Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
Vom Netzwerk:
Wünsche mitzuteilen, aber andererseits möchte ich ihn nicht kränken. Ich möchte auch nicht missverstanden werden. Am Ende denkt er, ich wollte ihn kritisieren, oder so. Das liegt mir natürlich fern. Nie käme mir in den Sinn, Ethan zu kritisieren, dafür liebe ich ihn viel zu sehr. Am besten halte ich einfach den Mund und warte ab. Vielleicht, wenn die erste brausende Leidenschaft nachgelassen hat, wird mein Liebster ein bisschen feinfühliger.
     
    Aus Wochen werden Monate. Ethan und ich,wir treffen uns regelmäßig, meist im gleichen Gasthof. Allmählich wissen alle, dass wir ein Paar sind. Es ist vor der Dorfbevölkerung und der Schule nicht mehr zu verheimlichen. Ich glaube, dass man mich ziemlich beneidet.
    Ich versuche, mich zielstrebig auf mein Examen vorzubereiten, aber irgendwie fehlt mir der Antrieb dazu. Seltsam, denn jetzt hätte ich jede Menge Ruhe. Maura ist ausgezogen und Alice meistens weg. Ich habe das ganze Haus für mich. Und doch muss ich mich zum Lesen zwingen. Das Examen wird für mich zu einem notwendigen Übel, das es nur hinter sich zu bringen gilt, mehr nicht.
    Weihnachten rückt näher. Im Dorf und überall in Essex werden bunte Lichterketten aufgehängt. Der erste Schnee fällt. Je intensiver die Weihnachtsvorbereitungen hier voranschreiten, desto bewusster wird mir, wie sehr ich mich nach Hause sehne. Ethan hat mir schon mitgeteilt, dass er das Fest mit seiner Familie feiern muss. Alice fährt zu ihrem Bruder nach Cambridge. Catherine reist natürlich in die Bretagne. Ich werde hier wie ein falscher Fünfziger herum hängen, worauf ich absolut keine Lust habe.
    Also rufe ich meine Eltern an und sage ihnen, dass ich über die Feiertage nach Hause kommen möchte.
    Meine Mutter macht, glaube ich, einen Luftsprung am Telefon.
    „Ich dachte, du wolltest bis zum Sommer durchgehend dort bleiben“, sagt sie.
    „Ja, dachte ich auch, aber jetzt habe ich mich umentschieden. Ich habe solche Sehnsucht, Weihnachten wie immer zu feiern. Mit euch. In unserem Heim.“
    Meine Mutter ist ganz gerührt. „Oh, das wird so fein! Ich freue mich riesig. Du doch auch, Wilhelm?“
    Mein Vater brummelt etwas im Hintergrund.
    „Lea“, sagt meine Mutter ihm, „Es ist Lea. Sie kommt Weihnachten nach Hause.“
    Wieder Brummeln.
    „Ich soll dich grüßen, und du kriegst zur Belohnung ein besonders schönes Weihnachtsgeschenk.“
    Ich lächle. „Das ist doch nicht nötig.“
    „Doch, doch. Wir haben da schon so eine Idee...“
    Ein wenig freue ich mich jetzt schon wie zu meiner Kindheit, obwohl ich das Gefühl habe, dass ich unter
Ethans
wohltuenden Einfluss schon erwachsener, ruhiger geworden bin, genau, wie er es sich gewünscht hatte.
    Wehmütig denke ich auch, dass dies vielleicht das letzte Mal sein könnte, dass ich mit meinen Eltern Weihnachten feiere. Wer weiß, was in einem Jahr ist? Vielleicht gehen Ethan und ich dann unseren Lebensweg schon gemeinsam. Es könnte doch sein?
     
    Als meine Eltern mich am Flughafen in Hannover abholen, komme ich mir vor, als wäre ich ein Alien, das einen neuen Planeten betritt. Alles erscheint mir so fremd. Um mich herum höre ich deutsche Sprachfetzen und ich lese deutsche Schilder. Selbst meine Eltern sehe ich eine Sekunde lang mit fremden Augen, so als würde ich sie zum ersten Mal sehen. Meine Mutter hat eine neue Haarfarbe. Anscheinend hat sie begonnen, sich die grauen Haare zu färben. Mein Vater hat eine neue Brille, die ihn irgendwie klüger aber auch älter aussehen lässt, und seine Stirn ist schon wieder ein Stück höher geworden.
    Sie werfen ihre Arme um mich und drücken mich so fest, als wollten sie mich nie wieder los lassen. Ich drücke sie natürlich zurück.
    Auf der Fahrt nach Bielefeld schweige ich hauptsächlich und schaue aus dem Fenster. Die Landschaft entlang der A 2 sieht so anders aus. Gab es hier immer schon so viele Hügel und Höhen? In der Ferne hängt der Abenddunst über der Natur. Es hat noch nicht geschneit.
    Die Bäume recken ihre kahlen Äste in den den bleiernen Himmel. Schon als Kind war ich immer fasziniert von den malerischen Silhouetten, die die dunklen, blattlosen Baumkronen zeichnen. Hier, anders als in Essex, marschieren viele Bäume an den Alleen in geordneten Reihen über die Rundungen der Landschaft.
    „Kind, du bist so schweigsam“, sagt meine Mutter von vorne, „bist du müde?“
    „Hm“, sage ich.
    „Wie war dein Flug?“
    „Gut.“
    „Hast du unterwegs etwas Spannendes erlebt?“
    Ich überlege. Ja, da

Weitere Kostenlose Bücher