Verliebt, verlobt, verflucht
dann die Eltern verpflichtet, den Nachwuchs einzuweihen. Außerdem darfst du dann entscheiden, ob du eine Aufnahmeprüfung machen und dem Geheimbund beitreten willst.«
»Darf man das tatsächlich frei entscheiden?«, fragte Natalie verwundert.
Ihr Vater lachte. »Naja, früher waren die Sefloradas noch radikaler und die Kinder von Ordensmitgliedern wurden gezwungen einzutreten, falls sie sich weigerten. Allerdings gab es wohl nicht allzu viele, die sich dem Orden verweigerten.«
»Du musst dich nicht für einen Eintritt entscheiden, Schatz. Wir würden das vollkommen verstehen«, mischte sich Maria ein. »Es besteht die Möglichkeit, dass du bereits jetzt, vor deinem achtzehnten Geburtstag, zu Ordensversammlungen mitgehst und dich erst später entscheidest, ob du eintrittst.«
»Allerdings darfst du dann niemandem von den Sefloradas erzählen«, ergänzte Luca Brebin mit erhobenem Zeigefinger.
»Ups, das habe ich aber bereits«, dachte Natalie.
»Auch nicht Gingin und Nilo?«, fragte sie schnell.
Zu ihrer Überraschung wechselten ihre Eltern einen vielsagenden Blick.
Maria Brebin räusperte sich vernehmlich. »Nun ja, um ehrlich zu sein, ist das bei den Tucins ein kleiner Sonderfall. Flavio Tucin ist externes Ordensmitglied. Der Geheimbund hat im Laufe der Jahrhunderte gemerkt, dass es viele begabte Peretruaner gibt, deren Fähigkeiten wichtig für Peretrua sind. Flavio Tucin gehört zu den zehn externen Mitgliedern der Sefloradas.«
Natalie glaubte, Seetang in den Ohren zu haben. »Wie, Gingins Vater gehört auch zu den Auserwählten?«
»Er hat besondere Fähigkeiten im Erkennen von Wahrheit und Unwahrheit - er ist unser Lügendetektor«, erklärte Luca Brebin.
Ah, das erklärt, warum ich in seiner Gegenwart nicht lügen kann, dachte Natalie und nahm das Tablett mit der Himbeerschokolade von Schweinsnase entgegen. Geschäftig wuselte der Minitroll wieder zurück zur Kochecke, um das Abendessen vorzubereiten.
Genussvoll nippte Natalie an der Schokolade und fragte: »Und was macht ihr beide im Orden?«
»Naja, wie bereits geschildert, darf ich ab und zu Sonderaufträge für den Orden ausführen. Außerdem bin ich Experte für alle Arten von Versiegelungen, zum Beispiel für die Versiegelung von Kaminen.«
Natalie verschluckte sich an ihrer Himbeerschokolade. »Wirklich, du hast alle Kamine in Peretrua versiegelt?«
»Versiegelt worden sind sie bereits vor sechshundert Jahren. Ich bin nur noch für die Instandhaltung der Versiegelung verantwortlich.«
»Einen Kamin hast du wohl übersehen«, dachte Natalie insgeheim. »Oder du bist machtlos gegen die schwarze Magie von Artus.«
Maria fügte hinzu: »Ich bin für die Öffentlichkeitsarbeit des Ordens zuständig, das heißt, ich entscheide mit anderen zusammen, wie viel die Bevölkerung von Peretrua wissen darf und was besser verschwiegen werden sollte.«
»Aber warum war dann der Bürgermeister, also der König des Ordens, so sauer auf deinen Zeitungsartikel?«, fragte Natalie. »Er müsste doch schon vorher davon gewusst haben.«
»Mein kluges Mädchen vergisst nichts«. Maria lächelte. »Na ja, sagen wir so, in letzter Zeit widersetze ich mich dem Willen Alcatorres und informiere die Bevölkerung in größerem Umfang als gewünscht.«
»Und das kannst du einfach?«, fragte Natalie bewundernd.
Bevor Maria etwas entgegnen konnte, antwortete ihr Mann grinsend: »Deine Mutter macht es einfach, sie hat ihren eigenen Kopf.«
Maria lächelt entschuldigend. »Ich weiß schon, wie weit ich gehen darf, du kannst unbesorgt sein. Aber Baristono und ich sind wie viele andere der Sefloradas auch der Meinung, die Bevölkerung über die Gefahren, die von den Schwarzen Schatten und den Hochelben ausgehen, nicht im Unklaren lassen zu dürfen.«
»Wie, Baristono und du?«
»Ach so, Entschuldige. Dein Patenonkel gehört ebenfalls zum Geheimbund.«
»Wer beim Staper ist eigentlich noch alles im Orden?«, fragte Natalie. »Ist etwa Tante Vicki am Ende auch noch bei den Sefloradas? Wie soll sie denn die Aufnahmeprüfung bestanden haben?«, fragte Natalie.
»Glaub mir, Spatz, das frag ich mich jedes Mal«, antwortete ihre Mutter. »Ich hoffe, du drehst jetzt nicht durch, wenn ich dir sage, dass Tante Vicki heute zum Abendessen kommt.«
»Was? Wie könnt ihr sie heute nur zum Essen einladen?«, fragte Natalie hitzig.
»Sie will mit uns heute Abend auf ihre neue Stellung anstoßen. Seit kurzem ist sie als Redakteurin bei der Misteria beschäftigt.«
»Nein!«,
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