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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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sorge dafür, dass Sie etwas zu essen erhalten.«
    Dann ging sie.
    Lena musterte Murdoch. Wild wuchernde Bärte waren leider längst aus der Mode, aber der Mann trug sein Gesichtsgestrüpp mit einzigartiger Arroganz zur Schau. Und irgendwie stand es ihm auch. Seine Augen waren schön – von der Farbe warmen Sherrys. Doch die vierzehnte Münze zu beschaffen hatte absoluten Vorrang, und selbst große Männer mit schönen Augen ließen sich in die Knie zwingen.
    »Bevor du darüber nachdenkst, dich mit mir anzulegen«, sagte er und zeigte ihr flüchtig seine weißen Zähne, »solltest du wissen, mit wem und was du es zu tun hast. Zu meinen Lebzeiten nannte man mich einen Berserker. Nicht ganz richtig im Kopf, würdest du vielleicht sagen. Ich diene schon zum zweiten Mal der Herrin des Todes, und darum gibt es auch wenig, was ich nicht tun würde. Nicht mal, ein Mädel umzulegen.«
    Sie glaubte ihm aufs Wort.
    Anders als Brian, der, wie sie intuitiv wusste, es vermeiden würde, ihr wehzutun, hatte Murdoch keinerlei Skrupel. Seine Entschlossenheit war ihm deutlich anzusehen. Sie machte sich darauf gefasst, in Ausübung ihrer Pflicht Schmerzen erdulden zu müssen, und verschwendete keinen Gedanken daran, dass ihre Bemühungen vielleicht vergeblich sein könnten.
    »Danke für die Warnung«, erwiderte sie. Dann öffnete sie die Tür zum Badezimmer und trat ein. Während Murdoch sie nicht aus den Augen ließ, drehte sie den Wasserhahn auf und wusch sich die Hitze eines kalifornischen Frühlingstags vom Gesicht.
    Sie würde den Zeitpunkt zur Flucht sehr sorgfältig wählen müssen.
     
    »Herrgott, verteidigst du sie etwa?«, fragte MacGregor und beugte sich über den Schreibtisch.
    »Nein.« Brian ließ sich vom düsteren Blick und der drohenden Körperhaltung des anderen nicht einschüchtern. Seine Bibliothek, sein Schreibtisch, sein Revier. »Ich sage nur, dass sie meiner Meinung nach ihre eigenen unsinnigen Gründe hatte, die Münzen zu stehlen.«
    »Und welche wären das?«
    »Keine Ahnung. Sie will es mir nicht verraten.«
    »Murdoch meint, sie ist nur auf Geld aus.«
    Brian schwoll der Kamm. »Und du willst lieber diesem Trottel glauben als mir?«
    Sein Freund sah ihn schräg von der Seite an. »Ich glaube, dass du diese Frau vielleicht nicht so siehst, wie sie ist. Dass du mit deinem Schwanz denkst statt mit deinem Kopf.«
    Da Brian dies schon selbst in Erwägung gezogen hatte, konnte er MacGregor die Äußerung nicht verübeln. »Das mag schon sein«, gab er zu. »Aber sie lügt, was das Geld betrifft. Ich sehe es in ihren Augen.«
    »Aber niemand sonst sieht es. Selbst Carlos hat sie ein kaltschnäuziges Luder genannt.«
    »Ja, aber dann hat er eben unrecht.«
    MacGregor richtete sich auf. Sein Ellbogen stieß an die Zugkette der Messinglampe auf dem Schreibtisch und versetzte sie in Schwingung. »Murdoch ist cleverer, als du denkst.«
    »Verschon mich damit.« Na gut, der Kerl war fünfhundert Jahre älter als er, aber älter bedeutete nicht automatisch klüger. »Wenn er solch ein Händchen für Leute hat, dann erklär mir mal, warum die Herrin des Todes so angefressen von ihm war, dass sie ihm eine zweite Runde im Fegefeuer aufgebrummt hat!«
    »Sagen wir, es gab besondere Umstände.«
    »Blödsinn.«
    Der andere schwieg für einen Augenblick. Dann fragte er: »Hast du irgendeine Ahnung, was sie mit den Münzen angestellt hat?«
    »Sie hat sie nicht – dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Sie hat sich schon in Frankreich davon getrennt. Ich habe mir ihr iPhone vorgenommen, aber überhaupt keine Nachrichten gefunden, weder neue noch alte. Gibt es irgendeine Möglichkeit, ihre Bewegungen nachzuvollziehen, nachdem sie Duvergers Grundstück verlassen hatte?«
    »Ohne Zugriff auf die Datenbank?« MacGregor schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Verdammt.« Brian gab über die Computertastatur ein paar Buchstaben ein, und Google Maps öffnete sich. »Sie kann in fünfzehn Minuten nicht viel getan haben. Ich schätze, dass sie die Münzen einem Kurier übergeben hat.«
    »Wenn, dann war die Übergabe ziemlich gut organisiert.« MacGregor seufzte. »Kann es nicht sein, dass du dich irrst, Webster? Wäre es nicht möglich, dass sie genau das ist, wonach sie aussieht – eine professionelle Diebin, die darauf aus ist, einen großen Coup zu landen?«
    »Ja, das könnte natürlich auch sein«, stimmte Brian ihm ruhig zu. Lena hatte bewiesen, dass sie eine Lügnerin war. »Aber ich halte mich lieber an meine Nase. Und die

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