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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Instinkt ihm eingab, seine eigene Waffe zu ziehen, widerstand er. »Wenn du nicht unbedingt sterben willst, schlage ich vor, du steckst es weg.«
    Carlos lächelte. »Du glaubst wirklich, dass du es mit mir aufnehmen könntest?«
    »Ich
weiß
, dass ich es mit dir aufnehmen kann.« Das war nicht nur so dahingesagt. Carlos war zu draufgängerisch, und diese Eigenschaft würde in einem Duell früher oder später zu Fehlern führen. »Aber ich will nicht kämpfen. Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen.«
    Die Schwertspitze senkte sich. »Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, Mann. Ich bin derjenige, der’s vermasselt hat.«
    »Was meinst du damit?«
    Der junge Mann schnaubte. »Vielleicht hast du zufällig das große Loch da drüben bemerkt? Da, wo früher der Tennisplatz war?«
    »Ja«, sagte Brian und wandte sich wieder zu dem Krater um.
Verdammt.
»Was ist passiert?«
    »
Ich
bin passiert.«
    »Hast du jemanden hochgehen lassen?« Er erinnerte sich an Stefans Worte. »Oder einen Zauber vermurkst?«
    »Weder noch«, erwiderte Carlos. »Mit mir stimmt etwas nicht. In der einen Minute war ich noch am Boden zerstört, und in der nächsten stand ich in diesem Loch.« Er sah auf seine Hände hinunter. »Ich habe das Haus verlassen, weil ich das Gefühl hatte, dass es in mir brodelte. Wenn ich dort geblieben wäre – Gott weiß, was dann passiert wäre.«
    Das Haus würde jetzt vielleicht wie der Tennisplatz aussehen.
    »Offenbar zauberst du, wenn du durchdrehst. Du hast viel durchgemacht, und vielleicht bist du irgendwo tief drinnen noch zornig über das, was Drusus dir angetan hat.«
    »Ich glaube nicht, dass das der Grund ist.«
    »Aber sicher. Und es ist vollkommen verständlich.« Brian bohrte seinen Zeigefinger in Carlos’ Brust. »Trotzdem geht es nicht. Jähzorn und Wutausbrüche sind kein großes Ding, wenn man sterblich ist, aber wenn man solche Kräfte hat wie du, muss man sie kontrollieren können. Dann schlägt man nicht die Hände über dem Kopf zusammen und jammert: ›Es war nicht meine Schuld.‹ Nicht, wenn man mit Atombomben hantiert.«
    Für einen langen Augenblick starrte Carlos ihn nur an, ohne sich zu rühren. Dann sagte er: »Du musst mit Emily reden.«
    »Warum?«
    »Sie kann alles erklären.«
    »Was alles?«
    »Ich bin stinksauer«, erwiderte Carlos leise.
    Brian wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Sein erster Gedanke war, dass Carlos zu einem Seelenklempner gehen musste. Aber einen Seelenklempner für Wächter gab es nicht. »Hast du ihr wehgetan?«
    Carlos fuhr zusammen. »Ein bisschen. Aber es wird nicht wieder passieren, das schwöre ich. Das Komische ist: Manchmal, wenn ich mit ihr zusammen bin, nimmt der Druck in mir ab –«
    »Brian?«
    Er drehte sich um.
    Lena kam mit Murdoch im Schlepptau den Hügel herauf. »Ich habe eine Nachricht von Tariq bekommen!«, rief sie und hielt ihr Telefon hoch. Ihr Blick streifte die Überreste des Tennisplatzes, dann kehrte er wieder zu seinem Gesicht zurück. »Aber es sind keine guten Nachrichten.«
    Gute Nachrichten? Gab es so etwas überhaupt?
    »Bring es mir schonend bei«, sagte er trocken.
    »Er ist in Kairo.«
    »Ägypten?«
    Sie nickte.
    Die Münzen waren eine halbe Weltreise entfernt. Wunderbar. Brian rieb sich das Auge mit dem Handballen. »Na, dann schreib ihm, er soll ein Flugzeug nehmen und zurückkommen. Sofort.«
    »Das wird er nicht tun.«
    »Warum nicht?«
    Lenas Blick flatterte wieder über den Krater. »Er behauptet steif und fest, dass die Münzen nun ihm gehören – er hätte das Risiko auf sich genommen, sie herzubringen, und ich hätte, da ich nicht gekommen sei, um sie zu übernehmen, meinen Anspruch darauf verwirkt. Seltsamerweise fordert er von mir keine irrwitzige Summe, wenn ich sie wiederhaben will. Genauso wenig scheint er nach einem Käufer Ausschau zu halten.«
    »Aber warum ist er dann nach Kairo geflogen?«
    »Ich weiß es nicht. Er ist dort geboren, aber er hat zahlreiche Feinde in der Stadt. Vor vier Jahren musste ich eine Menge Strippen ziehen, um ihn sicher aus der Stadt zu bringen. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass er dorthin zurückgekehrt ist.«
    »Er muss aber einen Grund haben.« Brian seufzte. »Was allerdings nichts ändert. Wir werden ihm nach Ägypten folgen müssen.«
    »So einfach ist das nicht«, entgegnete Lena langsam. »Er weiß, wie ich arbeite.«
    »Was heißt das?«
    Sie zögerte. »Das heißt, dass er es uns sehr schwer machen kann, ihn

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