Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
Vom Netzwerk:
Schweinsnase für jeden Kartenzug fünf Minuten brauchte, blickte Natalie in die Flamme der Kerze vor sich und versank in Gedanken. »Artus liebt mich, Artus liebt mich nicht, Artus liebt mich, ...«, sagte sie in Gedanken vor sich hin, jedes Mal wenn der Kerzendocht zitternd ausschlug. Sie rief sich die Bilder ihrer letzten Begegnung in Erinnerung und kostete noch einmal jeden Blick, jede Berührung aus. Von den weiteren Tischgesprächen ihrer Eltern und Tante bekam sie kaum etwas mit.
    »Oh Artus, ich glaube, ich liebe dich«, flüsterte Natalie halblaut vor sich hin. Die Kerze vor ihr erlosch plötzlich. War das etwa ein Zeichen oder nur Zufall? Natalie runzelte die Stirn. Die anderen Kerzen flackerten noch immer munter, nur die eine war erloschen.
    Sie hörte noch wie Tante Vicki wohlig seufzte, der Kamin würde so behagliche Wärme verbreiten. Dann, auf einmal, wurde es ruhig am Tisch. Alle Blicke, zuletzt der von Natalie, richteten sich auf den Kamin, in dem es ungewöhnlich stark knisterte und prasselte. Die Flammen leckten gierig gegen die Kaminwand und schossen in die Höhe.
    »Beim Buckel meines Drachens, was geschieht hier?«, rief Luca aus, lief zum Kamin und versuchte die Flammen mit einem feuerschluckenden Blasebalg im Zaum zu halten. Doch erfolglos. Alle anderen hielten den Atem an. Im Feuer schien sich etwas zu bilden, Flammen warfen sich übereinander, verfestigten sich und wurden schwärzer und schwärzer. Plötzlich erschien eine lebende Hand und begann, aus den schwarzen Flammen etwas zu formen.
    »Artus!«, dachte Natalie entsetzt. Das war wohl der unpassendste Moment für einen zweiten Brief.
    »Die Invasion des Bösen beginnt«, rief Vicki gellend aus und kippte mitsamt Stuhl ohnmächtig um. Natalie und Schweinsnase wichen zurück und beobachteten Maria und Luca, wie sie gegen die Hand kämpften. Sie wollten mit Wasser das Feuer löschen, doch vergebens, die Flammen schienen sich fast darüber zu amüsieren und zuckten nur ein wenig zusammen.
    »Es ist schwarzmagisches Feuer«, rief Maria entsetzt aus.
    Dann nahmen die schwarzen Flammen eine Form an und die Hand umfasste eine glitzernde, schwarze Rose, die sie Natalie zuwarf, bevor sie wieder verschwand. Reflexartig öffnete Natalie ihre Hände und fing die Rose auf. Sie war weder heiß, noch hinterließ sie irgendwelche Spuren, wie die erste Rose vor einer Woche. An ihr hing ein kleiner Zettel, doch Natalie kam nicht zum Lesen. Sie konnte lediglich das Wort »Artus« erhaschen, bevor ihre Mutter ihr die Rose samt Zettel aus der Hand riss.
    »Mama, gib sie sofort wieder her«, rief Natalie wütend aus. »Reg' dich nicht gleich so auf. Das ist nur eine schwarze Rose, das ist doch nicht weiter schlimm!«
    »Nicht weiter schlimm?«, rief Maria schrill, wobei sich ihre Stimme überschlug. »Meine Tochter erhält eine schwarze Rose aus unserem versiegelten Kamin und ich soll mich nicht aufregen?«
    Natalie sah betreten drein.
    Luca beugte sich über Tante Vicky, die gerade matt die Augen aufschlug. »Maria, wir müssen sie zum Arzt bringen. Sie hat einen Schock erlitten.«
    »Na schön, aber wir unterhalten uns später, Fräulein, ich habe das Gefühl, du verheimlichst uns etwas!«
    Natalie schluckte. Da hatte ihre Mutter nicht ganz Unrecht.
    Ihre Eltern hievten Tante Vicki ächzend in die Höhe und schleiften sie zur Haustür.
    »Du verlässt nicht die Wohnung, bis wir wieder zurück sind. Und du lässt auch niemanden herein, verstanden?«, sagte Maria streng. Natalie nickte. Die Tür fiel ins Schloss und sie ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
    »Ach Schweinsnase, was würdest du denn an meiner Stelle nun machen?«
    Der Minitroll grunzte fragend und quiekte: »Schlafen gehen.«
    »Da hast du Recht, das war heute alles eindeutig zu viel für mich. Machst du mir wieder eine Wärmflasche und einen Gute-Nacht-Tee mit Honig?«
    Schweinsnase nickte und machte sich sogleich ans Werk. Natalie verließ den Salon, holte die Bücher und ihre Tasche unter der Treppe hervor und schleppte sie in ihr Turmzimmer. Dort ließ sie sich erst mal auf ihr Bett plumpsen und starrte die Decke an.
    »Was für ein Tag«, dachte Natalie. »Meine Eltern sind Mitglieder in einem Geheimorden, Artus der Thronerbe der Schwarzen Schatten und Gingins Vater ist ein Lügendetektor bei den Sefloradas. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, schickt Artus mir während des Abendessens eine Rose durch den Kamin. Jetzt wissen meine Eltern von meinem schwarzmagischen Verehrer

Weitere Kostenlose Bücher