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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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sah zu ihm auf, und er, eine Hand im Nacken, schüttelte den Kopf. »Was auch immer hier gerade passiert, du wartest einfach ab. Okay? Du wirst nicht …«, setzte er an, wurde jedoch von Pfarrer Harry unterbrochen.
    »Husch, husch, Kinder«, rief er, während er sich von hinten zwischen Matt und Emily schob und ihnen jeweils einen Arm um die Schultern legte, »wir sollten nicht trödeln. Keine Ahnung, wann hier jemand auftaucht – aber 1811 könnten Jeans und T-Shirt für so manche Ohnmacht sorgen.«
    »Das ist …« Emily blieb vor Staunen der Mund offen stehen, als sie den Kellerraum unter Joes Laden betrat. Die schmale Treppe hatte sich ewig nach unten geschlängelt, weiter und weiter, tiefer in den Erdboden hinein, und als sie letztlich unten ankam, war ihr schlagartig klar, warum. »Kneif mich mal«, bat sie. »Ich kann das nicht glauben. Autsch! «
    »Gern geschehen!« Cullum grinste in Emilys entsetztes Gesicht. »Du wolltest doch, dass ich dich zwicke?«
    Emily runzelte die Stirn. Sie sah sich nach Matt um, er war plötzlich verschwunden, und dann wieder in den Raum vor ihr, der eigentlich ein Saal, nein, eine Kathedrale war. Sie machte zwei Schritte zur Seite, aus dem Türrahmen heraus, und Cullum folgte ihr. Die anderen eilten mit klackernden Schritten voran, doch Emily blieb stehen. Dieser Ort war riesig. Riesig. Und die Luft darin so voll von Geheimnissen, voll von Geschichten, dass ihr für einen Moment das Atmen schwerfiel.
    »Es ist dem Inneren von Westminster Abbey nachempfunden«, erklärte Cullum.
    »Niemals!« Emily sah ihn entgeistert an. Vergessen war der Vorsatz, sich möglichst fernzuhalten von den teuflischen Geschwistern mit dem giftgrünen Blick. »Du machst Witze«, fügte sie ungläubig hinzu.
    Cullum lachte. »Ich finde auch, es ist nicht wirklich geglückt«, sagte er. »Ich meine« – er machte eine ausladende Handbewegung, die das ganze Gewölbe zu umfassen schien – »diese gotischen Bögen findest du in jeder zweiten englischen Kirche, richtig? Und was bitte schön ist eine Abbey ohne Altar? Ganz abgesehen davon, dass ein Rosettenfenster ohne Tageslicht seinen Zweck hinlänglich verfehlt hat.«
    Emily folgte seinem Blick ans Ende des Raums, wo sie weit entfernt ein rundes Fenster ausmachte, das sich offenbar aus vielen kleinen, farbigen zusammensetzte, in sich aber dunkel wirkte. Sie konnte dennoch ein Gesicht erkennen, in einem Kreis, die Haare sahen irgendwie seltsam aus … Was? Stand da Versace unter der Abbildung?
    »Er hat aus dem Logo eines Modelabels ein Mosaik-Fenster gestaltet«, murmelte sie.
    Cullum seufzte theatralisch.
    Emily legte den Kopf zurück und besah sich die meterhohe Decke. Es wirkte, als fächere sie sich auf wie Stoff, der in der Mitte von runden Platten zusammengehalten wurde, die aussahen wie – Knöpfe? Der Boden, auf dem sie nun tiefer in den Raum hineinging, war gepflastert mit Steinplatten unterschiedlicher Farbe und Beschaffenheit, auf denen Namen eingraviert waren. Emily blieb abermals stehen.
    »Coco Chanel«, las sie, »1883 – 1971. Thomas Burberry, 1835 – 1926, Christian Dior, 1905 – 1957.«
    »Das grenzt an Blasphemie, nicht wahr?«, fragte Cullum. Er hatte diese gestelzte Art zu sprechen. Und er lächelte dieses ironische Lächeln, das Emily nicht so recht einzuschätzen wusste, das genauso gut ein Test sein konnte.
    Statt zu antworten, fragte sie: »Warum macht sich jemand die Mühe, all das hier zu erschaffen, wenn es mit dem nächsten Zeitsprung auseinanderfällt wie ein Kartenhaus?«
    »In sich zusammenfällt, meinst du«, korrigierte Cullum, »und nein, diese Gefahr besteht nur oberhalb des Erdbodens. Genauso wie die Kleider, die du am Körper trägst, sind auch die tiefen Keller sicher. Was insbesondere Harrys Weinsammlung zugutekommt.«
    »Hm«, machte Emily. Ihr Blick hing in einer der Nischen fest, die sich hinter den Bögen verbargen und in denen sich dicht an dicht Kleider drängten, wie in einem begehbaren Schrank. Sie hingen an Stangen, stapelten sich auf Brettern, türmten sich in Hut- und Schuhschachteln. Die Regalwände an den Seiten reichten bis unter die Decke, die in den Nischen zwar nur halb so hoch hing wie außerhalb, aber dennoch eine etwa drei Meter lange Leiter notwendig machte.
    Emily ging auf die nächste Nische zu: das gleiche Bild. Auf der anderen Seite ebenso. Kleid an Kleid, Jacke an Jacke, Wände voller Schuhe. Emily blinzelte, um ihren Blick zu schärfen, aber sie hatte tatsächlich richtig gesehen: In

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