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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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scheinheilig bist.«
    Der Bogen in ihrer Hand erglühte noch ein letztes Mal, dann verschwand er. Lena wischte sich die Hand an der Hose ab. »Meine ägyptischen Zauber sind keine schwarze Magie. Sie entziehen keiner Seele Lebenskraft.«
    »Auch nicht alle Roma-Zauber sind Verzehrende Zauber«, verteidigte sich Brian. »Die, die wir benutzen, sind Wesenhafte Zauber, die ihre Kraft allein aus uns beziehen.«
    »Sicher, aber …« Sie warf einen Blick auf Carlos, der noch immer nach Rauch roch. »Roma-Zauber sind stufenförmig aus drei Zaubern aufgebaut, von denen einer mächtiger ist als der andere. Es ist eine ganz natürliche Neigung, immer stärkere Zauber anzuwenden, besonders wenn die Lage nicht zum Besten steht. Am Ende überschreiten fast alle Roma-Zauberer die Grenze.«
    Ihre Worte erinnerten ihn an seinen Absturz in die Sucht, und er wand sich unbehaglich. »Aber die Magie, die du eben angewandt hast, war so viel besser?«
    Lena wurde rot. »Ich habe die heidnischen Götter angerufen – die Elementargeister, wenn du so willst. Gott billigt auch sie nicht. Vor allem, weil sie unberechenbar sind und einen hohen Preis für ihre Dienste verlangen.«
    »Welchen Preis hast du für den Zauberbogen gezahlt?«
    Ihre Lippen wurden schmal. »Das ist eine Sache zwischen mir und Sechmet.«
    »Verdammt noch mal, Lena!« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Jedes Mal, wenn er dachte, er würde diese Frau langsam näher kennenlernen, strafte sie ihn Lügen. Jede Schicht, die er abtrug, brachte ein neues Geheimnis ans Tageslicht. »Warum muss alles an dir ein Geheimnis sein? Könntest du nicht ausnahmsweise mal einfach etwas erzählen – und die Wahrheit sagen?«
    »Die Wahrheit würde auch nichts ändern.«
    »Sie würde einen großen Schritt in Richtung Vertrauen bedeuten.«
    Lena verschränkte die Arme über der Brust und starrte in den Sand.
    Brian seufzte. Das Gespräch führte zu gar nichts. »Haben wir alle Münzen gefunden?«
    »Fast. Wir haben zwölf.«
    »Treib die letzte so schnell wie möglich auf«, befahl er Carlos. »Wir sollten lieber verschwinden, ehe unsere Freunde wiederkommen und Nachschlag wollen.«
    Als sie über den Sand zum Fahrzeug gingen, wölbte sich ein gegabelter Blitz aus blauer Elektrizität vom Himmel herab zu dem Land Cruiser. Die Luft wurde trocken und knisterte wie ein brechendes Stück Zwieback. In einer nach Zitrone duftenden Brise landete Uriel auf einer nahen Düne. Einen Arm hatte er Emily um die Schultern gelegt.
    Einer Emily, die heil und gesund war und eine rosige Haut besaß.
    Aber nicht derselben Emily, die sie vor ein paar Minuten verlassen hatte. Die neue Emily hatte den Babyspeck verloren und sie hatte ihre aufsässige Haltung eingebüßt. Das Haar hing ihr schlaff ins Gesicht, und ihre Augen wirkten eingesunken und glasig. Kein spöttisches Lächeln umspielte Ems Lippen. Was auch immer ihr in der Wüste zugestoßen war, hatte sie um Jahre altern lassen.
    Uriel fing Brians Blick auf. »Das geht vorüber. Sie muss sich für eine Weile ausruhen, das ist alles.«
    Brian hätte Emily am liebsten fest in seine Arme geschlossen, sie getröstet und den Schmerz ausgelöscht, den er in ihren Augen erkannte. Stattdessen blieb er auf Abstand. Anscheinend war er für Teenager eine Art Todesengel. Melanie. Das Mädchen in New York. Und jetzt Emily. Wenn sie nur lange genug mit ihm zusammen waren, büßten selbst unsterbliche Mädchen ihre Lebenskraft ein.
    Brian senkte den Blick zu Boden. Eine dünne Schicht Staub und einige tiefe Schrammen verunzierten seine Gucci-Slipper.
    Wie hatte er sich nur von MacGregor dazu überreden lassen können? Wie hatte er sich selbst vormachen können, er sei der Mann, auf den sich diese Frauen verlassen durften? Vielleicht aus einem bequemen Gedächtnisschwund heraus. Denn er war nun mal kein rettender Engel.
    Ein Held? Zur Hölle, nein.
    Ein Irrer.

[home]
16
    A ls ihr iPhone in der Hosentasche vibrierte, wusste Lena, dass es keine gute Nachricht sein würde. Von dem Augenblick an, in dem die Dämonen verschwunden waren, hatte sie nur auf Vergeltungsmaßnahmen gewartet. Sie holte das Handy heraus und sah verstohlen auf das Display.
    Es war leer.
    Doch noch während sie daraufstarrte, vibrierte das iPhone erneut.
    Verwirrt sah sie sich um.
    Knapp hundert Meter weiter westlich glitzerte auf der breiten Flanke einer Düne ein silbernes Bild. Der Mond war endlich durch die Wolken gebrochen, doch nicht der leuchtende Himmelskörper spiegelte sich in dem

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