Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
meinst du denn?«
»Das mit ›Na, na, na, na, na‹ und so.«
Nun wusste Emma natürlich, um welchen Song es sich handelte. Notgedrungen stimmte sie Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben an.
Nachdem auch noch Fiesta Mexicana , Howard Carpendales Ti amo und Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann erklungen waren, beendete Lisa das Konzert mit dem Ruf: »Jetzt sind wir gleich da!«
Clara, die eben noch heftigst hin und her gezappelt und mit den Händen im Rhythmus der Songs gerudert hatte, stützte sich aufgeregt auf den Seiten ihres Kindersitzes auf. »Ich kann schon das Haus von Oma und Opa sehen«, verkündete sie, obwohl sie gerade erst den Ortsrand passiert hatten.
»Gleich sieht man es«, bremste Lisa und begann schon einmal, CDs und Trinkflasche einzupacken.
»Wir sind daaaaa«, brüllte Clara, als das Auto endlich anhielt, und schnallte sich in Windeseile ab.
Wie immer kamen Traudl und Klaus sofort aus dem Haus gestürzt, sobald sie das Motorengeräusch hörten. »Da seid ihr ja«, meinte die Mutter völlig überflüssigerweise und nahm ihre Enkelin in die Arme. »Wie war die Fahrt?«
»Schön! Tante Emma hat gesungen.«
Traudl lachte. »Oje, dann bin ich froh, dass ich nicht mit im Auto war!« Sie zwinkerte ihrer jüngeren Tochter zu, die jetzt auch ausgestiegen war.
»Frag mich mal«, kam Lisas Stimme gequält aus dem Kofferraum.
»Beim nächsten Mal kannst ja du singen«, gab ihre Schwester etwas beleidigt zurück und lief mit ein paar Taschen zum Haus.
Ein Wochenende bei den Eltern war jedes Mal wie ein kleiner Urlaub. Die Mutter kochte die Leibgerichte ihrer Mädchen, für Emma Reiberdatschi mit Apfelmus und für Lisa Semmelknödel mit Rahmschwammerl. Am Nachmittag gab es dann auf der Terrasse Kuchen bis zum Abwinken, und am Abend würden Henning und sein Schwiegervater zusammen die Sportschau ansehen. Clara konnte im großen Obstgarten spielen, wo es für sie natürlich Schaukel und Sandkasten gab. Emma sah ihr von der Hängematte aus dabei zu und musste plötzlich an Willi denken. Hatte er denn bei seiner Planung überhaupt nicht an die Tochter des Hauses gedacht? Von Spielgeräten war jedenfalls nie die Rede gewesen.
Als Lisa in den Garten kam, rief Emma sie zu sich. Wie früher setzte sich die Schwester auf den Rand der Hängematte und stieß sich mit dem Fuß immer wieder ab, sodass sie hin und her schwang. »Warum hat Willi eigentlich keine Schaukel für Clara im neuen Garten vorgesehen? Das kann er doch nicht machen. Von einem Teich und einer schicken Pergola hat sie schließlich überhaupt nichts.« Emma wusste gar nicht, warum, aber irgendwie war sie jetzt von Willi enttäuscht. Wie hatte er nur die kleine Clara vergessen können, die ihn doch so sehr liebte?
»Das hat er doch«, erklärte Lisa und lehnte sich zurück. »Auf der rechten Seite hat er eine ganze Spielecke eingeplant. Da hat die Kleine ein Klettergerüst aus Holz mit Rutsche und zwei verschiedene Schaukeln. Wenn du am Samstag bei ihm geblieben wärst, hätte er dir das bestimmt auch erzählt.« Diese Spitze konnte sich die Schwester nicht verkneifen.
»Schaut mal«, rief zum Glück Clara gerade und wies stolz auf eine ganze Batterie von Sandkuchen, die sie »gebacken« hatte. Und natürlich mussten Mutter und Tante auch gleich zum Probieren kommen. Gott sei Dank waren das Schwesterngespräch damit vorerst beendet und Lisas Vorwürfe vielleicht auch schon abgehakt.
Doch als sie abends wie früher oft zusammen in einem Bett lagen, fing die Schwester wieder damit an: »Warum magst du ihn denn nicht? Er ist wirklich ein Schatz.«
Emma war eigentlich zu müde, um jetzt noch Diskussionen zu führen, hielt es aber für klüger zu antworten. »Das mag schon sein, ich finde ihn ja auch nett, aber das reicht eben nicht.«
»Lern ihn doch erst mal genauer kennen«, flüsterte Lisa eindringlich. Aber sie konnte natürlich nicht wissen, dass es da schon einen anderen gab. In ihren Augen war die Schwester seit Jahren erfolglos auf der Suche und benötigte dringend Hilfe.
Zu so später Stunde war Emma das mit dem Lügen jetzt zu anstrengend. Sie gähnte lange und anhaltend und murmelte dann kaum hörbar: »Ich bin schon in einen anderen verliebt.« Vielleicht war dann endlich Ruhe. Demonstrativ drehte sie sich von der Schwester weg und hoffte, das Gespräch damit beenden zu können.
Doch da kannte sie Lisa schlecht. Ihre Schwester hatte sehr wohl verstanden, was Emma gemurmelt hatte, und richtete sich ruckartig
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