Verliebt, verlobt, verflucht
immer noch. Es tut mir so leid.«
»Und was meinst du damit, ich könnte nicht alleine rumstehen? Soll das heißen, sobald eine von uns mit jemandem geht, ist der andere Geschichte, oder wie?«
»Nein, natürlich nicht. Der Kommentar war dumm, Verzeihung.«
Natalie haderte mit sich. Auf der einen Seite war sie unglaublich wütend auf Gingin, auf der anderen Seite hatte sie keine Lust, sich jetzt wegen Bedito und Ariane mit ihr zu streiten. Letztere hätte bestimmt ihren Spaß daran, sie auseinanderzubringen.
Natalie holte tief Luft.
»Ich verzeihe di-«, Gingin fiel ihr um den Hals, »aber nur wenn du mir versprichst, in Zukunft nichts vor mir zu verheimlichen!«
»Klar wie Trollfußkäse«, versprach Gingin strahlend.
Natalie konnte nicht anders und ließ sich von Gingins Fröhlichkeit anstecken. Sie konnte ihr nie lange böse sein.
Plötzlich bemerkten die beiden, dass es in ihren Taschen vibrierte.
Sie kramten darin herum und zogen gleichzeitig ihre kleinen Schiefertafeln heraus, auf denen die Kreide gerade schrieb: »Der Nachmittagsunterricht der 10b bei Frau Schlotteri entfällt wegen eines grippalen Infekts der Lehrkraft.«
Natalie und Gingin jauchzten vor Freude.
»Eigentlich sollte mir Frau Schlotteri leidtun, aber andererseits habe ich nicht sonderlich große Lust dazu, mir die Gesetze zur Haltung von Minitrollen anzuhören«, sagte Gingin munter.
Natalie steckte ihre Schiefertafel in die Schultasche zurück und entgegnete: »So uninteressant fand ich das gar nicht.« Gingin gähnte demonstrativ und handelte sich von Natalie einen strafenden Blick ein. »Wir können in den Enowispark gehen und den verwunschenen Pavillon suchen.«
»Was denn für einen verwunschenen Pavillon?«, fragte Gingin neugierig.
»Na den Pavillon aus meinem Traum!«, antwortete Natalie ungeduldig.
»Und warum soll sich dieser ausgerechnet im Enowispark befinden? Es ist schließlich nur ein Pavillon in einem Traum.«
Natalie zuckte mit den Schultern: »Das ist einfach so ein Bauchgefühl.«
Gingin feixte: »Hoffentlich verwechselst du dein Bauchgefühl nicht mit deinem unstillbaren Hungergefühl.«
Natalie knuffte Gingin zur Antwort in die Seite.
9. Kapitel
Der geheimnisvolle Pavillon
Sie brauchten von der Einkaufsstraße eine halbe Stunde, bis sie den Enowispark erreicht hatten. Von weitem schon waren die grünen Wipfel der tausend Jahre alten Bäume zu sehen. Je näher sie dem Parkeingang, einem großen geschwungenen Eisentor mit Marmorstufen, kamen, desto ungeduldiger und aufgedrehter wurde Gingin.
»Endlich! Mein Elbenherz hüpft vor Freude! Ich rieche schon die vielen Akazienbäume, den herben Duft der Bernsteinbaumrinde, den frischen Klee, den saftigen Nektar und den Schweiß der Wasserläufer.«
Natalie musste sich den Bauch halten vor Lachen. »Es ist so herrlich, wenn die Elbin in dir durchkommt! Ich glaube, du hättest dein Zimmer am liebsten in unserem Lieblingsbaum.«
»Klaro, ich würde mir einen Baldachin aus Flamingofedern bauen und wie ein echter Waldelb dort leben, mit Beeren und Nektar als Snack zwischendurch. Mein Bad würde ich in einem der Springbrunnen machen, und ...«
Ein junger Mann mit wehendem blonden Haar rempelte Gingin im Vorbeigehen an.
»He, pass doch auf!«, rief Gingin erbost. Der junge Mann drehte sich grinsend zu ihr um und zwinkerte ihr zu.
Natalie kicherte. »Der denkt, er sieht so gut aus, dass er sich nicht entschuldigen muss.«
Doch Gingin erwiderte nichts, sie starrte dem jungen Mann ungläubig nach. »Der Kerl hatte spitze Ohren!«
»Hihi, er hält sich aber dennoch für gutaussehend.« Gingin räusperte sich vernehmlich und Natalie begriff: »Oh, jetzt versteh ich, was du meinst! Aber dann wäre er ja ein Elb!« Natalie stockte der Atem, sie sah Gingin an. »Aber das geht doch gar nicht! Elben dürfen in Peretrua nicht einreisen, geborene Mischlinge wie du sind eine Ausnahme. Verzeihung, das war jetzt unhöflich.«
»Nein, nein, ich weiß schon, was du meinst. Aber ich schwöre bei meiner neuen grasgrünen Tinte: Dieser Kerl hatte spitze Ohren. Elbenohren!«
Gingin warf ihr Haar zurück und wackelte mit den Ohren. Als Passanten ihr missbilligende Blicke zuwarfen, hörte sie sofort damit auf.
»Vielleicht sehen wir ihn ja noch einmal.«
»Gut, dann halten wir jetzt Ausschau nach einem legendären Pavillon und einen Elb«, fasste Natalie zusammen. »Aber zuerst muss ich mich unter unserem Kastanienbaum ausruhen, meine Füße tun mir weh vom vielen Gehen.«
»Du
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