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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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Geschichten. Natalie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie als kleines Mädchen mit ihrem Lieblingsplüschtier Klein-Minitroll auf dem Schoß ihres Großvaters gesessen und ihn angebettelt hatte, mehr von solchen Geschichten zu erzählen. Doch ihr Großvater hatte sich nicht jedes Mal erweichen lassen, manchmal hatte er nur gelacht und gesagt: »Dafür bist du noch zu klein, mein Prinzesschen! Aber der Tag wird kommen und du wirst alles erfahren.«
    Im Nachhinein war das eine ziemlich seltsame Begründung, schoss es Natalie durch den Kopf.
    Durch ein eigenartiges Hüsteln schreckte Natalie von ihrer Arbeit auf. Es war Warenis, die sanft auf ihrer Schulter gelandet war.
    »Beeil dich gefälligst. Die Zeit ist bald vorbei, nur noch dreihundert Sandkörner müssen durchrieseln«, flüsterte die kleine Elfe drängend.
    »Sei still!«, fauchte Natalie und zuckte mit der Schulter, um die Elfe loszuwerden, die daraufhin einen Purzelbaum in der Luft schlug.
    Natalie schaffte es sogar – mit krakeligen Buchstaben und weiteren Fußeinsätzen der Elfe – noch ein paar weitere Fragen zu beantworten. Als sie ihrem Lehrer das Blatt gab, hatte sie das Gefühl, diesmal keine Fünf erwarten zu müssen.
    Genüsslich ging sie an der Sanduhr vorbei und schenkte ihrem Geschichtslehrer ein breites Grinsen, das jedoch erstarb, als sie im Hinausgehen bemerkte, wie Warenis wieder die Hand- und Fußketten angelegt wurden, damit sie nicht wegfliegen konnte. Natalie biss sich auf die Lippen. Auch wenn ihr die Elfe manchmal auf die Nerven ging, war sie ganz und gar nicht damit einverstanden, wie man die zarten Wesen behandelte.
    »Auf Wiedersehen, Natalie. Denk an meinen Blütenstaub«, rief die kleine Elfe ihr zwitschernd nach, ehe sie sich traurig und festgezurrt in ihr Federnest in einer Laterne verkroch.

5. Kapitel
Der Drachenbrunnen

    Als nächstes stand Biologie bei Professor Schnecke auf dem Stundenplan. Natalie und Gingin hatten schon die letzte Bank im Biologiesaal für sich erobert, als Professor Schneckes hohe Stimme ertönte:
    »Meine Lieben, ihr dürft euch heute in die erste Reihe setzen. In letzter Zeit schwätzt ihr zu viel und vorne habe ich euch besser im Visier.«
    Verärgert saßen sich Natalie und Gingin in die erste Reihe. Ausgerechnet heute! Dabei hätte Natalie Gingin so viel zu erzählen gehabt.
    Frau Professor Schnecke erzählte ihnen eine Stunde etwas über die Vorgänge im Verdauungstrakt eines Minitrolls, doch Natalie war in Gedanken ständig bei diesem mysteriösen Artus …sie versuchte krampfhaft, sich das Bild ihres Traumes in Erinnerung zu rufen, doch vergeblich. Hoffentlich sieht er gut aus, dachte Natalie.
    Plötzlich rempelte sie Gingin mit dem Ellenbogen an.
    Frau Professor Schnecke stand vor Natalie und starrte mit gespitztem Mundwinkel geringschätzig zu ihr herab. »Soso, das Fräulein Brebin hat wieder einmal vor sich hin geträumt. Sag mir doch, wie es sich bemerkbar macht, wenn ein Minitroll Verdauungsprobleme hat.«
    »Er stößt grüne Magenbläschen auf«, antwortete Natalie grinsend.
    »Korrekt!«, stimmte ihr Frau Professor Schnecke überrascht zu und ließ Natalie für die restliche Stunde in Ruhe.
    Die nächste Schulstunde verbrachten Natalie und Gingin mit ihrer Klasse im Kunstatelier, wo sie mit Fingerfarben ein eigenes Portrait von sich malen sollten.
    Natalie war mit ihrem Bild ganz zufrieden, zwar steckte kein Genie in ihr, aber man konnte das Bild deutlich als ihr Abbild erkennen. Es fehlten nur noch die Sommersprossen... Natalie nahm eine braune Farbe mit ihren Fingerspitzen auf und versuchte durch Fingerschnippen graziöse Sommersprossen in ihr Gesicht zu zaubern - mit dem Resultat, dass sie wie große dicke Pusteln aussahen.
    Als die Schulglocke das Ende der Stunde verkündete, warf Natalie verstimmt die Pinsel in die nächste Ecke.
    Als Natalie und Gingin erleichtert in den Schulhof traten, war der Nieselregen, der noch kurz zuvor gefallen war, sanften Sonnenstrahlen gewichen. Typisch für Peretrua war das oft in Minutenschnelle wechselnde Wetter. Natalie ging mit Gingin gerade die Marmortreppe in den Schulhof hinab, als sie jemand im Vorbeigehen anrempelte.
    Es war Ariane.
    »Pass doch auf«, herrschte sie Natalie an.
    »Soll das ein Witz sein? Du hast mich angerempelt«, fauchte Natalie.
    »Ich hab's genau gesehen!«, pflichtete ihr Gingin bei und sah Ariane zornig an.
    Doch Ariane und ihre Mädchenclique kicherten nur belustigt.
    Natalie versuchte es ihr mit den gleichen

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