Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Müllmänner kommen gerade mit dem neuen Container.«
»Mach den Deckel zu, wenn du drin bist.« Sie watschelte weiter und irgendwie gelang es ihr, das Cottage ohne weitere Zwischenfälle zu erreichen. Drinnen angekommen, legte sie die Hände auf die heißen Wangen und lachte.
Aber Kevin lachte nicht. Während er auf der großen Wiese stand und in Richtung des Häuschens schaute, wurde ihm klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Es war lachhaft. Er war ein verheirateter Mann und konnte dennoch nicht die wesentlichen Vorzüge der Ehe genießen.
Die Frage war nur, wie er vorgehen sollte.
15
Daphne versprühte etwas von ihrem Lieblinsparfüm, Eau de Erdbeertörtchen, in einer Wolke um ihren Kopf. Dann plusterte sie ihre Ohren auf, strich sich über die Schnurrhaare und setzte ihr nagelneues Kopftuch auf.
Daphne und ihr Kürbis
Nach dem Sprung in den See duschte Molly und zog sich um, dann schlenderte sie geistesabwesend auf die Veranda hinaus und ließ den Blick zu dem Tisch hinüberwandern, auf dem sie nach ihrem morgendlichen Einkaufsbummel in der Stadt die Tüte mit den Maluntensilien abgestellt hatte. Es war wirklich allerhöchste Zeit, mit den Zeichnungen anzufangen.
Anstatt sich nun am Tisch niederzulassen, setzte sie sich dann aber auf den Schaukelstuhl und griff nach dem Block, auf dem sie gestern Daphne bei ihrem Sprung vom Felsen skizziert hatte. Ihr Blick schweifte in die Ferne. Schließlich fing sie an zu schreiben.
»Mrs Mallard baut auf der anderen Seite vom Nachtigallenwald ein Ferienlager«, erklärte Daphne eines Tages Benny, Melissa, Celia, der Henne, und Bennys Freund Corky, dem Waschbären.
»Und wir dürfen alle hin!«
»Ich mag keine Ferienlager«, murrte Benny.
»Kann ich meine Filmstar-Sonnenbrille tragen?«, wollte Melissa wissen.
»Und was ist, wenn es regnet?«, gackerte Celia.
Als Molly schließlich den Block zur Seite legte, hatte sie den Anfang von Daphne im Ferienlager geschrieben. Es waren allerdings nur knapp zwei Seiten und ihre Fantasie konnte jederzeit wieder versiegen. Außerdem würde der Verlag dieses Buch nicht unter Vertrag nehmen, bevor sie nicht die geforderten Änderungen an Trubel um Daphne ausgeführt hatte. Wenigstens hatte sie mal wieder etwas geschrieben und das machte sie fürs Erste glücklich.
Ein Duft von Zitronenmöbelpolitur schlug ihr entgegen, als sie das Gästehaus betrat. Die Teppiche waren gesaugt, die Fenster glänzten und auf dem Teetisch im Aufenthaltsraum stapelten sich Kuchenteller aus Dresdner Rosenporzellan samt den dazugehörigen Tassen und Untertassen. Kevins Taktik, die Verliebten so lange getrennt zu halten, bis sie ihre Arbeit erledigt hatten, schien aufzugehen.
Amy tauchte von hinten mit einem Stapel frischer weißer Handtücher im Arm auf, musterte das preiswerte kanariengelbe Sommerkleid, das Molly am unteren Rand mit vier Reihen von bunten Bändern aufgepeppt hatte. »Wow! Sie sehen echt cool aus. Schickes Outfit! Na, wenn Kevin das nicht bemerkt!«
»Ich bemühe mich ja gerade darum, dass er mich so wenig wie möglich bemerkt.«
Amy streichelte den leuchtend blauen Fleck an ihrer Kehle. »Ich hab da so ein neues Parfüm in meiner Handtasche. Es macht Troy ganz verrückt, wenn ich mir ein bisschen auf die … na, Sie wissen schon, tupfe. Wollen Sie was davon abhaben?«
Molly floh vor dem dringenden Bedürfnis sie zu erdrosseln in die Küche.
Es war noch zu früh, die Aprikosentörtchen und das Haferflocken-Butterscotch-Brot, die sie am Morgen gebacken hatte, rauszustellen. Also nahm sie ihr Schoßhündchen und setzte sich mit ihm auf einen der Küchenstühle in der Nähe
des Erkerfensters. Der Hund kuschelte seinen Kopf unter ihr Kinn und legte die Pfote auf ihren Arm. Sie zog ihn näher an sich. »Gefällt es dir hier genauso gut wie mir, mein Kleiner?«
Er leckte ihr zustimmend über die Hand.
Ihr Blick wanderte über die sanft abfallende Wiese zum See hinunter. Die vergangenen Tage hier im Nachtigallenwald (wie sie die Anlage im Geiste längst nannte) hatten ihre Lebensgeister wieder geweckt. Sie streichelte Ruhs warmen Bauch und musste sich eingestehen, dass das Zusammensein mit Kevin nicht unbeträchtlichen Anteil daran hatte. Er war störrisch und großspurig, nervig ohne Ende, aber in seiner Gegenwart fühlte sie sich endlich wieder lebendig.
So viel er auch darüber witzelte, wie schlau sie war, so wenig Mühe hatte er, mit ihr mitzuhalten. Sie kannte nur sehr wenige Männer (sie dachte da an Dan oder auch
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