Verliebt in eine Kidnapperin?
zutiefst, dass sie Jeremy zur Ranch hatte zurückfahren lassen.
Aber sie hatte sich nun einmal dazu entschieden, und deshalb musste sie jetzt allein schlafen und davon träumen, was alles hätte geschehen können, wenn …
Sie zog ihr bequemstes Flanellnachthemd über den Kopf, schlug die Decke zurück und schlüpfte ins Bett. Die Bettwäsche war frisch, im Haus war es ganz still, und sie lauschte dem Klopfen ihres Herzens. An Schlaf war freilich nicht zu denken. Andauernd kreisten ihre Gedanken um den morgigen Abend. Was würde er bringen?
Inzwischen wünschte sie sich nichts sehnlicher, als von ihm in ein Hotel eingeladen zu werden und mit ihm zu schlafen.
Sollte sie vorsichtshalber eine Reisetasche mit Kleidung zum Wechseln mitnehmen? Sollte sie Max sagen, dass sie möglicherweise nicht zurückkam und er sich allein um das Baby kümmern musste?
Jesus! Dieses Lächeln auf Jeremys Gesicht, als er von dem Hotelzimmer gesprochen hatte!
Wie peinlich, wenn sie ihn mit gepackter Reisetasche begrüßte – und er hatte nur einen Scherz gemacht!
Sie presste die Augen fest zusammen und versuchte, diesen schrecklichen Gedanken zu verjagen. Sie sollte jetzt wirklich versuchen zu schlafen. Doch jedes Mal, wenn sie wegdämmerte, stellte sie sich vor, mit ihm um Mitternacht Hand in Hand am Flussufer in San Antonio zu spazieren. Oder in einer Nachtbar eng umschlungen mit ihm auf der Tanzfläche zu stehen und sich im Rhythmus zu den Klängen eines Saxofons zu bewegen.
Erst lange nach Mitternacht schlief sie ein, und kurz vor sieben wachte sie auf. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee zog durchs Haus. Rasch stieg sie aus dem Bett, schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging hinunter. Kaffee wäre jetzt genau das Richtige. In der Küche stand Max am Toaster und wartete auf sein warmes Brot. Er lächelte vor sich hin.
„Es ist schön, dich so gut gelaunt zu sehen“, begrüßte sie ihn, während sie nach einer Tasse griff und sich Kaffee einschenkte.
„Ich kann es selbst kaum glauben. Noch vor einer Woche habe ich mich wie ein Verlierer gefühlt. Ich hätte niemals gedacht, aus diesem Schlamassel wieder rauszukommen. Aber jetzt sieht es ganz so aus, als würde alles wieder gut.“
„Du meinst deine neue Arbeit?“
„Die auch. Aber gestern Abend, gerade als ich Anthony ins Bett gebracht hatte, hat mich Kelly Thompson angerufen. Wir haben uns stundenlang unterhalten.“
Kirsten hatte den Namen noch nie gehört. „Wer ist Kelly?“
„Ich habe sie in der Tierhandlung kennengelernt. Sie würde dir gefallen. Ihr habt viel gemeinsam.“
Inwiefern? wunderte Kirsten sich. Laut fragte sie: „Wie lange geht ihr schon zusammen?“
„Na ja, das ist das Problem. Wir sind ein paarmal ausgegangen, aber dann konnte ich es mir nicht mehr leisten, sie einzuladen. Das war ganz schön blöd. Mir war es so peinlich, arbeitslos zu sein, dass ich sie nicht mehr angerufen habe. Verstehst du, was ich meine?“
Kirsten verstand ihn nur zu gut. Ihr gegenüber verhielt er sich ja genauso. Er zog sich einfach zurück und war unerreichbar.
„Aber als ich dich zusammen mit Jeremy gesehen habe, ist mir klar geworden, wie sehr ich es vermisse, keine Freundin zu haben. Deshalb habe ich Kelly am Freitag angerufen und eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen.“
„Und gestern Abend hat sie dich zurückgerufen?“
„Ja. Wir haben uns lange unterhalten und alles zwischen uns geklärt. Sie schien Verständnis für meine Situation zu haben. Und jetzt habe ich sie zum Abendessen eingeladen. Sie soll bloß nicht zu viel erwarten, habe ich ihr gesagt. Schließlich kriege ich meinen ersten Lohn erst am Monatsende.“
„Und? War sie einverstanden?“
„Klar. Sie besteht gar nicht darauf, auszugehen. Sie hat mich zum Essen zu sich nach Hause eingeladen.“
„Das ist ja fantastisch.“
„Finde ich auch.“
„Hast du ihr auch von Anthony erzählt?“
Ein Schatten fiel über Max’ Gesicht. „Nun ja … eigentlich … nein, noch nicht. Na ja, bevor ich das tue, will ich erst mal sehen, wie’s so läuft.“
Das konnte Kirsten gut verstehen. „Anthony ist ein ganz lieber Kerl“, versicherte sie ihrem Bruder. „Und wenn Kelly so ist, wie du glaubst, dann wird sie sich von einem Baby nicht abschrecken lassen.“
„Hoffentlich hast du recht.“
Die Brotscheiben sprangen aus dem Toaster, und Max griff nach der Butterdose.
Kirsten trank einen Schluck Kaffee. Sie wünschte ihrem Bruder, dass sich die Beziehung zwischen ihm und
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