Verlockend wie ein Dämon
draußen vor der Tür, sondern legt unten ein halbes Rind auf den Grill. Ich wollte fragen, ob du auch ein Steak willst.«
»Was ist mit dem Gorilla vor meinem Fenster? Ist er immer noch da?«
Brian grinste. »Das weißt du doch. Du hast vor fünf Minuten nachgesehen.«
»Ich mag es nicht, gefangen zu sein.«
»Sag mir, wo die Münzen sind, und du bist frei.« Er schüttelte die Schachtel und runzelte die Stirn über das dumpfe Geräusch, das nach außen drang. »Was ist außer den Fotos noch darin?«
»Nichts, was dich etwas angeht.« Sie streckte fordernd die Hand nach der Schachtel aus.
Er gab sie ihr. »Kommst du runter?«
»Nein danke.«
»Bist du sicher?« Er stand auf. »Ich fahre nach dem Mittagessen nach San Jose. Wenn du also Gesellschaft brauchst, dann wäre das jetzt die Gelegenheit.«
In ihrer Vorfreude richtete sich Lena kerzengerade auf. Wenn sich Brian selbst ans Steuer setzte, würde ihr eine Fahrt in die Stadt mit ihm garantiert eine Fluchtmöglichkeit eröffnen. »Nimmst du das Auto oder ein Taxi?«
»Ein Taxi.«
Verflixt.
Trotzdem, die Ablenkung durch das bunte Treiben in der Stadt würde helfen. »Kann ich mitkommen?«
»Nein.« Diesmal war Brians Stimme ausdruckslos.
»Warum nicht?«, fragte sie argwöhnisch. »Was ist los?«
»Nichts.« Mit leicht abwesendem Blick kratzte er sich am Ellbogen. »Ich muss mich nur um etwas kümmern, und dabei wärest du ein Klotz am Bein.«
»Hast du mich gerade ›Klotz am Bein‹ genannt?«
Er lächelte. »Ich hab das natürlich positiv gemeint.«
»Ich hab’s satt, eingesperrt zu sein«, murrte sie.
Er streckte die Hand aus. »Dann komm mit mir nach unten. Wenn du kein Steak magst, treibe ich Hühnchen oder einen Hotdog für dich auf.«
Sie starrte auf seine Hand und versuchte krampfhaft, nicht an all die verlockenden und unglaublich befriedigenden Dinge zu denken, die diese Finger am Tag zuvor mit ihr angestellt hatten. Versuchte, nicht darüber zu verbittern, dass sie nie mehr für ihn sein würde als seine gelegentliche Gespielin. Weil es ihnen einfach nicht bestimmt war. »Warum tust du das?«
»Was?«
»Du behandelst mich wie deine Freundin, obwohl ich eigentlich deine Gefangene bin.«
Belustigung mischte sich in seinen Blick. »Nimmst du mir mein Wunschdenken übel?«
»Ich nehme dir gar nichts übel. Ich verstehe dich nur nicht, das ist alles.«
»Dann sind wir ja schon zu zweit.« Er wurde wieder ernst. »Du bist hier unter Freunden, Lena. Zwei Unsterbliche, die für dasselbe Team spielen – man sollte meinen, dass das eine Vertrauensgrundlage schafft. Aber du willst ja unbedingt deine Mauer aufrechterhalten. Zum ersten Mal seit Gott weiß wie langer Zeit gibt es jemanden, der bereit ist, sich auf deine Seite zu stellen, und trotzdem willst du dir nicht von mir helfen lassen. Ich muss zugeben, das verwirrt mich.«
»Leute, die sich auf meine Seite stellen, haben die schlechte Angewohnheit zu sterben«, entgegnete sie ruhig.
Er legte die Hand an ihr Kinn und strich ihr mit dem Daumen über den Kieferknochen. Es wirkte tröstend und aufwühlend zugleich. »Ich bin schon tot, Süße. Du kannst dich bei mir anlehnen, ohne Schuldgefühle zu haben.«
Die Versuchung, genau das zu tun – ihr Gesicht an die warme Haut seines Halses zu pressen und ihm all ihre Geheimnisse zu verraten –, war so übermächtig, dass sie ihr fast die Kehle zuschnürte.
Lena hatte keinerlei Zweifel, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um ihr zu helfen – außer, die Münzen aufzugeben. Aber genau dort lag das Problem. Ein Rettungsversuch ohne die Münzen stand einfach nicht zur Debatte. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie Brian vor einem Jahr, als dieser Albtraum begann, kennen gelernt hätte. Aber das hatte sie nun einmal nicht.
Und jetzt blieb ihr nur noch eine Chance. Sie konnte es sich nicht leisten, sie in den Sand zu setzen.
»Danke für das süße Angebot«, entgegnete sie. »Aber ich bedauerte
meine
Unsterblichkeit. Alle um mich herum sterben irgendwann, nur ich lebe weiter und weiter und weiter. Deshalb finde ich Geld so attraktiv. Es stirbt nicht.«
Er lehnte seine Stirn an ihre und seufzte. »Ich hoffe bei Gott, dass du nicht einen großen Fehler machst, Lena.«
Sie schloss die Augen. Es war leichter, als in seine zu schauen. »Ich auch.«
Maleficus berichtete sachlich und gefasst von den Ereignissen auf der Ranch, doch Beelzebub reagierte mit deutlich weniger Selbstbeherrschung darauf. Er
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