Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
Vom Netzwerk:
Peretrua. Es könnte natürlich sein, dass ...«
    Er redete nicht weiter, holte ein Streichholz hervor und brannte eine Ecke des Briefes an - doch nichts geschah.
    »Mädchen«, redete er Natalie plötzlich scharf an. »Kannst du mir erklären, wie du an das Briefpapier gekommen bist? Das ist unbrennbares Pergamentpapier und wird nur von den Schwarzen Schatten verwendet! Denn sie schicken sich, im Gegensatz zu uns Peretruanern, die Post noch immer durchs Kaminfeuer!«
    Natalie schluckte. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Würde er ihr die Geschichte mit dem Kamin überhaupt glauben? Wohl eher nicht. Abgesehen davon war es ihre Geschichte. Bislang hatte sie nicht einmal ihre Eltern eingeweiht, wieso sollte sie sich dann einem Fremden anvertrauen?
    Natalie setzte ein unschuldiges Lächeln auf. »Der Brief befand sich eines Morgens in meinem Briefkasten.«
    Goglowin runzelte die Stirn. »So, tatsächlich? Nun ja, du solltest wissen, Mädchen, dass dies kein alberner Schabernack ist! Wenn dir ein Schwarzer Schatten einen Brief geschickt hat, dann ist dies höchst alarmieren! Liest du denn keine Zeitung?«
    Natalie war beleidigt. Sie las vielleicht nicht jeden Tag Zeitung, aber sie saß durch die Arbeit ihrer Mutter an der Quelle und kannte meist am Vorabend bereits die Schlagzeilen von morgen.
    »Natürlich lese ich Zeitung! Meine Mutter arbeitet beider Zeitung, genauer gesagt beim Staper !«
    »So? Dann müsstest du auch wissen, dass vor ein paar Tagen zwei junge Männer die Stadtmauer überquert haben. Und das waren keine gewöhnlichen Männern, sondern zwei Schwarze Schatten!« Er ging auf Natalie zu, die Augen vor Schreck geweitet. Mit Grabesstimme flüsterte er weiter: "Noch nie sind in Peretrua Schwarze Schatten eingedrungen. Düstere Zeiten stehen uns bevor!«
    Natalie schluckte. »Aber, vielleicht ist mein Verehrer kein Schwarzer Schatten, sondern hat nur zufällig das Briefpapier verwendet.«
    »Das halte ich für ausgeschlossen! Du musst den Brief umgehend den Behörden melden, Mädchen! Der Brief führt sie bestimmt zu den zwei Schwarzen Schatten, nach denen bereits gefahndet wird!«
    Natalie wurde unbehaglich zumute. Sie konnte sich noch an den Zeitungsartikel erinnern. Gleichzeitig ärgerte es sie, dass sie nicht von alleine einen Zusammenhang hergestellt hatte und sich von diesem Pergament-Heini belehren lassen musste.
    »Nein!«, rief Natalie. »Am Ende wird noch mein Brief konversiert!«
    »Konfisziert«, berichtigte sie Goglowin.
    »Konfisziert ... wie auch immer, ich löse das Rätsel selber. Und es ist bestimmt kein Schwarzer Schatten!« Natalie entriss dem verdutzten Goglowin den Brief und stürmte aus dem Laden, gefolgt von Gingin. »Ich werde die Polizei benachrichtigen müssen, Mädchen!«, rief ihr der Pergamentexperte hinterher.
    Natalie legte erst wieder normales Schritttempo ein, als sie wieder auf der belebten Einkaufsstraße war.
    »Na klar, ich werde der Polizei den Brief aushändigen. Damit ich gar keine Verbindung zu diesem Artus mehr habe. Dieser Goglowin spinnt doch!«
    »Wir könnten versuchen, bei Karawas eine zweite Meinung zu der Tinte einzuholen«, schlug Gingin zaghaft vor. »Allerdings hat Goglowin mit den zwei Schatten nicht Unrecht. Dass wir daran nicht gedacht haben! Vielleicht ist einer davon dieser ominöse Artus.«
    »Aber wenn er ein Schwarzer Schatten ist, woher sollte er mich dann kennen?«, hielt Natalie dagegen. »Ohnehin kann ich mir das alles nicht erklären, aber wenn noch nie ein Schwarzer Schatten in Peretrua war, kann er mich doch erst recht nicht kennen?«
    Gingin zuckte mit den Schultern und hakte sich bei ihr unter. »Das ist alles ein ziemlich großes Rätsel. Vielleicht finden wir ja im Karawas eine neue, heiße Spur«, grübelte sie und steuerte mit Natalie ein prächtiges Gebäude an. Es war aus tintenblauen Backsteinen gemauert, die Fenster hatten vergoldete Fassungen. Das Eingangsportal bestand aus einer schwingenden Glastür und war mit dem Aufzug Karawas Tintenimperium versehen. In rote Samtröcke gekleidete Kröten waren wie beim Staper vor dem Eingang postiert und hießen die Besucher quakend willkommen. Die Besucher wurden beim Betreten der Schwingtür mit einem Goldregen empfangen, der sich kurz auf die Haut legte und schließlich verschwand.
    Wie immer wurde Natalie fast vom Anblick der Tausenden von Tintenfässern erschlagen. Große und kleine Fässer aus Tautropfenglas waren fein säuberlich in den Regalen aufgereiht, die sich noch weit nach

Weitere Kostenlose Bücher