Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
weißt schon. Das bedeutet doch was, oder?«
»Tja, so ganz bestimmte ›Hallos‹ gab es leider noch nicht, als ich jung war. Dazu kann ich jetzt gar nix sagen. Wir haben uns damals halt einfach begrüßt.«
»Ach, Oma, das kann man doch auf die eine oder die andere Art tun. Erzähl mir nicht, dass du nicht weißt, wovon ich rede. Hilf mir lieber.«
»Mein Rat lautet: Die Wahrheit ist auf jeden Fall am besten. Lügen haben kurze Beine, haben wir früher immer gesagt.«
»Das sagt man auch heute noch. Aber Kalendersprüche bringen mir doch erst recht nichts. Er hat mich ›die Schauspielerin ohne Berufserfahrung‹ genannt. Was denkt er denn dann von mir?«
»Wahrscheinlich, dass du eine Schauspielerin ohne Berufserfahrung bist. Nicht mehr und nicht weniger. Leg bloß nicht jedes Wort auf die Goldwaage.«
»Das muss ich aber. Schließlich waren es nur so wenige. ›Vielleicht sieht man sich mal wieder.‹ Heißt das, er will mich sehen oder eher nicht?«
»Was weiß denn ich? Das ist wahrscheinlich einfach eine Abschiedsfloskel, hinter der gar nichts weiter steckt.«
»O Gott, meinst du wirklich?«
»Ich weiß es doch auch nicht!« So langsam war die Groß mutter etwas genervt, weil ihre Enkelin nicht aufhören konn te, die Begegnung mit Fürstberg bis ins kleinste Detail zu analysieren. Und das auch noch ohne irgendein brauchbares Ergebnis. Bis jetzt zumindest.
»Dass wir uns auf dem Empfang kennengelernt haben, wusste er – sagen wir – fast sofort. Aber an meinen Namen konnte er sich überhaupt nicht erinnern. Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?«
»Emmilein, mach dich nicht so verrückt. Beim nächsten Mal sagst du ihm halt die Wahrheit, dann merkst du sowieso, ob er dich wirklich mag. Ergreif doch endlich mal die Initiative!« Wenn Fanny die Tatsachen des Lebens mit ein paar Worten auf den Punkt brachte, klang immer alles so einfach. Sie konnte einem auch ohne Probleme weismachen, dass das tapfere Schneiderlein in Wahrheit eine Schneiderin war und Aschenputtel diejenige, die beim Ball den Königssohn zum Tanz aufgefordert hat, und nicht umgekehrt.
Die Initiative zu ergreifen war für Emma längst nicht so einfach, wie ihre Großmutter das behauptete. Wirklich nicht. Das kurze Gespräch mit Jo am heutigen Vormittag hatte, wie sie fand, ihre Lage eher noch kompliziert. Nun wusste sie erst recht nicht mehr, was sie tun sollte. Sie selbst war gefühlsmäßig ganz klar auf Liebe, Liebe und noch mal Liebe gepolt. Aber reichte das allein aus, um einen Mann wie Jo für sich zu gewinnen?
Nachdem die Großmutter es entschieden ablehnte, auch noch Fürstbergs Aussage »wirklich sehr schade« auf Herz und Nieren zu prüfen, verabschiedete sich ihre Enkelin kurze Zeit später und radelte unzufrieden nach Hause. Dort suchte sie erst einmal Rat bei ihren Film-Happy-Ends, die bei Liebeskummer schließlich meistens geholfen hatten.
»Bisweilen werden wir gezwungen, Wege einzuschlagen, die wir selbst hätten finden müssen«, äußerte Manhattan Love Story und hielt sich ansonsten mit Ratschlägen eher zurück.
»Ich kenn das Problem, mehr zu wollen. Man kann fast sagen, ich hab’s erfunden. Es ist nur die Frage, wie viel mehr«, philosophierte Edward in Pretty Woman und half Emma damit auch nicht sehr viel weiter.
William aus Notting Hill meinte sogar: »Ich bin eher der schlichte Typ, der sich nicht oft verliebt. Ich kann das nicht annehmen und möchte es dabei belassen.« Was ganz sicher nicht die richtige Strategie für ein glückliches Ende war. Auch wenn es fünfzehn Minuten später doch noch gut für ihn ausging. Aber das war eben Hollywood.
Und während Fanny ohne diese ganzen Weisheiten vermutlich ziemlich schnell und unproblematisch in den Schlaf fand, lag Emma bis weit nach Mitternacht hellwach in ihrem Bett und dachte an Jo. Wieder und wieder gingen ihr sämtliche gesagten und nicht gesagten Sätze durch den Kopf, bis sie schließlich erschöpft und immer noch unzufrieden einschlief.
Im Traum erschien ihr Frau Schubert in einem sehr eng gestiftelten Dirndl und hob drohend den Zeigefinger. »Lügen haben kurze Beine«, schmetterte sie trotz bestecknadeltem Mund, »also müssen wir den Rock um einiges hochnähen.« Dabei lachte sie hämisch.
»Feiner Endelstich und nicht schlampen«, fügte die Stichsäge hinzu, eine Stoppuhr in der Hand. »Zack, zack!«
Als schließlich sich auch noch Frau von Thalbach in Häubchen und einem äußerst schlecht gehefteten Nachthemd einmischte und
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