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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Anzugjacke nach etwas suchte. Sie war weizengelb, eine Farbe, die er gern trug, weil sie sein spanisches gutes Aussehen betonte. Aber sie passte nicht ganz hierher – er wirkte wie ein Armani-Modell, das irgendwo die falsche Abzweigung genommen hatte und im Pennerviertel gelandet war.
    »Zumindest niemand, der bei uns wohnt.«
    »Warum gibt es diesen Ort dann überhaupt?«
    »Weil manche Leute Ausflüge machen möchten, zum Grand Canyon, zum Valley of Fire oder dem verdammten Hooverdamm«, sagte Casanova ungeduldig. »Und es ärgert sie, wenn sie nicht vor Ort abgeholt werden.«
    »Und dir ist nichts Besseres eingefallen als das hier?«
    Casanova warf mir einen Blick zu. Seine dunklen Augen wären attraktiv gewesen, wenn jemand anders hinter ihnen gesteckt hätte.
    »Wenn die Leute den Bus nehmen, verlassen sie das Kasino.«
    »Und?«
    »Dann geben sie hier kein Geld mehr aus.«
    »Also zum Teufel mit ihnen?«
    »Genau.«
    Seine Hand fand eine kleine Taschenlampe und leuchtete damit herum. Es gab Leuchtstoffröhren an der Decke, aber sie brannten nicht. Zu beiden Seiten des großen, leeren Raums vertrieb blasses Nachmittagslicht einen Teil der Düsternis, und mattes elektrisches Licht kam aus dem nicht funktionierenden Lift hinter uns. Doch der größte Teil der Garage lag im Dunkeln.
    »Ich glaube, es ist niemand hier unten«, sagte ich und hoffte halb, dass es stimmte.
    »Oh, Sie sind hier, ganz bestimmt«, erwiderte Casanova grimmig. »Meine Jungs haben fast zwei Wochen gebraucht, ihre Spur zu finden und hierher zu verfolgen. Komm jetzt.«
    Ich strich mir schlaffes blondes Haar aus den Augen, folgte ihm ins Halbdunkel und spürte, wie mir Schweiß über den Rücken rann.
    Es war so heiß wie in einem Backofen – Klimaanlagen schienen eine weitere Sache zu sein, die busfahrenden Touristen vorenthalten blieb.
    Zwar waren wir erst seit ein oder zwei Minuten hier unten, aber der Rücken meines blauen T-Shirts und der Hosenbund meiner Jeansshorts waren bereits nass.
    »Warum kommen Leute im Sommer nach Vegas?«, klagte ich.
    »Mitten in der Hochsaison? Draußen sind es mindestens fünfündvierzig Grad.«
    »Die Kinder haben Sommerferien.«
    »Aber die meisten Leute kommen ohne ihre Kinder hierher. Die Sache mit der Familienfreundlichkeit und so weiter hat längst ihren Reiz verloren.«
    »Genau.« Casanova leuchtete über die Decke, als hielte er es für möglich, dass sich dort etwas verbarg wie Fledermäuse im Gebälk.
    Es hob meine Stimmung nicht, dass ich seine Meinung teilte. »Die Kinder haben Sommerferien, und das bedeutet: Die Eltern brauchen eine Auszeit von den kleinen Nervensägen.«
    »Dem Himmel sei's gedankt, dass du keine Kinder hast!«
    Nervosität gab meiner Stimme einen schroffen Klang, aber Casanova schien keinen Anstoß daran zu nehmen. »Das ist einer der Vorteile, Vampir zu sein. Hör jetzt auf zu reden und sieh dich um.«
    Wir wagten uns tiefer in die Dunkelheit, und meine Hände wurden feucht, was nicht nur an der Hitze lag. In einem Punkt hatte Casanova recht: Die meisten Leute, die heutzutage nach Vegas kamen, waren Erwachsene, und die Hälfte von ihnen Senioren. Was vielleicht erklärte, warum die drei alten Vetteln, die wir suchten, nicht die Aufmerksamkeit bekamen, die sie verdienten.
    Hinzu kam, dass sie alte Halbgötter mit mehr als nur einem Ass im Ärmel waren. Deshalb schlossen sich meine Hände so fest um den kleinen schwarzen Kasten, den ich mitgebracht hatte. Es handelte sich um eine magische Falle, in der die Drei, die Graien, so lange gefangen gewesen waren, dass sich ihre Geschichte in grauer Vorzeit verlor.
    Ich vermutete, dass sie nicht wieder hineinwollten.
    Was fiir mich in Ordnung war, denn mir ging es gar nicht darum, sie wieder einzufangen. Ich wollte ihnen nur ein paar Fragen stellen – falls wir sie fanden. Aber Casanova gehörte nicht unbedingt zur altruistischen Sorte, und deshalb hatte ich bei meinem Motiv ein wenig schummeln müssen.
    »Ich weiß gar nicht, warum du plötzlich so hilfsbereit bist«, sagte er argwöhnisch, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Ich bin immer hilfsbereit.«
    »Das bist du nie! Dauernd bescherst du mir irgendwelche Probleme, verschwindest dann und überlässt es mir, sie zu lösen.«
    »Nenn mir ein Beispiel.«
    »Die verdammten Kinder, von denen du geschworen hast, dass sie nach spätestens zwei Wochen wieder weg sein würden!«
    Er meinte einige magische Waisen, die er sehr widerstrebend aufgenommen hatte, bis wir andere

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