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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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knurrte Caleb und musterte mich. Ich weiß nicht, was er in meinem Gesicht sah, und es war mir auch schnuppe.
    »Fahren Sie«, sagte ich.
    Die Magier schwangen sich über Bord und nahmen einen protestierenden Fred mit. Caleb kletterte auf den Fahrersitz, und ich beugte mich über Pritkin. Der Gestank von verbranntem Leder, mit dem Geruch von Blut vermischt, war schlimm genug, aber hinzu kam noch etwas anderes, etwas Dunkles, das mir irgendwie falsch erschien.
    »Berühren Sie ihn nicht«, warnte Caleb. »Das Zeug ist wie Säure.
    Wenn Sie was davon abkriegen, brennt es sich Ihnen in den Körper.«
    Ich achtete nicht auf ihn. Seine Warnungen spielten keine Rolle, denn um zu tun, was ich plante, musste ich Pritkin berühren. Er war zum Teil Inkubus, was bedeutete, dass er sich von menschlicher Energie ernähren konnte, fast wie ein Vampir. Es war der Teil von ihm, den er am meisten hasste und der einmal eine geliebte Person getötet hatte. Doch jetzt war es der Teil, der ihn retten konnte.
    Ich hatte ihm schon einmal meine Kraft gegeben, in einer ähnlichen Situation, aber bei jener Gelegenheit war er bei Bewusstsein und ein aktiver Teilnehmer des Geschehens gewesen. Jetzt war er völlig weggetreten, und ich wusste nicht, was ich mit ihm anstellen sollte. Wenn er ein Vamp gewesen wäre, hätte ich eine Ader für ihn geöffnet und sie ihm über den Mund gehalten, damit er bekam, was sein Körper dringend brauchte. Aber er war kein Vampir.
    Und Inkuben nahmen nur auf eine Weise Nahrung auf.
    Ich streckte mich neben der Sitzbank aus, damit unsere Gesichter auf einer Höhe waren, und sofort wurde mir klar, dass ich ein weiteres Problem hatte. Pritkin lag auf dem Bauch, den Kopf zu mir gedreht, und es gab kaum unverletzte Haut, die ich berühren konnte. Ich strich ihm mit der Hand durchs Haar, und wie immer fühlte es sich weich an, obwohl es schweißverklebt und voller Staub war.
    Ich strich mit den Fingern hindurch, ließ sie dann über die schmutzige Stirn wandern, zur großen Nase und den zu dünnen Lippen. Er hatte sich heute nicht rasiert, vielleicht auch gestern nicht, und ich fühlte die Stoppeln, als meine Finger die Reise über die Wangen fortsetzten. Meine Hand begann zu zittern, als sie das Kinn erreichte. Die Wirkung des Adrenalins, das mich während der letzten halben Stunde angetrieben hatte, ließ allmählich nach, aber das war nicht der einzige Grund für das Zittern. Es lag zum einen Teil an Furcht um Pritkin und zum anderen …
    … an Furcht vor ihm.
    Ich hatte ihn nur einmal bei der Nahrungsaufnahme erlebt, und dabei war er sehr vorsichtig gewesen. Aus gutem Grund. Mit seinen besonderen Fähigkeiten konnte er nicht nur ein bisschen von der Kraft einer Person nehmen, sondern die gesamte Energie. Was nicht bedeutete, dass er von dieser Möglichkeit Gebrauch machte, wenn er bei Bewusstsein und klar bei Verstand war. Aber das war er jetzt nicht. Zwar hatte ich nie beobachtet, wie ein Inkubus eine Person vollkommen leerte, aber ich wusste, wie sich Meistervampire verhielten, wenn sie schwer verletzt waren, ich hatte gesehen, was sie übrig ließen …
    Ich schob den Gedanken beiseite und atmete schwer. Panik und Erschöpfung wetteiferten darum, mich zu Boden zu schicken, aber ich widersetzte mich sowohl dem einen als auch dem anderen, kämpfte auch gegen die dumme, dumme Feigheit an. Pritkin würde es für mich riskieren. Er hatte es schon einmal getan.
    Ich beugte mich zu ihm herab, und meine Lippen fanden seine.
    Der Kuss, wenn man ihn so nennen konnte, schmeckte nach Staub und Asche. Ich fühlte Pritkins Atem im Gesicht, sanft und warm, aber sonst nichts. Es fehlte jede Reaktion.
    Ich zog das Tank-Top aus und öffnete den BH.
    »Was zum Teufel machen Sie da?«, fragte Caleb. »Ich habe doch gesagt, dass Sie ihn nicht berühren sollen …«
    »Caleb«, erwiderte ich schroff, »was auch immer Sie hören oder sehen, Sie vergessen es sofort. Das ist ein Befehl.«
    »Haben Sie vollkommen den Verstand …«
    »Und hier ist noch einer: Halten Sie die Klappe.«
    Ich nahm Pritkins Hand, die schlaff und wie leblos war und doch so vertraut. Ich kannte jede Unebenheit an ihr, jede Schwiele und jede Linie. Diese Hände hatten mir gezeigt, wie man eine Pistole hielt. Sie hatten meine Haltung beim Kampfsport korrigiert und mich gelehrt, wie man richtig zuschlug. Und für einige wenige Momente hatten sie mir Leidenschaft gebracht.
    Ich hoffte inständig, dass sich ein Teil von ihm daran erinnerte.
    Ich hielt seine Hand

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