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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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elegant ausgesehen hatte. Jetzt erschien mir das Oberteil ein bisschen zu tief ausgeschnitten, und mir war keine Zeit geblieben, das Kleid ändern zu lassen, weshalb das Kleid an einigen Stellen kniff und an anderen zu locker saß. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob die Farbe zu meinem Haar passte, zumal ich noch nicht das ganze Grün herausgewaschen hatte …
    »Ja, bin ich«, sagte ich fest.
    Mircea warf mir einen Blick zu, der deutlich daraufhinwies, dass ich ihm nichts vormachen konnte. Trotzdem läutete er an der Tür.
    Er sah wenigstens so aus, als gehörte er hierher.
    Eine Klammer hielt sein glattes, glänzendes Haar im Nacken zusammen. Der schwarze Smoking saß wie angegossen und zeigte das weiche Schimmern erlesener Wolle. Dazu trug er ein weißes Hemd mit Umschlagmanschetten und funkelnden goldenen Manschettenknöpfen. Sie zeigten das Emblem eines königlichen Hauses, was bei Mircea kaum nötig war. Die Leute erkannten seinen Status immer auf den ersten Blick.
    Das galt auch für den Butler. Zwar konnte Mircea keine Ein-ladung vorweisen, aber wir wurden sofort zur Party geführt, die den größten Teil des Erdgeschosses einer eleganten Londoner Villa beanspruchte. Es gab jede Menge glänzendes Hartholz, prächtige Kronleuchter, üppige Vorhänge und teure Teppiche, doch ich bemerkte kaum etwas davon, denn auf der anderen Seite des Hauptsalons saß eine kleine dunkelhaarige Frau in Rot. Und neben ihr…
    »Sie ist schön«, sagte Mircea und nahm Sektgläser von einem vorbeikommenden Tablett.
    Ich schwieg, empfing das Glas, das er mir reichte, und fühlte mich seltsam losgelöst. Deutlich spürte ich kühles Kristallglas unter den Fingerspitzen, und ich schmeckte auch den Alkohol, aber gleichzeitig schienen diese Empfindungen irgendwie fern und unwirklich zu sein, wie die Leute um uns herum. Ich hörte die leisen Geräusche, die von ihnen kamen, lachende Stimmen, das Brummen von Gesprächen und die Klänge eines Klaviers, aber nichts davon spielte eine Rolle.
    Viel wichtiger war die hochgewachsene junge Frau im Spät-achtziger-Ballkleid neben der früheren Pythia.
    Ihr neonblaues Gewand bestand aus Satin, hatte weite Puffärmel und ein Schößchen. Oben wies es Spitzen auf, und die Knöpfe vorn waren mit Edelsteinen geschmückt. Die Schuhe passten farblich zum Kleid. Die ganze Sache war der Hammer, aber eher in einem negativen Sinn, wie etwas, das eine perfektionistische Braut der Brautjungfer aufgezwungen hatte. Und doch sah die junge Frau gut darin aus. Das Blau entsprach der Farbe ihrer Augen, ergänzte das dunkle Haar und die helle Haut. Und wenn sie lachte, vergaß man das Kleid und sah es nicht einmal mehr.
    Weil man dann den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden konnte.
    Ein Arm schlang sich mir um die Taille. »Dulceatä, ich glaube nicht, dass du ihr zu nahe kommen möchtest.«
    Ich begriff plötzlich, dass ich halb durch den Salon war, ohne eine Erinnerung daran, mich bewegt zu haben. Mircea nahm mich zur Seite und brachte mich zu einem Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte und Blick in die Nacht gewährte, deren Finsternis das Fenster in einen Spiegel verwandelte. Es gab mir die Möglichkeit, das Spiegelbild der jungen Frau zu betrachten, ohne dabei zu auffällig zu sein.
    Mircea hat recht
, dachte ich benommen. Sie war schön. Und zart, fragil und selbstsicher. Sie sah mir ganz und gar nicht ähnlich.
    »Da bin ich anderer Meinung«, murmelte Mircea. Ein warmer Finger strich mir über die Wange und folgte der feuchten Spur einer Träne – ich konnte mich gar nicht daran erinnern, eine vergossen zu haben. »Es gibt Ähnlichkeiten beim Knochenbau, der Form der Augen, den geschwungenen Linien der Lippen …«
    »Ich sehe sie nicht«, erwiderte ich rau, trank Sekt und fragte mich, warum ich plötzlich so wütend war.
    »Du hast behauptet, darauf vorbereitet zu sein«, sagte Mircea und zog mich an sich.
    Ich fühlte seine Brust hart in meinem Rücken, aber seine Arme waren sanft. Ich gab mich ihnen hin und entspannte mich, obwohl ich wusste, was er mit mir anstellte. Alle Vampire konnten menschliche Gefühle bis zu einem gewissen Grad beeinflussen, doch Mircea schien mit meinen machen zu können, was er wollte. Weil er in dieser Hinsicht nicht nur eine große natürliche Begabung hatte, sondern auch besser als ich selbst wusste, was in mir vorging. Diesmal war es mir völlig egal, ob er mich manipulierte oder nicht. Ich klammerte mich an dem vertrauten Gefühl von Wärme und Trost fest,

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