Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
Sache. Hoffentlich kam jetzt die Kostümchefin nicht irgendwann auf den interessanten Gedanken, Fürstberg nach seiner Bekanntschaft mit der kleinen, schwarzhaarigen Schneiderin vom Atelier »Kreuzstich« zu fragen.
»Das ist ja wirklich witzig!« Frau Schubert schien sich zu freuen und hatte ihre dringenden Dirndl-Probleme offenbar ganz vergessen.
Wahnsinnig, dachte dagegen Emma wenig begeistert und heftete vorsichtshalber ihren Blick hochkonzentriert auf die Schneiderpuppe, über der das bewusste Trachtenkleid hing. »Worum geht es denn?«, fragte sie sachlich, um Frau Schubert unauffällig zu einem Themenwechsel zu bewegen. Es half.
»Ach ja, genau … Da am Rock und auch an der Schürze müsste man noch etwas enger stifteln. Die Personen unterhalten sich nämlich im Dialog über die spezielle Machart des Dirndls, und das wollen wir dann natürlich auch sehen. Da gab es Textänderungen im Drehbuch. Wir übernehmen selbstverständlich die Mehrkosten. Wäre das ausnahmsweise bis morgen möglich?«
Wenn ich dann wieder hierherfahren darf, dachte Emma, arbeite ich, wenn’s sein muss, die ganze Nacht. Aber das sprach sie natürlich nicht aus. »Wir tun, was in unserer Macht steht, und melden uns so bald wie möglich«, versprach sie, ohne sich exakt festzulegen. Dann bekam sie das Gewand in einen Kleidersack gepackt und über den Arm gehängt.
Auf dem Weg vom Kostümbüro zum Auto hoffte sie inständig, Jo Fürstberg nicht noch einmal zu begegnen. Sie hatte sich und ihre Handynummer erfolgreich in Erinnerung gebracht. Mehr musste dann doch nicht unbedingt sein. Vor allem auf einem derart gefährlichen Terrain wie hier im Studio, wo ihre Doppelrolle jederzeit auffliegen konnte. Vielleicht hätte sie das bedenken sollen, bevor sie dem begehrten Regisseur so unbedarft die Geschichte von der frischgebackenen Schauspielerin aufgetischt hatte. Leider zu spät.
Glücklicherweise ging alles gut. Fürstberg war wie vom Erdboden verschluckt, und Emma kam mit heiler Haut und dem Dirndl beim direkt vor der Halle geparkten Dienstwagen an.
Während sie zum Atelier zurückfuhr, überlegte sie noch einmal, ob dieser Auftritt, bei dem sie so gut wie keinen sinnvollen Text von sich gegeben hatte, wirklich gelungen war. Als Gespräch im herkömmlichen Sinn konnte man ihn jedenfalls nicht gerade bezeichnen.
Egal. Sie hatte den Regisseur wiedergesehen. Er hatte sie wiedererkannt. Sie hatten miteinander gesprochen, wenn auch nicht besonders romantisch. Noch vor einigen Tagen wäre das viel mehr gewesen, als sie je zu hoffen gewagt hätte. Und das Wichtigste: Er hatte sie nicht als elende Lügnerin entlarvt. Was hoffentlich auch noch nicht so bald passieren würde. Am allerbesten erst nach der Hochzeit.
6
Ein Stück, zwei Darsteller, drei Rollen
und jede Menge Hindernisse
Wohnung Fanny
Innen/Tag
»Was könnte ein Mann denn meinen, wenn er ›sehr schön‹ sagt?« Emma sah die Großmutter ratlos an und hoffte auf eine hilfreiche Antwort aus dem Schatz ihrer immensen Lebenserfahrung.
Doch die Auskunft war nicht gerade zufriedenstellend. »Das kommt auf den Zusammenhang an, Kind.« Ach ja? Herzlichen Dank. »Ging es um deine Kleidung oder um deine Frisur oder um etwas, das du gesagt hast? Ein wenig mehr musst du mir schon erzählen, wenn ich dir helfen soll, Emmilein.«
»Es ging um meine Telefonnummer.«
»Die fand er also schön? Und? Was weiter?«
»Ich hatte sie ihm auf dem Empfang gegeben.«
»Na, und dann? Himmelherrgott, jetzt lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen!«
»Ich glaub, ich hab alles falsch gemacht.« Emma war den Tränen nahe. In ihren Träumen wäre sie zu diesem Zeitpunkt längst viel weiter. Hätte mindestens schon ein richtiges Rendezvous mit Jo hinter sich und viele weitere vor sich.
»Hast du ihm inzwischen gesagt, dass du keine Schauspielerin, sondern Schneiderin bist?«
»Ich wollte ja … Aber dann …« Das war natürlich ein biss chen geflunkert. Schließlich hätte sie sich weder hinter der Kleiderstange verstecken noch vor Frau Schubert Angst haben müssen, wenn sie Jo wirklich die Wahrheit sagen wollte. Im Wunschtraum hatte sie so etwas auf keinen Fall nötig.
»Dann weiß er’s also immer noch nicht. Madl, Madl, dann wird’s aber langsam Zeit. Willst du ihm ewig was vorschwindeln?«
Nein, nur bis nach der Hochzeit, dachte Emma, hütete sich aber, das auszusprechen. »Er hat schon so angefangen … So … mit so einem ›Hallo‹, so einem ganz bestimmten … Du
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