Verliebt, verlobt, verflucht
Unruhestiftern«, rief er und breitete die Arme aus. »Keine Sorge, Prinzessin, der Bürgermeister hatte die Sache längst vergessen.« Er zwinkerte Natalie beruhigend zu.
»Danke für deine Hilfe vorhin, aber ich bin nicht deswegen hier. Lulipert ist ohnmächtig geworden!«, rief sie und starrte hilfesuchend ihre Mutter an. Diese sprang sofort auf, ihr folgte ein hagerer Mann, Gingins Vater.
»Wer ist Lulipert?«, fragte Baristono irritiert, doch Natalie hatte keine Zeit ihm zu antworten. Gemeinsam mit ihrer Mutter und Flavio eilte sie wieder zurück. Im Arbeitszimmer angekommen, hastete Natalies Mutter zu ihrem Schreibtisch und zog aus einer Schublade ein kleines, kristallenes Gefäß mit goldenem Blütennektar darin, dem Lieblingsessen der Elfe. Sie hielt das Gefäß über das Gesicht der Elfe.
»Das wird sie wieder zu Sinnen kommen lassen«, versprach Natalies Mutter und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis die blaue Gesichtsfarbe von Lulipert wieder zurückkam.
Natalie fiel ein Stein vom Herzen.
Sie beugte sich ganz nah zu Lulipert herunter, die etwas vor sich hinzumurmeln schien. Währenddessen verstaute Natalies Mutter wieder das Gefäß und Gingin fiel ihrem Vater um den Hals.
Die kleine Elfe atmete hastig und zitterte ein wenig, doch hatte sie immerhin wieder ihre blaue Hautfarbe zurückbekommen.
»Was ist denn passiert?«, fragte Natalies Mutter.
Natalie und Gingin sahen sich an und wie immer wussten sie intuitiv, was der andere dachte.
Natalie räusperte sich. »Lulipert kränkelt heute anscheinend schon den ganzen Tag, sie hatte einen Schwächeanfall.«
»Ach die armen Elfen! Das kommt von der vielen Arbeit in der Druckerwalze! Ich muss dringend mal mit Baristono ein Wort reden, so kann das nicht weitergehen!«
»Da kann ich dir nur beipflichten, Klara«, sagte Flavio. »Wir sollten aber wieder zurück in die Besprechung ... Kommt ihr ohne uns zurecht?«
»Klar!«, antworteten Gingin und Natalie gleichzeitig.
»Wir können später noch einen Tee im Salon trinken.«
Die Tür fiel zu, Natalie und Gingin waren mit Lulipert alleine. Natalie nahm die Fee vorsichtig in ihre Hand und trug sie behutsam in das Schwanennest.
Die kleine Elfe sah immer noch erschöpft aus. Sie bedeutete Natalie, den Kopf zu ihr zu senken. Ihr Stimmchen war ganz schwach und Natalie musste sich anstrengen, um sie zu hören.
»Natalie, Natalie, hörst du mich?«, flüsterte die kleine Elfe.
»Ja«, flüsterte Natalie zurück. »Du bist nur ohnmächtig geworden, Lulipert. Es tut mir so leid ...«
»Dich trifft keine Schuld. Die Tinte, Natalie, war keine gewöhnliche Tinte.« Ihre Augen weiteten sich ängstlich. »Sie brannte in meinen Füßen wie Feuer und ich bekam auf einmal keine Luft mehr.«
Natalies Augen füllten sich mit Tränen. »Es tut mir wirklich so leid, Lulipert ...«
»Ich habe nur von einer Tinte gehört, die solche Schmerzen verursacht ...« Sie blickte Natalie tief in die Augen. »Von einer Tinte aus dem Reich der Schwarzen Schatten!«
Natalie erschrak. »Bist du dir da sicher?«
Lulipert nickte heftig. »Ich fühle mich so schwach, so müde.«
»Ruh dich aus, kleine Elfe«, flüsterte Natalie.
Später tranken sie mit Natalies Mutter und Gingins Vater noch Kaffee im Salon der Zeitung. Auch dort war Baristonos Geiz zu spüren. Die Sessel und Sofas waren von Motten zerfressen, und der von schlecht gelaunten Minitrollen servierte Tee schmeckte bitter. Natalies Mutter erzählte ihr von einer bevorstehenden Reportage, doch Natalie konnte sich nicht auf das Gespräch konzentrieren. Sie musste ständig an den geheimen Verehrer denken und an den Ring, der noch nicht von ihrem Finger abgehen wollte. Neben ihr unterhielt sich Gingin fröhlich mit ihrem Vater. Flavio Tucin war ein hagerer, hochgewachsener Mann Anfang fünfzig, dessen harte Gesichtszüge unergründlich wirkten. Nur die warmherzigen Augen hinter der randlosen Brille verschafften ihm eine freundliche Erscheinung. Ausgelassen plauderte er mit Gingin. Die beiden waren wirklich ein gutes Team, dachte Natalie still.
»Also in Ordnung, mein Spatz?«, fragte ihre Mutter und musterte sie stirnrunzelnd.
»Alles in Ordnung, Mama, ich denke nur an den heutigen Geschichtstest.«
»Oh, mir schwant Übles«, sagte ihre Mutter und lachte laut. »Ich sollte wohl deine Krimi-Reihe verstecken, dann lernst du vielleicht, anstatt im Sessel zu lesen.«
Natalie lächelte schwach. »Jaaa, vielleicht wäre das eine gute Idee ...« Oder sie könnte
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