Verliebt, verlobt, verflucht
bitte nach, ob Professor Marzin immer noch mit Gingin im Lehrerzimmer ist.«
»Mach ich. Was habt ihr zwei nur wieder angestellt?« Warenis schüttelte den Kopf und flog hinauf zum Lehrerzimmer.
Natalie sah ihre blau schimmernden Flügel kleiner werden. Erneut widmete sie sich dem Stammbaum. Sie fühlte, wie die Wahrheit ihr einen Stich ins Herz versetzte. War Artus' Brief womöglich nur ein Scherz gewesen? Hatte er sie nur zum Rosenteich ausgeführt, um Informationen aus ihr herauszupressen? War er überhaupt verliebt in sie?
Vielleicht hätte sie die Antwort längst erfahren, wenn nicht dieser Elb dazwischengefunkt hätte.
Sie hörte ein leises Flattern auf sich zukommen. »Professor Marzin macht Gingin immer noch zur Schnecke, aber sie hat mich gesehen. Wenn du willst, sage ich ihr, dass du hier wartest.«
»Das wäre sehr lieb von dir, Warenis.«
»Wird erledigt, für ein Fass Blütennektar tu ich alles«, sagte Warenis und strahlte über das ganze Gesicht.
Natalie grinste. Die kleine Elfe war wirklich leicht um den Finger zu wickeln.
Abermals blickte Natalie in das Buch. Sie konnte es immer noch nicht glauben: Der Thronerbe der Schwarzen Schatten befand sich mitten in Peretrua, vom Orden unbemerkt! Und sie hatte ihn am Rosenteich getroffen.
Plötzlich raschelte es über Natalies Kopf. Sie sah nach oben und erblickte Gingin, die gerade aus dem Fenster des Lehrerzimmers in den Kastanienbaum hüpfte.
»Gingin, pass auf«, rief Natalie besorgt, auch wenn sie wusste, dass Gingins Kletter- und Hüpfaktionen immer glimpflich ausgingen.
»Fräulein Tucin, sind Sie lebensmüde?«, rief ihr ein entgeisterter Professor Marzin nach, der sich aus dem Fenster lehnte und Gingin nachblickte.
»Ich bin nun mal eine Elbin, dafür kann ich nichts«, rief Gingin entschuldigend aus der Baumkrone.
Professor Marzin schüttelte den Kopf und schloss das Fenster, zuvor ließ er noch die Blaue Elfe in das Lehrerzimmer hineinfliegen.
Eine Minute später ließ sich Gingin lässig neben Natalie auf den Boden gleiten.
»Hallo, du Unruhestifterin!«, wurde sie von Natalie heiter begrüßt.
»Hat dich unser lieber Professor zur Schnecke gemacht? Mich hat er nämlich nur gerügt, dass ich ihm meine wahre Identität nicht anvertraut habe. Und er hat uns für den restlichen Schultag freigegeben. Ist das nicht cool? Jetzt müssen wir nachmittags nicht den doofen Kochkurs mitmachen und sind Ariane und ihre Hyänen für heute los!«
»Ja, das ist wirklich super«, sagte Natalie, mit Tränen in den Augen.
»Was ist denn los, mein kleines Wäffelchen?«, fragte Gingin besorgt und nahm Natalie tröstend in den Arm.
»Ich glaube, Artus liebt mich in Wirklichkeit gar nicht!«, brach es aus ihr hervor. »Er ist schließlich der künftige König der Schwarzen Schatten, was will er denn mit einem kleinen Pimpf aus Peretrua wie mir?«
»Ich verstehe nur Bahnhof, du kleiner Pimpf. Warum sollte er denn der Thronerbe der Schwarzen Schatten sein?«, fragte Gingin.
Natalie erzählte Gingin von dem Gespräch mit Professor Marzin und dem Buch der Schwarzen Schatten. Schließlich zeigte sie Gingin den Stammbaum und sagte mit tränenerstickter Stimme: »Deshalb! Das ist der Stammbaum der Schwarzen Schatten! Und Artus ist der Sohn des Königs und noch dazu der Thronfolger!«
»Ach du dicker Trollfußkäse! Das haut ja den dicksten Troll um!«, stieß Gingin hervor. »Und er hat dir nichts davon erzählt? So ein hinterlistiger Schuft! Das stinkt ja zum Himmel!«
Natalie schluchzte laut auf.
»So war das nicht gemeint«, wiegelte Gingin schnell ab.
»Am besten, du stellst ihn selbst zur Rede!«
»Zuerst stelle ich meine Eltern zur Rede«, schniefte Natalie. »Und zwar zuerst meinen Pa!« Sie steckte die Bücher in die Tasche zurück und stand voller Tatendrang auf.
»Wo willst du denn jetzt hin?«, fragte Gingin.
»Zum Krimskramsladen!«, gab Natalie den Marschbefehl und stürmte in den Schulgarten, Gingin auf den Fersen. Währenddessen hallte der Schulgong durch die Stille des Gartens, und als Natalie und Gingin den Pausenhof betraten, waren bereits alle Schüler wieder in den Klassenzimmern.
»Aber wir könnten doch noch ein bisschen in den Bücher lesen, vor allem das Elbenbuch würde mich interessieren ... Vielleicht steht etwas über meine Mutter darin«, schlug Gingin zaghaft vor und schlackerte verlegen mit ihren Elbenohren.
»Tut mir leid, das war wohl gerade etwas egoistisch von mir. Das Buch über die Elben muss ja wie ein Schatz
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