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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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immer eine Schwäche für mich gehabt hatte – bis ich damit begonnen hatte, sie zu jagen.
    Ihr Gesicht war ebenso beschaffen wie das der anderen beiden Mädels und wies gewisse Ähnlichkeit mit einem verschrumpelten Apfel auf – es hatte genug Falten, um einen Shar-Pei neidisch zu machen. Der Ausdruck hinter all dem Knitterkram ließ sich kaum erkennen. Aber sie lächelte.
    Deino nickte in Richtung der Falle, die ich noch immer umklammerte, und einige zusätzliche Falten erschienen in dem wettergegerbten Gesicht. »Ähm« , sagte ich unbeholfen.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte – immerhin hatte sie mich gewissermaßen auf frischer Tat ertappt. Es war überhaupt fraglich, ob sie Englisch verstand, und wie viel. Aber es spielte keine Rolle, denn bevor ich es herausfinden konnte, sprang Deino plötzlich vor und küsste mich auf die Wange.
    »He«, sagte ich und wich zurück.
    Plötzlich hielt ich den kleinen schwarzen Kasten nicht mehr in der Hand.
    Ich sah mich rasch um, aber mein Blick fand nur Casanova, der hinter einige aufeinandergestapelte Kisten spähte. »Äh, ich glaube, wir haben da ein Problem«, sagte ich nervös.
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte er und strich eine Spinnwebe fort, die es gewagt hatte, sich auf seiner Anzugjacke niederzulassen.
    Ich antwortete nicht, denn meine Aufmerksamkeit galt einem anderen uralten Weib, das oben über die Kisten hinweg zu ihm schlich. Ihre Bewegungen waren alles andere als alt und auch nicht besonders damenhaft, nicht einmal sehr menschlich. Enyo hatte sich ihr Haar geschnitten, stellte ich am Rande fest, unmittelbar bevor Casanova verschwand.
    Für einen Moment stand ich nur da, während mir Enyo ein zahnloses Lächeln zeigte und gackernd lachte. Dann hob sie den schwarzen Kasten und schüttelte ihn demonstrativ. Es bestand kein Zweifel daran, was mit dem Vampir geschehen war.
    »O Scheiße«, sagte ich. Enyo gackerte erneut und hielt mir den Kasten dann wie ein Geschenk entgegen. »Du gibst ihn mir?«
    Sie nickte mit einem teuflischen Grinsen. Ich argwöhnte einen Trick, aber wenn mich die Mädels in dem Kasten wollten, hätten sie das leicht bewerkstelligen können. Vielleicht ging es ihnen nur darum, Casanova eine Lektion zu erteilen.
    Versuchsweise trat ich erst einen Schritt vor und dann zwei. Ich streckte die Hand aus, und meine Finger hatten den schwarzen Kasten fast erreicht, als Enyo ihn über meinen Kopf hinweg Pemphredo zuwarf, dem dritten Mitglied des Trios. Sie hockte auf einem nahen Lieferwagen, mit grauen Zöpfen und einem »In Vegas ging's heiß her«-T-Shirt. Mit dem einen Auge, das sich die Drei teilten, starrte sie mich an.
    Einige Sekunden lang beobachtete sie mich stumm, und dann streckte sie langsam die Hand mit dem Kasten aus. Als würde ich erneut darauf hereinfallen. »Nein, ich möchte nicht spielen«, sagte ich. »Wirklich nicht.«
    Das war Pech, denn mit dieser Meinung schien ich allein zu sein.
    »Ich will ihn zurück«, sagte ich, woraufhin mir Pemphredo einen Blick zuwarf. »Nun, von Wollen kann eigentlich nicht die Rede sein, aber du verstehst schon.«
    Pemphredo neigte fragend den Kopf zur Seite. Sie schien es nicht zu verstehen.
    Das war ein Problem, denn eigentlich verstand ich es auch nicht.
    »Es ist folgendermaßen«, sagte ich und versuchte, mir einen Grund für Casanovas Freilassung einfallen zu lassen. »Er nervt.«
    Die Mädels nickten. In dieser Hinsicht waren wir uns also einig.
    »Und… natürlich hatte er kein Recht zu versuchen, euch auf diese Weise zu fangen. Ich meine, immerhin habt ihr nichts Unrechtes getan.«
    Die Drei nickten erneut.
    »Es ist nur… äh…« Ich brach ab und versuchte, mich daran zu erinnern, warum ich Casanova zurückhaben wollte. Schließlich gab ich es auf. »Wisst ihr, eigentlich kann ich euch gar keinen guten Grund dafür nennen, warum ihr ihn mir zurückgeben solltet«, sagte ich ehrlich. »Er ist ein mürrischer, selbstbezogener, egoistischer, geldgieriger Wichtigtuer. Nicht einmal seine eigenen Angestellten mögen ihn. Aber es könnte schlimmer sein. Wenn ihr ihn wegbringt, muss ein neuer Hoteldirektor her, und der könnte ein echt sturer Hund sein.«
    Die Graien wechselten einen Blick.
    Ich wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, entschied aber, dem eingeschlagenen Weg zu folgen. »Wenn ihr ihn freilasst, lege ich bei ihm ein gutes Wort für euch ein. Wenn er euch eine Suite gibt… Versprecht ihr dann, dass ihr nicht mehr in die anderen

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