Verlockend untot
Mitglied des weltweit am besten organisierten Haufens von bösen Magiern gemacht hatte, wollte ich mir lieber nicht vorstellen. Ich wusste nicht einmal, warum ich in Hinsicht auf den verdammten Mann so neugierig war. Vielleicht deswegen, weil ich überhaupt nichts über ihn wusste, während mir zumindest das eine oder andere bekannt war, was meine Mutter betraf.
Jahrelang hatte ich nur gewusst, dass er Tonys »Lieblingsmensch« gewesen war, bis er sich weigerte, mich auszuliefern. Tony hatte sich über diesen »Verrat« so sehr geärgert, dass es nicht genug gewesen war, ihn einfach nur zu töten. Er hatte einen Magier angewiesen, eine Falle fiir die Seele meines Vaters zu konstruieren, die sie im Augenblick seines Todes festhalten sollte. Später hatte Tony diese Falle über Jahre hinweg als Briefbeschwerer benutzt – und als nicht unbedingt subtile Warnung für alle, die daran dachten, ihn zu hintergehen.
Doch was Erinnerungen betraf, hatte ich praktisch nichts, nur einen vagen Eindruck von starken Armen, die mich als kleines Kind in die Luft warfen. Ich konnte vor meinem inneren Auge nicht einmal ein Bild meines Vaters entstehen lassen.
»Wie sah er aus?«, fragte ich und schob eine Pommes hin und her, weil ich nichts anderes mit ihr anfangen konnte. Ich war proppenvoll.
»Es ist seltsam, jetzt da du es erwähnst«, sagte Mircea.
»Was ist seltsam?«
»Er war dunkelhäutig, hatte auch dunkles Haar und dunkle Augen.«
»Was ist daran so seltsam?«
Mircea zuckte mit den Schultern. »Nur das: Nachdem ich deine Mutter gesehen habe, hätte ich erwartet, dass er blond war.«
Fünfzehn
Einige Minuten später gab ich das Essen ganz auf.
Es stand auch ein Servierwagen mit Nachtisch bereit: Schoko-Nuss-Torte, Creme brulée und Baiserkuchen mit Himbeeren und Kiwi. Aber als ich mit Rippen, Pommes frites und dem größten Teil der Flasche Wein fertig war, konnte ich nicht mehr so weit laufen. Ich bezweifelte, dass ich überhaupt noch laufen konnte.
Ich drehte mich, blieb auf dem Rücken liegen und blickte durch eine Art Sättigungsdunst zur Decke hoch.
Es war wundervoll.
Mircea beugte sich vor, um mein Weinglas zu füllen, und ein Teil seiner nackten Brust zeigte sich unter dem Bademantel, zusammen mit der Andeutung einer dunklen Brustwarze.
Zum Glück bin ich zu
voll,
dachte ich benommen. Andernfalls wäre ich vielleicht auf ihn gesprungen.
Er lachte, und ich sah zu ihm hoch, begegnete dem Blick dunkler, amüsierter Augen. »Was ist?«
Er wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. »Du bist überall mit Soße bekleckert«, erwiderte er stattdessen.
»Na klar. Ich hab Rippchen gegessen.«
»Mit großem Appetit.«
Ich seufzte. »Sie waren wirklich lecker.«
Er ergriff meine Hand, und bevor ich fragen konnte, was er vorhatte, kam die rosarote Zunge zwischen den Lippen hervor, und er begann damit… Mir die Finger abzulecken.
»Du hast recht«, sagte er. »Wirklich lecker.«
»Lass das«, sagte ich, als er mir verspielt in den Daumen biss.
»Warum?«
»Weil es sich zu gut anfühlt.«
Mircea lächelte nur. Und biss mir erneut in den Daumen. Mistkerl.
Der Schein des Kaminfeuers glänzte auf dunklem Haar und weinroten Lippen. Der Bademantel hatte sich noch etwas weiter geöffnet, zeigte eine harte Brust und einen Oberschenkel voller Muskeln. Und ich wollte nicht länger Widerstand leisten.
Ich zog ihn heran.
Er neigte den Kopf, und ich hob meinen. Ein warmes Seufzen strich mir kurz übers Gesicht, bevor sich unsere Lippen trafen. Ich stöhnte leise und rutschte näher.
Er küsste mich langsam und gemächlich, wie ein Mann, der weiß, dass er die ganze Nacht Zeit hat und es voll auskosten will. Es fühlte sich sonderbar an. Mein Leben war in letzter Zeit alles andere als langsam. Es bestand immer nur aus Eile, Eile, Eile, und los, los, los - alles mit voller Geschwindigkeit, denn irgendetwas schickte sich an, auf sehr bedrohliche Weise schiefzugehen.
Langsam konnte ganz nett sein.
Sogar sehr nett,
dachte ich, als Mirceas Zunge leicht und warm über meine glitt, ein geduldiges, sanftes Streicheln, das zu dem der Hände passte. Sein Haar fiel mir aufs Gesicht, und einige Strähnen darin fingen das Licht des Feuers ein, glühten rot. Meine Finger glitten durch das dichte Haar, das sich wirklich wie Seide anfühlte, und dann über Nacken und Rücken.
Ich seufzte, und eine Anspannung, von der ich gar nichts gewusst hatte, fiel von mir ab.
»Wie läuft das Date jetzt?«, fragte er und
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