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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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fragte Emily zurück. »Wolltest du die Reste an deiner Wange für Chester aufheben?«
    Milly kicherte, dann hielt sie sich die Hand vor den Mund. »Komm mit«, flüsterte sie und zog Emily hinter dem Vorhang hervor. »Mary möchte, dass ich dir zeige, wo der Badezuber steht – aber ich soll nicht mit dir reden.«
    »Wir feiern Hochzeit«, erklärte Milly in ihrem kindlich-strengen Tonfall, »das solltest du womöglich wissen. Der Glückliche heißt Geoooorge.« Sie stapfte voraus in den zweiten Stock, ihre Mappe im Arm, die Zeichenutensilien in Händen, und Emily biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. »Geooooorge«, wiederholte sie, so ernst wie möglich. »Aha.« Von hinten beobachtete sie, wie Milly mit den schmalen Schultern zuckte. »Sie hat ihn auf einem Ball kennengelernt«, erzählte sie weiter, »in Eeeexeter.«
    Emily runzelte die Stirn. Ein Ball in Exeter? »Wer?«, fragte sie verwirrt. »Wer hat wen auf einem Ball in Exeter kennengelernt?«
    Milly warf einen Blick über die Schulter. »Na, Mary diesen Geoooorge!«, sagte sie ungeduldig. »Und dann hat er sie geküsst.«
    Emily lachte laut auf, bevor sie einen Hustenanfall vortäuschte. »Das ist aber sehr forsch«, sagte sie, und Milly nickte ernst.
    »So«, sagte sie dann und öffnete eine Tür zu ihrer Rechten. Sie waren am Ende des Gangs angekommen und mussten sich jetzt in etwa auf Höhe von Marys Zimmer befinden, nur ein Stockwerk höher und auf der gegenüberliegenden Seite. Hier führte eine schmale Tür in einen kleinen Raum, in dem ein Paravent aufgebaut war und ein Badezuber aus Holz. Ein großer Spiegel stand neben dem Fenster. Sonst nichts. Nichts außer Matt, der mit hochgekrempelten Ärmeln heißes Wasser aus einem Eimer in die Badewanne fließen ließ. Er sah auf, als sie eintraten, und er lächelte sie an, erst Emily, dann das Mädchen.
    »Hey«, grüßte er, und Milly rief: »Hat er dich auch mal geküsst?«
    Emily bekam einen Hustenanfall. Sie starrte Matt an und japste zwischen zwei Atemzügen: »Wusstest du, dass Jane Austen lebt?«

10
    W ie sich herausstellte, führte eine in die Wandverkleidung integrierte Tür an der gegenüberliegenden Seite des Raums in ein schmales Stiegentreppenhaus, über das das Personal von den Herrschaften unbemerkt in seinen Trakt gelangen konnte. Matt lief diesen Weg und die damit verbundenen Treppen an diesem Dienstagvormittag ungefähr siebenundzwanzigmal auf und ab, mit zwei Kübeln heißen Wassers nach oben, mit den leeren nach unten, bis der Badezuber gefüllt war.
    Milly hatte es sich in der Fensternische gemütlich gemacht, sie zeichnete. Emily stand mit vor der Brust verschränkten Armen neben ihr und blickte nach draußen. Es war hell geworden, so hell, wie es unter dem dichten Novembernebel eben möglich war, und der Garten und die Bäume und der See ruhten friedlich zu ihren Füßen. Dies hier war ein anderer Ausblick als der aus ihrer Kammer, der rückseitige vermutlich, und sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fiel ihr die verlorene Seite des Briefs wieder ein, nach der sie suchen musste. Die Geschichte von Emerald und Amber.
    Emerald und Amber. Auch sie waren in Exeter auf einem Ball gewesen, so wie Mary und dieser George. War das ein Zufall? War Amber/Anna mit Mary Wakefield dort gewesen? Und wer war Emerald? Konnte er am Ende Marys George sein?
    »Milly, dieser Verlobte von Mary, George …«, begann Emily und warf Matt über die Schulter einen raschen Blick zu, »weißt du, wie dieser George mit Nachnamen heißt?«, fragte sie.
    Milly schüttelte den Kopf. Ihre Feder kratzte über das Papier.
    »Hat er womöglich noch einen zweiten Namen? Emerald vielleicht?«
    Milly legte ihren Kopf schief und betrachtete ihr Bild. »Nur George«, sagte sie abwesend und zeichnete weiter.
    Emily seufzte. Was dachte sie sich auch? Dass der Bräutigam von Miss Mary Wakefield ein Gauner war, der sich mit der einen verlobte und der anderen glühende Briefe schrieb? Sie strich mit einer Hand über Millys Kopf und versuchte es anders.
    »Hast du Anna sehr lieb?«, fragte sie.
    »Sie ist auch lustig, aber nicht so wie du«, antwortete Milly, ohne aufzusehen.
    »Hm.« Emily kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe. »Und war sie schon öfter länger weg? Zum Beispiel auf Reisen? Mit deiner Schwester Margaret vielleicht, in Exeter?«
    »Ich bin hier fertig.«
    Emily drehte sich zu Matt, der vor ihr stand, die Hände in die Hüften gestemmt, die dunklen Haare feucht vom Wasserdampf. Er warf

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