Verlockend wie ein Dämon
eben eine neue Erinnerung schaffen«, sagte er leise und küsste sie auf den Mund. Hart und hungrig, im Takt mit seinem Herzschlag. Sie hatte ihm in den letzten fünf Minuten mehr über sich erzählt als in den gesamten zehn Tagen, seit denen er sie kannte. Und das aus freien Stücken, ohne dass er sie ein einziges Mal dazu hatte auffordern müssen.
Er war sich nicht sicher, was das bedeutete.
Es war zu früh, ihr zu sagen, dass er sie liebte, und viel zu früh, sie zu fragen, ob sie wohl jemals seine Liebe würde erwidern können. Aber zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass ein gutes Ende für sie beide im Bereich des Möglichen lag. Er nahm ihre Hand und zog sie auf die Füße.
»Ich glaube, dass jetzt ein wirklich guter Augenblick ist, eine neue Erinnerung zu schaffen«, sagte er und führte sie den Gang entlang zum Fahrstuhl. »Komm.«
»Jetzt?«
»Vertrau mir«, beruhigte er sie. Am Haupteingang winkte er einem wartenden Taxi, öffnete den Schlag und schob Lena hinein. »Da alle hier im Krankenhaus sind, haben wir die Ranch für uns. Der perfekte Zeitpunkt.«
Lena hob eine Augenbraue, sträubte sich aber nicht.
Sie fuhren schweigend zur Ranch, auf der Rückbank eng aneinandergeschmiegt. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust, sodass ihm ihr blumiges Parfüm in die Nase stieg. Ihrer beider Herzschlag ging langsam und gleichmäßig. Brian hätte den Moment für immer festhalten mögen, aber seine Gedanken eilten schon voraus.
Als sie das Haus erreicht und den Taxifahrer bezahlt hatten, zog er Lena die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Im Haus war kein Licht, und das einzige Geräusch kam vom leisen Summen der brandneuen Klimaanlage.
»Zieh dir an, was du willst. Gib mir zehn Minuten, dann komm in mein Zimmer.«
»In dein Zimmer?«
Er lächelte. »Du warst noch nicht dort, oder?«
»Nein.«
»Zehn Minuten«, wiederholte er. Dann schob er sie durch die Tür und schloss sie hinter ihr.
Zehn Minuten waren nicht viel Zeit, aber er nutzte sie gut, sodass es ihm gelang, alles, was er brauchte, herbeizuschaffen und noch ein paar Augenblicke früher fertig zu werden. Als Lena klopfte, war er bereit. Er öffnete die Tür.
Und holte tief Luft.
Heiliges Kanonenrohr.
Er war wohl doch nicht bereit. Nicht für diesen Anblick – Lena im Flur, nur in Spitzen- BH und Slip aus einem hauchdünnen, silbrigweißen Material, bei dem beinahe sein Herzschlag aussetzte. Es bedeckte kaum das Nötigste und machte ihn gnadenlos neugierig auf den Rest.
Brian schluckte schwer.
Es war allzu verlockend, sich gleich auf sie zu stürzen. Aber er wollte doch eine schöne Erinnerung schaffen. Und Abschürfungen von Parkettböden und Teppichen taugten dazu nicht. Stattdessen öffnete er die Tür ganz, um sie einzulassen.
Als ihr Blick ins Zimmer fiel, weiteten sich ihre braunen Augen, und ihr blieb der Mund offen stehen. »Das hast du in zehn Minuten geschafft?«
Brian zog sie in den Raum und schloss die Tür.
»Die Leuchten waren ja schon da.«
Mit den »Leuchten« meinte er das Dutzend Halogenlampen an der Decke. Sie waren auf rund dreißig Figurinen aus Swarovskikristall gerichtet, die im Raum verteilt standen. Er sammelte diese Staubfänger seit Jahren und hatte sie hinten in seiner Porzellanvitrine im Esszimmer vergraben. Und all das nur, weil Melanie einmal einen großen Kristallbären in einem Geschäft in Manhattan bewundert hatte. An ihrem ersten Todestag hatte er ihn gekauft, ohne selbst genau zu wissen, warum. Und dann, Stück für Stück, hatte er die Sammlung vergrößert, bis er diese Menagerie beisammenhatte: Seehunde, Pferde, Wale, Eulen, Löwen, Elefanten, Schildkröten, Bären … und andere mehr. Viele andere mehr.
Heute Nacht tauchten sie sein Schlafzimmer in einen prächtigen Regenbogen aus Lichtreflexen.
Brian gab Lena einen großen, rundlichen Kerzenleuchter in die Hand. Er ähnelte dem Briefbeschwerer bei ihr zu Hause in L.A. frappierend. »Du musst ihn nicht benutzen«, schmunzelte er. »Aber wenn’s dich drängt, tu dir keinen Zwang an.« Dann zog er sie an sich, genoss das Gefühl ihres Busens an seiner Brust und küsste sie lange und ausdauernd. Er küsste sie, als wäre es das erste und vielleicht auch einzige Mal. Hungrig und doch zurückhaltend. Süß und doch heiß und leidenschaftlich. Er legte alles, was er hatte, in diesen Kuss – das Gute, das Schlechte, das Hässliche und das unglaubliche Gefühl, das sie ihm gab, wenn sie auch nur in seiner Nähe war.
Und sie revanchierte sich mit
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