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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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Fräulein Crabina mit kühler, unnatürlich hoher Stimme. Sofort ließ eine der kleinen Elfen ihren Briefstapel fallen, den sie gerade noch in eines der unzähligen Postfächer hatte stopfen wollen, und schwirrte zu der goldenen Tür, die sich rasch, schneller als ein Wimpernschlag, für sie öffnete und kurz darauf wieder geräuschvoll zuschlug. Natalie und Gingin sahen sich schweigend an.
    Während sie stumm warteten, durchbohrten sie die Blicke der Empfangsdame, die sich unablässig räusperte. Neugierig warf Natalie einen Blick auf die Schlagzeilen der ausliegenden Tageszeitung:
    Mysteriöse Vorkommnisse am Wachturm beunruhigen den Stadtrat
    von Klara Brebin
    Interessiert überflog sie den Artikel und flüsterte halblaut vor sich hin, Gingin sah über ihre Schulter:
    In den letzten zwei Wochen häuften sich die Versuche von Unbekannten, in der Nacht das Stadttor zu erklimmen. Die Torwächter entdeckten mysteriöse Brandspuren am Haupttor und an den zehn Nebentoren. Ein Wachmann wurde tot aufgefunden, ohne sichtbare Verletzungen, nur mit einem Rußfleck auf seinem Brustkorb. Der Bürgermeister von Peretrua, Alcatorre, versprach, die Wachen zu verdoppeln. Doch die ohnehin schon überlastete Torwache meinte, sie könne nicht jeden Fleck der Stadtmauer überblicken. Ein Mitglied der Wache, das namentlich nicht genannt werden will, gab uns die geheime Auskunft, dass es vor einer Woche zwei mysteriöse Schatten auf einem schwarzen Flugdrachen geschafft hätten, über die Mauer zu gelangen und die Wachmänner abzuhängen. Demnach würden sie sich mitten unter uns befinden.
    »Sie sind einfach über uns geflogen«, berichtete einer der Wachleute. »Als ob Peretruas Stadtmauer ein einfacher Gartenzaun wäre. Nicht einmal unsere Speerwürfe und die Blitze der Zauberer konnten dies verhindern. Danach versuchten wir zwar, sie zu verfolgen, doch sie waren auf einmal wie vom Erdboden verschluckt.«
    Immer mehr Unruhe breitet sich unter der Bevölkerung aus, doch am meisten besorgt sind in erster Linie Anwohner unweit der Stadtmauer. »Das ist wirklich beunruhigend«, gab uns Frau Karva Auskunft, die einen kleinen Gemüseladen unweit des Stadttores führt. »Inzwischen verdächtige ich jeden zweiten Kunden, einer der Eindringlinge zu sein, denn schließlich könnte es jeder sein, nicht wahr? Sie verkleiden sich doch sicherlich untertags und nachts, wenn wir alle friedlich schlummern, schlagen sie dann zu! Ich habe meinem Berti aufgetragen, unsere Ladenfenster zu vergittern, denn man weiß ja, dass dieses Gesindel nicht viel Geld hat und alles stiehlt, was nicht mit Trollrotzleim befestigt ist.«
    Wie weit die Stadträte ihren besorgten Bürgern folgen, wird sich nächste Woche zeigen. Dann findet die Ratssitzung statt. Die eine Hälfte des Stadtrats besteht aus Bürgermeister Alcatorre, Ministern von Peretrua sowie dem Chef des Polizeistabs, Santimono. Bisher vertraten sie den Standpunkt, dass Peretruas Stadtmauern jedem Eindringling standhalten würden und es nichts zu befürchten gebe. Dagegen halten die Zauberer. Sie stellen nur ein Viertel des Stadtrats und werden folglich in der Minderheit sein, wenn es darum geht, neue Taktiken vorzuschlagen, um Peretrua vor weiteren ungebetenen Besuchern aus dem Schatten der Schwarzen Berge zu beschützen.
    Ein Mitglied des Zauberrates warnt davor, die Hände untätig in den Schoß zu legen. »Alles deutet auf einen nahenden Krieg mit den Schwarzen Schatten hin«, prophezeite Zauberer Mecire Monditi düster. Ein Sprecher des Rathauses wiegelte seine Warnung allerdings als »wirres Gefasel eines alten, tattrigen Spitzhutes« ab.
    Das Flügelschlagen einer Blauen Elfe ließ Natalie und Gingin von dem Artikel aufblicken. Sie räusperte sich vernehmlich und verkündete: »Ich soll ausrichten, dass Flavio Tucin und Natalie Brebin momentan in einer Teambesprechung sind und keine Zeit haben.«Crabina sah siegessicher aus. »Allerdings könntet ihr in ihrem Arbeitszimmer warten, bis die Teamsitzung vorbei ist«, endete Elaris. Im Gegensatz zu Warenis hatte sie eine besonders spitze Nase und trug einen Eichelhut als Kopfbedeckung. Die Haut schimmerte wie bei allen Elfen üblich in blaugrün und stach in dieser tristen Umgebung besonders hervor.
    Ein Hüsteln ertönte. »Also wenn ihr noch längere Wurzeln schlagen wollt, sage ich dem Hausmeister, er soll mit der Gießkanne vorbeikommen.« Die Empfangsdame lachte gekünstelt über ihren eigenen Witz. Natalie lächelte nur höflich, während Gingin

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