Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
darstellen. Schließlich hatte sie drei Männer zur Auswahl – von denen sie allerdings nicht so genau wusste, ob sie überhaupt noch zu haben waren.
Willi war vermutlich eher nicht vergeben, denn Lisa hätte ihrer Schwester nie einen Mann angeboten, der bereits gebunden war. Leider war er auch der Frosch unter den Prinzen – am wenigsten glamourös und witzig. Daniel hatte auch noch nie eine Frau oder Freundin erwähnt, obwohl er derjenige war, zu dem sie bisher am meisten Kontakt gehabt hatte. Und Jo? Er war zwar laut Internet geschieden, hätte aber durchaus wieder eine Beziehung haben können. Ein Mann wie er blieb bestimmt nie lang allein.
Zu Hause war Lisa auf dem Anrufbeantworter: »Wir fahren morgen übers Wochenende zu Mama und Papa. Wenn du Lust hast mitzukommen, dann ruf mich doch heute noch zurück. Bis Mitternacht sind wir sicher wach. Bussi.«
Eigentlich keine schlechte Idee – Emma hatte ihre Eltern schon seit Ostern nicht mehr gesehen und in letzter Zeit auch selten mit ihnen gesprochen. Aber was sollte sie ihnen sagen, wenn sie sich wieder nach ihrem Befinden erkundigten? Anlügen wollte sie sie auf keinen Fall. Aber verschweigen war ja nicht wirklich lügen, oder?
Ohne noch länger zu überlegen, rief Emma die Schwester zurück. Doch wenn sie gedacht hatte, mit ihr lediglich eine unverfängliche Terminabsprache zu treffen, hatte sie sich gewaltig getäuscht.
»Was hast du denn mit Willi gemacht?« Lisa hielt sich erst gar nicht lange mit Begrüßungsfloskeln auf.
»Wieso, was soll ich gemacht haben? Nichts.« Emma war wirklich nicht klar, worauf ihre Schwester hinauswollte.
»Ihr wart doch am Samstag gemeinsam in unserem Garten, oder?« Konnten Henning und Lisa tatsächlich etwas dagegen haben? Schließlich hatten sie nichts verändert oder beschädigt, sondern lediglich von ein paar Neuerungen geträumt. »Willi sagt, du hättest ganz plötzlich die Flucht ergriffen.«
»Was heißt da ›Flucht ergriffen‹? Ich war verabredet und viel zu spät dran. Das hab ich ihm aber auch gesagt.« Emma begriff nicht, warum sie sich jetzt ihrer Schwester gegenüber rechtfertigen sollte. »Und überhaupt: Rennt euer Gärtner immer gleich zu dir und petzt, wenn ihm irgendwas nicht passt? Wieso redet ihr hinter meinem Rücken eigentlich über mich?«
»Er hat nur erzählt, dass ihr einen ganz tollen Abend hattet, aber am Ende wärst du ziemlich unfreundlich zu ihm gewesen. Er wollte wissen, ob er vielleicht was falsch gemacht hat.«
»Was könnte er schon falsch gemacht haben? Ich hab nichts Besonderes gesagt.« Emma wusste noch genau, was sie Willi bei ihrem Aufbruch zugerufen hatte. Aber zugegeben hätte sie das der Schwester gegenüber niemals.
»Du hättest was Besseres zu tun, als mit ihm im Gestrüpp herumzukriechen oder so ähnlich. Das ist nicht gerade nett, Schwesterherz.« Nun gut, Lisa wusste es also auch wortwörtlich. Was gab es dann noch zu sagen? Emma schwieg.
»Was war denn auf einmal los? Willi sagt, ihr habt euch vorher ganz gut verstanden«, wollte die Schwester wissen.
»Lass uns da ein andermal darüber reden. Ich bin morgen früh um neun bei euch«, sagte Emma. Wie hätte sie Lisa das Problem auf die Schnelle erklären sollen? Von Jo hatte ihre Schwester ja keinen blassen Schimmer.
Am nächsten Morgen fühlte sich Emma nicht viel besser. Egal. Ein Wochenende bei den Eltern lag vor ihr, zusammen mit der ganzen Familie. Das war meistens ein Grund zur Freude. Als endlich alle zusammen bei Lisa ins Auto stiegen und losfuhren, war Clara sehr aufgeregt. »Warum fahren wir denn zu Oma und Opa?«, wollte sie immer wieder wissen und war mit der Antwort »Einfach nur so« nicht zufriedenzustellen. Sie brauchte für jedes große Ereignis einen nachvollziehbaren Anlass wie Weihnachten oder Geburtstag, sonst geriet ihr Weltbild ins Wanken.
Bis Tutzing fuhr man an einem Samstagvormittag eine knappe Stunde. Trotzdem musste Emma, die hinten neben ihrer Nichte saß, ihr gesamtes Repertoire an Liedern, Spielen und Geschichten herauskramen, um die Kleine bei Laune zu halten. Clara liebte Schlagermusik. Und so sang ihre Tante aus vollem Halse »Schön ist es, auf der Welt zu sein«. Angesichts des sonnigen Morgens hätte sie es fast selbst geglaubt.
»Und jetzt das mit der Liebe, Tante Emma«, krakeelte Clara und klatschte begeistert in die Hände.
»Du bist lustig«, erwiderte die. »Erstens geht’s bei allen Schlagern um Liebe, und zweitens sollst du mich doch nicht so nennen. Welches Lied
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