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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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packte hastig ihre Drachenlederschultasche und die Tüte mit den Büchern, sprang vom Brunnenrand und tauchte in der Schülermenge unter. Schnurstracks lief sie zum Eingang des Schulgartens. Dieser war von dichten Kastanienbäumen und Blumenbeeten umrahmt und Natalie kannte jeden Fleck und jeden Schleichweg. Sie tauchte im Blätterdickicht der Büsche unter. Sie hörte aus einiger Entfernung noch Arianes kreischende Stimme: »Wo ist das Miststück?« Schließlich erreichte Natalie keuchend und zerzaust den geheimen Ausgang des Schulgartens. Sie hatte ihn zusammen mit Gingin ein Jahr zuvor entdeckt. Er führte auf eine kleine Lichtung zwischen den Bäumen, die vor dem rechten Flügel des Schulgebäudes wuchsen, in dem auch ihr Klassenzimmer und das Lehrerzimmer lagen. Dort war Gingin vermutlich gerade und würde gleich mit Professor Marzin reden. Was er ihr wohl sagen würde?
    Doch im Moment konnte Natalie für ihre Freundin nichts ausrichten, da sie unbedingt das Buch der Schwarzen Schatten lesen musste!
    Ein großer Kastanienbaum stand am Rand der Lichtung, seine Zweige ragten bis an die Fenster der umliegenden Klassenzimmer. Doch da die Lichtung nur über den geheimen Ausgang erreichbar war, hatte Natalie nichts zu befürchten. Unbeobachtet machte sie es sich mit den Büchern unter dem Kastanienbaum gemütlich. Mit zittrigen Händen holte sie die Bücher hervor.
    Sie schlug den schweren Deckel des Buches über die Schwarzen Schatten auf und studierte mit klopfendem Herz die erste Seite, auf der eine Landkarte abgebildet war.
    Natalie schluckte. Das Reich der Schwarzen Schatten war bestimmt zehnmal so groß wie Peretrua. Viele Gebirgsketten durchzogen das Land, Flüsse und dichte Wälder säumten die Berglandschaften. Drei große Städte waren in die Karte eingezeichnet: Rusterin, Valdawin und Briggin.
    Über Rusterin war eine Krone abgebildet. Eine Fußnote verriet: »Die Königsfamilie der Schwarzen Schatten residiert in der Stadt Rusterin.«
    Hatte Artus nicht gesagt, er sei ein Mitglied der Königsfamilie? Natalies Herz pochte wild. Vielleicht gab es in dem Buch mehr über die Königsfamilien der Schwarzen Schatten zu erfahren.
    »Was liest du da?«, fragte plötzlich ein neugieriges Stimmchen und Natalie zuckte zusammen. Die Elfe Warenis flatterte vergnügt vor ihrem Gesicht. Ihre blaugrüne Hautfarbe schimmerte im Sonnenlicht. Auf ihren krausen Haaren thronte wie immer ihr Kastanienhut, unter dem die spitzen Ohren hervor lugten.
    »Wo kommst du denn her?«, fragte Natalie verwundert. »Legt dich Professor Marzin während den Pausen nicht immer in Ketten?«
    Warenis schüttelte vergnügt den Kopf.
    »In den Pausen darf ich immer in diese Lichtung fliegen, ich muss nur immer rechtzeitig zum Unterricht zurück sein, damit es so aussieht, als ob ich die gesamte Pause in Ketten verbracht hätte«, erklärte Warenis.
    »Aber warum macht er sich diesen Aufwand?«
    »Damit es so aussieht, als ob er streng mit mir wäre und ihn niemand beim Orden verpetzen kann«, sagte Warenis und landete auf Natalies Knie, um zu verschnaufen. »Schau nicht so verdutzt! Ich weiß, dass du ein Ordensmitglied bist, schließlich habe ich deinen Namen mit meiner Tinte in die geheime Liste von Professor Marzin eingetragen.« Warenis zwinkerte.
    »Warum hast du mir nie etwas davon erzählt?« fragte Natalie leicht gekränkt.
    »Weil Professor Marzin mir das Versprechen abgenommen hat, nichts zu dir zu sagen. Aber da er heute selbst den Schwur gegenüber deinen Eltern gebrochen hat, seh' ich mich nicht mehr genötigt, meinen Mund zu halten.«
    Natalie musste lächeln. Der kleinen Elfe konnte sie nicht lange böse sein.
    »Kommst du zur nächsten Ordensversammlung mit? Ich darf nämlich nächstes Mal das Protokoll führen«, verkündete die Elfe stolz.
    »Ich werde es mir mal überlegen, Warenis. Zuvor habe ich allerdings mit meinen Eltern ein Hühnchen zu rupfen«, sagte Natalie.
    »Warum müsst ihr denn ein Hühnchen rupfen?«, Warenis schien verwundert. »Das Ritual ist mir neu.«
    Natalie lachte. »Das war nur eine Redensart. Ich muss mit meinen Eltern ein ernstes Wort reden. Nach der Schule werde ich Pa im Krimskramsladen aufsuchen und ihn zur Rede stellen«, beschloss Natalie und bekam dabei Bauchweh. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Wie hatten ihre Eltern sie fünfzehn Jahre lang im Unklaren lassen können?
    »Wenn du deinen Vater im Krimskramsladen aufsuchst, kannst du auch gleich daran denken, mir ein Fass Blütennektar

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