine Kleidung, erklärte mir, er sei kein Gentleman, und küsste mich.«
»Oooh, oooh... Und wie war’s?«
»Ziemlich heiß.« Im Keller fühlte sich Tilda sicher genug, um ihrer Schwester die Wahrheit zu gestehen. »Ich gab ihm einen Zungenkuss.«
»Oh ja , ja !«, quietschte Eve, und Tilda lachte wieder.
»Meine Schuld war es nicht. Ich hatte Angst. Und der Typ stand direkt zwischen mir und einer Katastrophe.«
»Und deshalb sagtest du: ›Vielen Dank‹, und nicht: ›Lass mich deine Mandeln lecken.‹«
»Vermutlich lag’s am Adrenalin, das brauchte irgendein Ventil. Es kroch in meinen Mund. Außerdem wusste ich, den Mann würde ich nie wieder sehen, und wir standen in einem dunklen Schrank - deshalb kam’s mir so vor, als wär das gar nicht ich .« Wie vernünftig das klang... Tilda war sehr zufrieden mit sich selbst.
»Und das war deine letzte Begegnung mit dem Einbrecher?«, fragte Eve enttäuscht.
Tilda nickte. »Abgesehen von etwa zwanzig Minuten in dem Imbiss, wo er mich bedrohte und mir erzählte, ich hätte Insektenaugen und mich mit der Rechnung sitzen ließ.«
»Nervig. Ein ausgeflippter Bilderstürmer. Wohl kaum der Wunschtraum deiner Mutter.«
»Sicher nicht.« Tilda entschied, nun hätten sie lange genug über ihre Sünden geredet. »Fandest du Gwennie in letzter Zeit auch ein bisschen seltsam?«
»Ich finde Gwennie immer seltsam«, erwiderte Eve und setzte sich auf. »Und das ist einer der vielen Gründe, warum ich sie liebe. Hat sie dir erzählt, dass sie zum Eddie-Bauer-Discount gegangen ist und mit fünf Pullovern zurückkam - mit einem für dich, einem für sich selber, einem für Nadine, einem für mich und einem für Louise? ›Gwennie, das sind zwei für mich‹, sagte ich. Und sie hat nur geantwortet: ›Mach dich nicht lächerlich, du würdest doch niemals Schwarz tragen! ‹«
»Damit hat sie Recht. Obwohl ich Louise niemals als Eddie-Bauer-Girl sah.«
»Und deshalb brauchst du diesen Kerl und nicht Scott - einen Einbrecher in der Nacht, keinen Anwalt bei Tag. Louise in dir braucht so einen Typen genauso dringend wie die Louise in mir einen schwarzen Pullover.«
»In mir gibt’s keine Louise.« Diese Erkenntnis deprimierte Tilda ein bisschen. Seufzend stieg sie aus dem Bett, gab ihrer Schwester das letzte Stück Schokolade und stellte Steve auf den Boden.
»Glaub mir, in jeder Frau steckt eine kleine Louise.« Eve kroch über das Bett und rückte das Bild gerade, das am Kopfteil des Bettes lehnte. »Nur weil dein Typ dich Vilma nannte, heißt das noch lange nicht, dass du keine Louise bist.«
»Und ich brauche keinen Einbrecher in der Nacht.« Beklommen dachte Tilda an ihr schändliches Benehmen - und
wie sie ihn angefleht hatte, er möge sie retten. »Dieser Kerl bringt das Schlimmste in mir zum Vorschein.«
»Ja, deine innere Louise«, meinte Eve anerkennend. »Lass sie frei. Wirklich, ich wüsste nicht, was ich ohne Louise tun würde. Immer wenn ich das Gefühl habe, losschreien zu müssen, ist’s Mittwochabend - und da taucht sie auf, und ich kann mich abreagieren.«
»Okay. Aber ich bin keine Grundschullehrerin, ich male Fresken. Und das beruhigt mich. Also muss ich keinen Dampf ablassen.«
»Merk dir nur die drei Regeln«, fuhr Eve fort, als hätte Tilda nichts gesagt. »Louise kommt nur an vier Nächten pro Woche. Daheim hat sie keinen Sex. Und sie erzählt niemandem, dass in Wirklichkeit du in ihrer Haut steckst.«
»Für eine Therapie ist es nie zu spät. Sicher würde die Versicherung deiner Schule die Kosten übernehmen.«
»Warum sollte ich so was machen?«, fragte Eve, stand auf und strich ihren Pyjama glatt. »Ich bin glücklich. Und ich habe zwei Pullover.«
»Wie schön für dich. Hör mal, so toll war der Kerl im Schrank gar nicht - ich hab übertrieben.«
»Wenn du dir dauernd alle guten Dinge ausredest, wirst du nie was davon abkriegen.«
»Oh, ich hab sehr viel abgekriegt«, erwiderte Tilda ärgerlich. »Scott und ich hatten fabelhaften Sex. Ich bin jedes Mal gekommen.« Steve stemmte seine Vorderpfoten gegen ihre Beine, und sie hob ihn hoch. »Diesem Mann müsste
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