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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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ich bin sozusagen Teeexpertin.« Sie zwinkerte und wurde gleich um einiges sympathischer.
    Kurze Zeit später saßen die beiden Frauen hinter dem Ladentisch auf dem Boden und tranken Ingwertee.
    »Haben Sie auch ein Haustier?«, griff die Computerfrau das Thema von vorhin wieder auf.
    »Meine einzige Mitbewohnerin ist eine Schneiderbüste«, bekannte Emma und wurde schon wieder traurig, »und die macht keinen Mucks.« Und manchmal kommen noch Julia Roberts oder Hugh Grant dazu, ergänzte sie in Gedanken, sagte es aber nicht, um nicht zu verhärmt zu wirken.
    »Das Problem kenne ich«, meinte jedoch überraschenderweise Frau Hartmann. »Bevor ich vor zwei Jahren mit meinem Freund zusammenkam, hatte ich einige Jahre lang sozusagen kaum Kontakt zur Außenwelt.«
    »Haben Sie nicht gearbeitet?«
    »Doch, natürlich. Aber die Arbeit in einer Computerfirma kann man nicht gerade als sonderlich kommunikativ bezeichnen.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich mich mal eben als Schriftstellerin ausgegeben und Lutz kennengelernt. Seitdem sind wir ein Paar.« Frau Hartmann lachte, als könnte sie es selbst noch kaum glauben.
    Emma trank einen Schluck Tee und sah ihre Gesprächspartnerin interessiert an. Als Schriftstellerin ausgegeben? Diese eher unscheinbar wirkende Computerspezialistin? Der Abend begann nun doch eine erfreulichere Wendung zu nehmen. Vielleicht konnte sie von dieser Frau noch etwas lernen. Immerhin schien sie jetzt glücklich liiert zu sein. »Das hört sich ja abenteuerlich an.«
    »Ja, in gewissem Sinn war es das auch. Vor allem, nachdem wir zusammengekommen waren. Denn da musste ich wohl oder übel beichten, dass ich gar keine Schriftstellerin bin.«
    »Und? Wie hat er reagiert?«
    »Nun, er ist Wissenschaftler. Die halten sich normalerweise ausschließlich an Fakten. Mit Vorspiegelung falscher Tatsachen können die überhaupt nicht umgehen.« Bei Regisseuren war das vermutlich nicht so das Problem. Vielleicht gab es ja doch noch eine Chance auf ein Happy End für Emma und Jo? »Er hat sich geschlagene drei Wochen nicht bei mir gemeldet, und ich dachte schon, ich bin wieder Single, bevor ich überhaupt richtig in einer Beziehung war.«
    »Und dann?«
    »Pling, pling«, machte der Computer, und Frau Hartmann musste wieder an ihre Arbeit.
    Nachdem sie verschiedene CDs eingelegt und mehrere Klicks später wieder aus dem Laufwerk genommen hatte, rutschte sie zurück auf den Boden und hielt Emma die Hand hin. »Ich bin übrigens Marie. Wenn ich dir schon mein ganzes Leben erzähle, können wir uns auch gleich duzen.«
    »Dann aber richtig«, antwortete Emma und lief in die Küche, um die Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank zu holen, die dort seit dem letzten Geburtstag lagerte.
    Als sie miteinander anstießen, hielt sie es für angebracht, nun auch etwas aus ihrem Leben beizusteuern. Die Parallelen waren ja offensichtlich. Warum sollte sie sich nicht ein wenig Rat von der Erfahreneren holen?
    »Ich glaub, ich hab’s mir mit meinem Schwarm gerade so richtig versaut«, begann sie, um gleich auf den Punkt zu kommen. Marie schien nicht der Typ zu sein, bei dem man wie die Katze um den heißen Brei schleichen musste.
    »Erzähl«, meinte sie auch tatsächlich und nahm einen Schluck Prosecco.
    Emma berichtete ihr ausführlich von Jo und wie sie ihn zum ersten Mal am Set gesehen hatte. Von dem Empfang, auf dem sie es tatsächlich geschafft hatte, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und vom gestrigen Abend, als sie sich bis auf die Knochen blamiert hatte.
    »Wieso denn blamiert?« Marie sah ihr Gegenüber erstaunt an.
    »Na ja, schließlich hab ich mich angestellt wie eine Klosterschülerin.«
    »So ein Schmarrn!«, widersprach die Informatikerin und hörte sich für einen kurzen Moment wie Emmas Großmutter an. »Bei aller Verstellung, die einen manchmal weiterbringen kann, musst du bloß immer du selbst bleiben. Gib dich von mir aus als Astronautin aus, erzähl das Blaue vom Himmel herunter, aber bleib hinter den ganzen Schwindeleien immer du selbst! Das ist das Allerwichtigste.«
    Gegen neunzehn Uhr war Marie zwar mit der Installation der neuen Abrechnungssoftware fertig, mit der Analyse von Emmas Liebesleben jedoch noch lange nicht. Deshalb leerten sie zunächst gut gelaunt den Prosecco und begossen den gemeinsamen Feierabend. Dann fand Emma noch eine Flasche Weißwein im Küchenschrank, die die Stichsäge schon vor Längerem von einer dankbaren Kundin geschenkt bekommen und mit ihren Angestellten natürlich nicht

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