Verliebt in eine Kidnapperin?
befolgte.
Inzwischen hatte er sich mit dem Verlust abgefunden, aber ihr Tod hatte eine Lücke in seinem Leben hinterlassen.
Er überlegte, ob eine liebende Ehefrau und eigene Kinder diese Lücke füllen könnte. Während er Kirsten aus den Augenwinkeln beobachtete, nahm er sich fest vor, es herauszufinden.
Der Tisch, an dem sie einander gegenübersaßen, war in romantisches Kerzenlicht getaucht. Jeremy berichtete Kirsten von seinem Tag in der Klinik.
Kirsten spürte, dass er seine Arbeit mochte und ihm seine Patienten sehr am Herzen lagen. Gebannt lauschte sie, und ein seliges Lächeln lag auf ihren Lippen.
Sie war nicht die Einzige, der dieser Abend ausnehmend gut gefiel. Jeremys Körpersprache und seine Miene verrieten ihr, dass ihr Rendezvous einen verheißungsvollen Anfang genommen hatte.
„Und womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?“, fragte er schließlich.
„Ich bin Finanzbuchhalterin.“ Sie trank einen Schluck Wasser.
„Wo arbeiten Sie denn?“
Eigentlich hatte sie gehofft, dieses Thema vermeiden zu können. „Im Moment bin ich auf Jobsuche, aber ich bin ziemlich optimistisch. Ich habe ein paar glänzende Empfehlungsschreiben und einen soliden Lebenslauf. Es ist nur eine Frage der Zeit.“
Lächelnd nahm er einen Bissen von seinen Manicotti.
Hoffentlich dachte er jetzt nicht, dass Arbeitslosigkeit in ihrer Familie der Normalzustand war. Sie beschloss, das Gespräch erneut auf ihn zu lenken. „Das Krankenhaus kann sich glücklich schätzen, Sie zu haben. Haben Sie schon daran gedacht, eine eigene Praxis zu eröffnen?“
„Ich habe bereits eine – in Sacramento. In der Klinik arbeite ich nur ehrenamtlich.“
Ihr Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, dass er die Stadt wieder verlassen würde. Denn das war es ja wohl, was er ihr mit seiner Antwort zu verstehen gab. „Was hat Sie nach Red Rock geführt? Und wie lange werden Sie noch bleiben?“
„Ich bin wegen der Hochzeit meines Vaters gekommen, die vorigen Monat stattfinden sollte. Und ich bleibe so lange in der Stadt, bis …“ Jeremy schaute auf seinen Teller und wieder zu Kirsten.
Sein von der Sonne gebleichtes Haares schimmerte im Schein der Kerze, und ihre Blicke trafen sich. Plötzlich wirkte er sehr bekümmert.
„Mein Vater ist an seinem Hochzeitstag verschwunden, und seitdem gibt es keine Spur mehr von ihm. Unter diesen Umständen konnte ich die Stadt unmöglich verlassen. Deshalb habe ich mir bis auf Weiteres freigenommen. Ich bleibe in Red Rock, bis er gefunden ist.“
Voller Mitgefühl lauschte Kirsten ihm, als er von dem Unfall und den polizeilichen Ermittlungen berichtete, die im Sande verlaufen waren. „In der Regel gebe ich nichts auf Ahnungen und Gefühle, aber ich … ich bin davon überzeugt, dass er wieder auftauchen wird.“
Spontan legte sie die Hand auf seine. Sie war warm und kräftig. Nur zu gut konnte sie seine Gefühle nachvollziehen. Ihr Vater hatte die Familie verlassen, als sie vierzehn Jahre alt gewesen war. Lange hatte sie geglaubt, dass er eines Tages zurückkehren und die Familie wieder zusammenfinden würde.
Aber er war nicht zurückgekommen. Die Verletzung und Enttäuschung darüber hatte sie nie ganz überwunden.
Ein Blick in Jeremys Augen verriet Kirsten allerdings, dass er vielleicht doch nicht so optimistisch war, wie er behauptete. Vielleicht erwartete er Zustimmung und Unterstützung von ihr. Es war genau die Reaktion, auf die sie immer bei ihrem Bruder gehofft hatte – ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Verständnis, das einen mit jemandem verband, der einem viel bedeutete. Genau das empfand sie in diesem Augenblick. Doch da war noch etwas mehr.
Etwas anderes lag in seinem Blick, etwas, das mit dem gedämpften Kerzenlicht und der romantischen Musik zu tun haben musste – und mit der Anziehungskraft zwischen ihnen, die von Minute zu Minute wuchs.
Jeremy Fortune schien ein Mann zu sein, auf den man sich verlassen konnte. Mit der Zeit entpuppte er sich möglicherweise sogar als der Mann, den sie lieben und mit dem sie ihr Leben verbringen wollte – vorausgesetzt, sie würde ihn genauer kennenlernen. Aber so viel Zeit blieb ihnen wahrscheinlich gar nicht. Er hielt sich schließlich nur vorübergehend in Red Rock auf.
Langsam zog sie ihre Hand zurück. Ihre Fingerspitzen streichelten seine Knöchel.
Sie sollte sich keine Hoffnungen machen. Für sie mochte dieser Abend der schönste ihres Lebens sein, aber für ihn war es bloß eine Zerstreuung. Im Moment stand ihm der
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