Verliebt, verlobt, verflucht
für dich sein!« Gingin nickte heftig. »Was hältst du davon, wenn ich dir die Bücher gebe und alleine zum Krimskramsladen fahre? Dann kannst du währenddessen darin lesen und ich alleine mit meinem Pa reden«, schlug Natalie vor.
»Das wäre natürlich eine feine Idee. Ich hoffe nur, du verstehst mich und bist mir nicht sauer«, strahlte Gingin.
»Ich versteh doch, dass du es kaum erwarten kannst, endlich mehr über deine Vorfahren zu erfahren.«
Gingin fiel Natalie um den Hals.
»Dann bis später, Wäffelchen! Und sei nicht zu streng mit deinem Vater, deine Eltern wollten bestimmt nur das Beste für dich.«
Natalie traten Tränen in die Augen. »Bis später, Gingin.«
Die Straße unter ihren Füßen vibrierte und kündigte den nächsten Trollbus an.
»Ich muss los, der Trollbus kommt!« Natalie lief zur Haltestelle an der Straße und stieg in den Trollwagen ein. Als sie Platz genommen hatte, winkte sie Gingin nach, die den Heimweg zu Fuß antrat.
14. Kapitel
Der Krimskramsladen
Eine halbe Stunde später stand Natalie vor dem Krimskramsladen ihres Vaters. Im Erdgeschoss eines etwas schief geratenen Hauses gelegen, war der Laden zwischen einer Federkielhandlung und einem Geschäft für Mottengifteingeklemmt. Von den Wänden blätterte schon die ehemals leuchtende kanariengelbe Farbe ab.
Der Krimskramsladen: An- und Verkauf von allerlei Krimskrams, stand in krakeligen, schwarzen Lettern über der unscheinbaren Tür. Das große Schaufenster wurde gerade von Schweinsnase geputzt. Auf einer Leiter kletterte er immer wieder schnaufend und grunzend auf und ab, um den Putzlappen in die Seifenlauge zu tauchen.
Typisch, für die schweren Arbeiten holt er sich wieder einmal meinen Minitroll! Natalie ärgerte sich. Dabei hatte sie Schweinsnase von ihrem Taschengeld bei einer Minitroll-Versteigerung erstanden.
»Hallo Schweinsnase, hat dich mein Vater mal wieder ausgeliehen?«, begrüßte Natalie den kleinen Minitroll, der so sehr ins Schaufensterputzen vertieft war, dass er bei Natalies Worten erschrak und von der Leiter in den Putzeimer fiel.
»Entschuldige bitte, Schweinsnase, das habe ich nicht beabsichtigt!« Natalie half dem Minitroll aus dem Eimer.
Doch Schweinsnase war kein bisschen beleidigt und begrüßte sie freudig grunzend. Stürmisch umarmte er Natalie.
»Ich hab dich auch lieb, Schweinsnase, aber wir knuddeln ein anderes Mal, wenn du nicht so nass bist, ja?«, sagte Natalie und wand sich aus der Umarmung ihres Minitrolls.
»Ich muss jetzt zu meinem Pa.«
Schweinsnase zeigte aufgeregt auf das Schaufenster. Natalie folgte seiner Geste mit ihrem Blick und entdeckte ihren Vater, der in einer Hängematte im Schaufenster schlief. Umgeben von allerlei Krimskrams wie alten Schuhen, Lampenschirmen, Libellenfangnetzen oder selbst wedelnden Faunenfächern hielt Luca Brebin friedlich sein Mittagsnickerchen.
Natalie trommelte mit ihren Fäusten gegen die Scheibe. Vor Schreck fiel Luca aus der Hängematte, blickte verwirrt um sich und erkannte schließlich seine Tochter. Freudig winkte er ihr zu. Und obwohl Natalie enttäuscht und wütend auf ihn war, konnte sie nicht anders als zurückzuwinken und über seinen Auftritt zu schmunzeln. Ihr Vater trug seinen kanariengelben Arbeitskittel und grüne Drachenlederpantoffeln. Seine Haare standen ihm wie immer zu Berge und seine rote Nickelbrille hing ihm verbogen von der Nase.
»Ach du bist es, Töchterchen«, hörte Natalie dumpf durch das Schaufenster. »Warte, ich mache auf.«
Ihr Vater wuselte aus dem Schaufenster und öffnete Natalie die Tür. »Seid gegrüßt, schönes Fräulein, und tretet ein in mein bescheidenes Reich«, trällerte er und verneigte sich vor ihr.
Natalie grinste. »Die Freude ist ganz meinerseits. Wie kommt es dazu, dass du dich selbst zur Schaufensterdeko machst?«
»Mir war eigentlich nur nach einem kleinen Nickerchen, und die Hängematte eignet sich einfach fabelhaft dafür«, sagte ihr Vater und kratzte sich verlegen am Kopf. Natalie trat ein und Luca schloss hinter ihr ab.
Das übliche Surren, Rascheln und Pfeifen empfing sie. Der Krimskramsladen war eine Mischung aus Trödelladen, Zoohandlung und Werkstatt. Zwischen alten, knarzenden Möbeln wuselten pinke Stoffmäuse, Trolle aus Lehm und Glaslibellen.
Natalie übergab ihren Mantel den hölzernen Händen eines Baumstammes, der aus dem Boden des Krimskramsladens wuchs und als Garderobe fungierte. Besucher waren von der nicht nachvollziehbaren Ordnung des Krimskramsladens meist
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