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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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plötzlich vor mir hockte. Der Blick grüner Augen, die in der Dunkelheit fast durchsichtig wirkten, traf meinen. »Ich würde nicht gehen, wenn ich nicht sicher wäre, dass dir derzeit keine Gefahr droht«, sagte er. »Ich bezweifle, dass der Angreifer es noch einmal auf diese Weise versucht …«
    »Ich fürchte nicht um mich«, flüsterte ich. Und als die Worte über meine Lippen gekommen waren, wusste ich plötzlich, dass sie der Wahrheit entsprachen. Das beste Gegenmittel für die eigene Furcht war Angst um jemand anderen.
    Pritkin wirkte überrascht, wie immer, wenn er den Eindruck gewann, dass ihn jemand gern hatte. Ich hätte ihm am liebsten eine geknallt.
    »Es wird nichts passieren«, betonte er noch einmal. »Und selbst wenn doch was passiert… Du brauchst mich nicht. Du …«
    »Das stimmt nicht!«
    »Doch, es stimmt.« Er sah mich an und verzog die Lippen. »Du kannst nicht richtig schießen. Du schlägst wie ein Mädchen. Deine magischen Kenntnisse sind bestenfalls rudimentär. Und du scheinst es für Folter zu halten, wenn ich dich mehr als anderthalb Kilometer laufen lasse.«
    Ich blinzelte.
    »Aber ich kenne Magier, die nicht so widerstandsfähig sind wie du, nicht so tapfer, nicht so …« Er wandte für einen Moment den Blick ab. Als er ihn wieder auf mich richtete, schienen seine grünen Augen zu brennen. »Du bist die stärkste Person, die ich kenne. Und du hast… nichts zu befürchten.«
    Ich nickte, denn es klang wie ein Befehl. Und weil ich es auf einmal glaubte. Außerdem hätte ich ohnehin keinen Ton hervorgebracht.
    Einige Sekunden blieben wir sitzen, stumm und reglos. Dann stand Pritkin so auf, als sei etwas entschieden. Und vielleicht war tatsächlich eine Entscheidung gefallen.
    Ich erhob mich ebenfalls und begleitete ihn zur Tür.
    »Du hast mir noch nicht gesagt, was du dagegen unternehmen willst«, sagte Pritkin und zögerte auf der Schwelle.
    »Gegen was?«
    »Die verdammte Hitze.«
    Die Frage überraschte mich, denn die Hitze hatte ich ganz vergessen. Ebenso den Schweiß, der mir über den Nacken rann, und die auf meiner Haut getrocknete Seife.
    »Du bist die stärkste Person, die ich kenne.«
    Ich sah ihn an. »Ich dachte mir… Vielleicht sollte ich ein Bad nehmen.«

Sechs
    »Die Elfen?«, fragte Francoise skeptisch.
    »Das ist eine Theorie«, sagte ich, als mir erneut jemand seinen Ellenbogen in die Rippen stieß.
    Es war am nächsten Nachmittag. Mircea befand sich in New York und ging dort wichtigen Angelegenheiten für den Senat nach, während Pritkin im Feenland sein Leben bei dem Versuch aufs Spiel setzte, Informationen zu gewinnen. Und was machte ich?
    Ich war shoppen gegangen.
    Wenigstens hatte ich Spaß dabei.
    Ich warf dem Burschen, dem der Ellenbogen gehörte, einen finsteren Blick zu, aber wahrscheinlich nahm er ihn gar nicht zur Kenntnis. Ich trug eine Schlabberjeans und ein Sweatshirt über meinen blauen Flecken, und meine grünen Locken bildeten einen zerzausten Pferdeschwanz. Als ich an diesem Morgen aufgestanden war, hatte ich mir nicht die Mühe gemacht, Make-up aufzutragen; die dunklen Ringe unter den Augen und der Striemen am Jochbein waren also deutlich zu sehen.
    Natürlich hätte ich selbst an meinem besten Tag nicht mit Francoise konkurrieren können, die groß, dunkelhaarig, wunderschön und sehr, sehr französisch war. Hinzu kam: Derzeit war sie fast nackt, was erklärte, warum es mir so schwerfiel, nahe genug heranzukommen, um sie etwas zu fragen.
    Francoise arbeitete seit kurzer Zeit als Verkäuferin für den Designer, dem sie gelegentlich ihre Dienste als Model anbot. Sein schicker Laden war das Kronjuwel unter den Geschäften des Hotels, vor allem deshalb, weil er es abgelehnt hatte, sich dem Der-Wilde-Westen-trifft-die-Hölle-Motiv des ganzen Rests anzuschließen.
    Augustine stand über solchen Dingen.
    Aber er war sich nicht zu schade, seine Models wie Stripperinnen zu kleiden und auf diese Weise mehr Kunden anzulocken. Francoise und die drei anderen nymphenartigen Schönheiten, die derzeit im Dienst waren, präsentierten seine neueste Kreation, bei der es sich meiner bescheidenen Meinung nach gar nicht um ein Kleid handelte, sondern um ein achtzehn Zoll breites Satinband – rot bei Frangoise —, das sich um den Körper schlang und in einer Schleife hinter dem Kopf endete.
    Allem Anschein nach war das Band mit einem Zauber ausgestattet, der dafür sorgte, dass es bestimme Stellen des Körpers bedeckte, denn sosehr sich Francoise auch drehte und

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