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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gefiel Ihre Romanze, wie ich Ihnen schon sagte, ganz gut. Noch besten Dank dafür. Sie haben auch eine recht gute Stimme, nur hätte ich es besser gefunden, wenn Sie die Melodie in Dur genommen hätten. Moll klingt so traurig, so hoffnungslos.«
    »Ist es auch«, sagte William ernst und setzte noch einmal bekräftigend hinzu: »Es ist hoffnungslos!«
    »Ich habe eine Melodie in Dur«, entgegnete Loretta und sah zur Seite. »Hell, lustig, zukunftsfreudig, voller Verlangen und Optimismus. Das klingt gleich ganz anders – freier, offener, lockender.«
    »Und doch ist es hoffnungslos«, wiederholte abermals William. »Es gibt da Dinge, die nicht ausgedrückt werden können. Auch in keinem Gedicht! Dort, wo das Wort versagt, setzt die Musik ein. Das ist manchmal wahr, oft aber hilft einem auch die Musik nicht mehr, um das auszudrücken, was man fühlt … weil es eben hoffnungslos ist.«
    Loretta sah William groß an. Ich habe ihn verkannt, dachte sie. Er hat ein großes Herz und eine schöne Seele. Warum habe ich das nicht früher gesehen? Zu lange dachte ich, er sei einer der widerlichen Salonlöwen, die sich wegen ihrem Geld einbilden, jede Frau, die sie begehren, auch besitzen zu können. Das empörte mich, auch wenn ich ihn gleich gut leiden mochte. Das machte mich widerspenstig. Und jetzt sehe ich, daß er ein ganz edles Herz hat, daß er um seine Liebe kämpft, sich aber in den Gedanken verrannt hat, einem Phantom nachzujagen. Der arme Junge. Da sitzt er nun in seiner grünen Livree als Kutscher Flip und weiß nicht mehr, wie er aus allem herauskommen soll. Die Zeitungen schreiben von seinem Verschwinden, Scotland Yard sucht ihn, und nun bringe auch ich ihn noch in Bedrängnis dadurch, daß ich ihn nach Brighton schleppe. Das geht aber nicht anders.
    »Wenn mein Lied fertig ist, will ich es Ihnen vorsingen«, sagte sie lächelnd. »Haben Sie Ihren Koffer schon gepackt, Flip? Wir bleiben voraussichtlich vier Wochen.«
    »Meinen Koffer?« William schreckte aus seinen Gedanken auf. »Nein, habe ich noch nicht.« Er stand auf und verbeugte sich. »Mylady entschuldigen – ich will das sofort nachholen.«
    Er rannte durch den Park, als würde er gehetzt. Weg! schrie es in ihm. Nur weg aus ihrer Nähe! Ich bin ja wahnsinnig, daß ich sie liebe!
    Am nächsten Tag rollte der große Reisewagen aus dem Gittertor und brummte davon. Am Tor standen Percy, Stoke und Bebsy, sahen dem Wagen nach und winkten.
    Mach's gut, alter Junge, dachte Percy gerührt. Entweder kommst du als Verlobter zurück – oder als Weiberfeind.
    Ich weiß nicht, lieber Leser, ob Sie es gern hätten, jetzt die Fahrt nach Brighton geschildert zu bekommen. Es gibt Schriftsteller, die es richtig ausnützen, wenn die Personen der Handlung eine Reise machen. Man kann dann so schön von Station zu Station die Landschaft beschreiben, man kann erzählen, wie die Betten im Gasthof waren, was der Wirt sagte und der Oberkellner, vielleicht sogar der Pikkolo, man kann Seite um Seite mit Naturschilderungen füllen und so am Ende der Fahrt stolz auf zwanzig vollgeschriebene Seiten blicken. Wirklich, das gibt es. Aber daß Sie das interessiert, wage ich zu bezweifeln. Sie sind modern – hui – Sie wollen schon in Brighton sein, ehe kaum abgefahren wurde. Von Ihnen ist Tempo erwünscht. Was träge fließt wie Himbeersaft, wird weggeschüttet. Sie wollen Sekt!
    Ich schildere deshalb auch nicht, wie Loretta und Flip achthundertachtzig Kilometer über verstopfte Straßen und durch netten, anhaltenden englischen Landregen fuhren, ehe sie am Ziel waren, nein, ich mache mit Ihnen einen Sprung – hoppla! – und wir sind in Brighton.
    Brighton ist für England das, was für Deutschland Westerland auf Sylt ist. Mordsbetrieb. Bekannte Größen aus Film, Funk und Fernsehen. Schwerreiche Kerle mit Luxusautos und Brillanten an den Fingern, dicken Bäuchen und rätselhaft schönen Frauen. Kleine Künstler, die einem Erlebnis nachjagen. Reporter, die Filmstars beim Flirt erwischen wollen. Und Schriftsteller, die Stoff für einen neuen Roman suchen und meistens an irgendeiner Frau scheitern. Der Strand ist weiß, die Hotels sind weiß – braun hingegen ist der Mensch, der faul im Sand liegt und sich braten läßt.
    Als Loretta und Flip in Brighton eintrafen, wimmelte der Strand von Badelustigen, und die Promenade roch mehr nach Parfüm als nach Seeluft. Die beiden stiegen im Hotel Excelsior ab, wo ihnen der Geschäftsführer Gary Wragby entgegenstürzte und die Koffer ins Haus

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