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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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hatte die andere Seite keine Lust auf Fair Play.
    Eine gar nicht so großartige Hellseherin gegen fünf verdammte Halbgötter, das erschien mir ziemlich einseitig. Kein Wunder, dass Pritkin fast das Zeitliche gesegnet hätte!
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Marco.
    »Ja.« Ich rang mir ein Lächeln für ihn ab, denn immerhin war dies alles nicht seine Schuld. »Ich dachte nur gerade … Ich habe einen ganzen Tag, ohne dass mich jemand ausschimpft.«
    Er lächelte. »Das kann ich übernehmen, wenn Sie sich dadurch besser fühlen.«
    »Sie haben mich doch gerade ausgeschimpft!«
    »O nein, das war kein Ausschimpfen. Sie sollten mich mal hören, wenn ich richtig in Fahrt komme.«
    »Ich kriege Angst.«
    »Sollten Sie auch.« Marco zerzauste mir das Haar und ging. Ich zog mich aus, stieg in die Wanne und ließ mich bis zum Kinn ins Wasser sinken.
    Es fühlte sich gut an. Sogar besser als gut, und nicht nur wegen meines Muskelkaters. Vor drei Tagen hatte etwas versucht, mich in genau dieser Badewanne zu ertränken, und jetzt lag ich wieder darin und entspannte mich. Ich trug ein stinkendes Amulett am Hals, und vermutlich lauschte ein Vampir an der Tür, aber trotzdem. Ich machte Fortschritte.
    Meine Füße glitten an die Wasseroberfläche, und ich betrachtete den armen, abgebröckelten Nagellack und dachte daran, ihn zu erneuern. Ich dachte auch daran, Augustine das Leben zu vermiesen, oder den Friseursalon aufzusuchen und dort herauszufinden, ob einer der Jungs mein Haar in Ordnung bringen konnte.
    Doch nichts davon erschien mir reizvoll genug. Es fiel mir schwer, mich auf meine To-Do-Liste zu konzentrieren, während ein Damoklesschwert über meinem Kopf hing. Es fühlte sich an, als vertriebe ich mir die Zeit und als wartete ich nur auf den nächsten Angriff. Und das bekam allmählich einen Bart.
    Ich hatte es statt, ständig in die Defensive gedrängt zu sein. Aber wenn ich zum Angriff übergehen wollte, brauchte ich Hilfe, und ich wusste nicht, wo ich welche bekommen konnte. Besser gesagt: Ich wusste nicht, wie ich sie bekommen konnte.
    Wenn Jonas' verrückte Theorie doch nicht ganz so verrückt war, musste ich eine Göttin finden, und zwar schnell. Und vielleicht bestand die Möglichkeit, dass sich das Exemplar, das ich brauchte, noch in der Nähe befand. Ich dachte dabei an eine ganz bestimmte Göttin, deren Zauber es gewesen war, der die anderen Götter vertrieben hatte. Und vielleicht war sie selbst nicht davon betroffen.
    Vielleicht hatte sie nicht zurückkehren wollen in eine Welt verärgerter Götterkollegen. Je länger ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es mir, dass sie bei uns festsaß, weil sie den Menschen geholfen hatte. Wenn sie heimgekehrt wäre … Hätten die anderen Götter sie dann nicht längst gezwungen, den Verbannungs-zauber aufzuheben? Ihnen lag ganz offensichtlich viel an einer Rückkehr zur Erde, und die Göttin, um die es mir ging, konnte unmöglich in der Lage gewesen sein, ihnen allen Widerstand zu leisten. Und Götter waren doch unsterblich, oder? Woraus folgte: Wenn sie sich nicht auf den Heimweg gemacht hatte, war sie vielleicht noch hier.
    Aber selbst wenn das stimmte, seit dreitausend Jahren hatte sie niemand gesehen. Und jemand, der sich so lange versteckt hatte, wusste vermutlich ziemlich gut, worauf es beim Verstecken ankam.
    Wo sollte ich nach ihr suchen, wenn ich nicht zufälligerweise eine Vision bekam, die mir eine Karte zeigte? Und ohne einen Hinweis würde ich keine Vision bekommen. Es war eine echte Zwickmühle.
    Ich brauchte jemanden, der mir einen Tipp geben konnte. Ich brauchte einen Gott. Zum Glück kannte ich gleich drei.

Zweiunddreißig
    Für ein Hotel, das nach der Hölle aussehen sollte, war das Dante's gar nicht so übel. Die thematische Ausrichtung ging auf jemanden zurück, der sich bei der Dekoration ganz und gar dem »Mehr ist mehr«-Prinzip verschrieben hatte. Aber das hier war Las Vegas, wo man Geschmacklosigkeit für Atmosphäre hielt und das Vulgäre zum allgemeinen Spaß gehörte.
    Doch es war kein Spaß. Es war einfach nur traurig.
    »Ihr lasst Gäste hierherkommen?«, fragte ich und sah auf das hinab, was eine Busgarage zu sein schien. Einige kränklich wirkende Hecken bewachten einen rissigen Betonboden mit Öl- und Benzin-flecken. Müll lag in den Ecken, die Wände waren schmutzig, und es roch nach Pisse.
    »Niemand kommt mit dem Bus nach Vegas«, sagte Casanova, der Hoteldirektor, während er im Innern seiner

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