Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Gästebadezimmer, von dem aus eine zweite Tür direkt in ein Schlafzimmer führte. Diese Tür stand einen Spaltbreit offen.
Es zuckte in ihren ruhelosen Beinen, und sie ging hinein.
Ein Louis-Vuitton-Waschbeutel stand neben dem Waschbecken. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihn selbst gekauft hatte, sicher ein Geschenk von einer seiner fremdländischen Geliebten. Sie trat etwas näher und entdeckte eine rote Zahnbürste mit frischen weißen Borsten. Er hatte sogar die Zahnpastatube wieder zugemacht.
Mit der Fingerspitze fuhr sie über den Deckel eines Deosprays und griff nach einem Aftershave in einer teuer aussehenden Flasche aus mattiertem Glas. Sie schraubte sie auf und schnüffelte vorsichtig. Roch es nach Kevin? Er gehörte nicht zu den Männern, die sich mit Duftwassern überschütten, und sie war ihm nicht nahe genug gekommen, um es eindeutig festzustellen. Doch irgendetwas Vertrautes war an dem Geruch, sie schloss die Augen und sog ihn tief in sich hinein. Ein Schauer überlief sie, und sie stellte die Flasche zurück. Dann warf sie einen Blick in den offenen Waschbeutel. Neben einer Flasche Ibuprofen und einer Tube Neosporin lag Kevins Super-Bowl-Ring. Er hatte die Auszeichnung gleich zu Anfang seiner Karriere gewonnen. Es überraschte sie etwas, dass dieser Championshipring so nachlässig zwischen seinem Waschzeug herumlag. Doch wie sie Kevin einschätzte, würde er keinen Ring tragen, den er gewonnen hatte, als ein anderer in charge war.
Sie wollte sich schon wieder umdrehen, als sie noch etwas entdeckte.
Ein Kondom.
Na und? Natürlich hatte er Kondome dabei, wahrscheinlich einen ganzen Vorrat. Sie sah es genauer an. Ein ganz normales Kondom. Und warum starrte sie es so an?
Das war doch krank! Schon den ganzen Tag hatte sie sich aufgeführt wie eine Besessene. Wenn sie sich nicht langsam zusammenriss, würde bei ihr doch noch eine Sicherung durchbrennen wie bei der durchgeknallten Glenn Close.
Sie zuckte zusammen. Entschuldige, Daphne.
Ein Blick. Das war’s. Sie würde nur einen kurzen Blick auf ihn werfen, während er schlief, dann würde sie gehen.
Vorsichtig schob sie die Schlafzimmertür etwas weiter auf.
3
Spät in der Nacht schlich Daphne mit der Furcht erregenden Halloweenmaske auf ihrem Kopf in Bennys Dachshöhle …
Daphne und ihr Kürbis
Ein schwacher Lichtschimmer fiel aus der Eingangshalle auf den Teppich. Molly erkannte die Umrisse eines Körpers unter der Bettdecke. Der Reiz des Verbotenen ließ ihr Herz schneller schlagen. Zögernd machte sie einen Schritt nach vorn.
Sie fühlte sich von dem gleichen gefährlichen Impuls angetrieben wie damals mit siebzehn, kurz bevor sie den Feueralarm auslöste. Sie trat noch etwas näher heran. Nur ein kurzer Blick, dann würde sie gehen.
Er lag auf der Seite, mit dem Rücken zu ihr. Sein Atem klang tief und regelmäßig. Sie erinnerte sich, dass in alten Western der Revolverheld schon beim kleinsten Geräusch aufwachte, und stellte sich vor, wie Kevin mit zerwühlten Haaren einen Colt auf ihren Bauch richten würde.
Sie würde einfach so tun, als schlafwandle sie.
Seine Schuhe standen neben dem Bett. Sie schob einen vorsichtig mit dem Fuß beiseite. Es raschelte leise, als er über den Teppich rutschte, aber Kevin wachte nicht auf. Sie schob den zweiten Schuh aus dem Weg. Er rührte sich immer noch nicht. So viel zu Revolverhelden.
Ihre Handflächen wurden feucht. Sie wischte sie an ihrem Nachthemd ab. Dabei stieß sie leicht gegen das Fußende des Bettes.
Er schlief wie ein Murmeltier.
Jetzt würde sie gehen.
Sie versuchte es, doch ihre Füße brachten sie auf die andere Seite des Bettes, wo sie ihn von vorn sehen konnte. Der kleine Andrew hatte auch so einen tiefen Schlaf. Man hätte ein Feuerwerk neben ihm abschießen können, ohne dass er davon aufwachte. Ansonsten hatte Kevin Tucker wenig Ähnlichkeit mit Andrew. Sie studierte sein makelloses Profil, starke Stirn, ausgeprägte Wangenknochen und eine gerade, perfekt proportionierte Nase. Als Footballspieler hatte er sie sich bestimmt schon einige Male gebrochen, aber das schien keinerlei Spuren hinterlassen zu haben.
Was sie da trieb war eine furchtbare Verletzung seiner Intimsphäre. Unverzeihlich. Dennoch konnte sie sich kaum zurückhalten, ihm seine wuscheligen blonden Haare aus der Stirn zu streichen.
Eine perfekt geformte Schulter wölbte sich über der Bettdecke. Am liebsten hätte sie darübergeleckt.
Jetzt ist es so weit! Ich habe den Verstand verloren.
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