Verlockend wie ein Dämon
kam – unerbittlich und gnadenlos wieder erwacht.
Auch der verrückte Gedanke, dass sie ihm gehörte, hatte sich verstärkt. Doch eigentlich beschrieb »verrückt« nicht einmal ansatzweise die Absurdität dieses Gedankens. Ein Mann, der jeden Menschen betrogen hatte, der sich jemals etwas aus ihm gemacht oder auf ihn gezählt hatte, verdiente das ewige Höllenfeuer und nicht eine Beziehung mit einem Prachtweib wie Lena. Wenn sie auch nur um die Hälfte seiner Sünden gewusst hätte, hätte sie sich sicher nicht mit ihm abgegeben.
Sie begann, ihre Bluse aufzuknöpfen, und Brian wandte sich ab.
Zimmerservice und dann ein Anruf in San Jose. Keine Lena.
Als er das Gespräch beendete, befanden sich ihre Bluse und ihre Hose ordentlich zusammengelegt auf dem Bett, und Wolken heißen Dampfes drangen aus dem offenen Badezimmer. Brian rollte den Schreibtischstuhl dorthin und ließ sich mit einer Flasche Evian darauf nieder. Die gläserne Duschkabine war in Nebel gehüllt, es war nur eine verschwommene Silhouette von Lenas Körper zu erkennen.
»Also«, begann er mit lauter Stimme, um das Rauschen des Wassers zu übertönen. »Da wir jetzt allein sind und Carlos uns nicht hört, können wir zum Wesentlichen kommen. Was ist in dieser Gasse passiert, bevor ich dich gefunden habe?«
Sie erstarrte unter der Dusche.
»Ich hab’s dir doch gesagt. Der Dämon wollte die Münzen.«
»Und deswegen hast du geweint?« Er drehte den Verschluss der Flasche auf und ließ das eiskalte Wasser seine Kehle hinunterrinnen. »Während du bei allem anderen, das passiert ist, kaum mit der Wimper gezuckt hast? Komm schon, Lena. Du erwartest doch nicht, dass ich dir das glaube.«
Einen Augenblick lang war nur das Geräusch des Wassers zu hören, das auf die Kacheln spritzte.
Dann: »Erinnerst du dich an den Tag, an dem du gestorben bist?«
Er senkte den Blick. Zur Hölle, ja, er erinnerte sich. An jeden verfluchten Gedanken, jedes Verkehrsschild, das vorüberflog, und an jeden Zentimeter der Kurve, die er nicht erwischte. Seine Träume ließen ihn niemals das grässliche Schleifen seines Lamborghini vergessen, der sich um den Baum wickelte, das Krachen von Knochen und den scharfen Schmerz, den das Metall auf seiner Haut verursachte. Die Menge der Einzelheiten, die er sich ins Gedächtnis zu rufen vermochte, war erstaunlich, wenn man bedachte, dass er stockbesoffen gewesen war.
»Ja.«
»Ich hatte zum Glück das Meiste vergessen«, erwiderte sie. »Aber der Dämon hat meine letzten Augenblicke vor mir aufleben lassen. Es war nicht besonders schön.«
Brian drückte sich die kalte Plastikflasche an die Stirn. Ja, das mochte ein paar Tränen gekostet haben. »Bist du in einer Gasse in Kairo gestorben?«
»Ja.«
»Bastard.«
Ihre Stimme klang, als lächelte sie, während sie sagte: »Könntest du mir das Shampoo geben?«
Er fand die Toilettenartikel von Bulgari Green Tea in einer Keramikschale auf der Ablage, und da er nicht wagte, näher zu treten, warf er die Flasche über die Glaswand.
»Autsch!«
»Sorry.« Er kehrte zu dem Stuhl zurück. »Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, warum er nicht wenigstens
versucht
hat, dich zu töten.«
»Warum sollte er mich denn töten?« Ein fetter Klecks Schaum landete auf den Fliesen zu ihren Füßen.
»Weil du zugegeben hast, dass du nicht weißt, wo die Münzen sind. Damit bist du nutzlos für ihn. Nichts für ungut, aber wenn ich er wäre, hätte ich dich an Ort und Stelle aus dem Verkehr gezogen.«
»Offenbar erwartet er von mir, dass ich sie auftreibe«, sagte sie mürrisch.
»Aber warum du? Ich meine – dich auszusuchen, um Duverger auszurauben, macht Sinn. Aber warum besteht er jetzt, da die Münzen verschwunden sind, darauf, dass ausgerechnet du sie suchen sollst?«
»Er gibt mir die Schuld daran, dass sie verschwunden sind«, entgegnete sie. »Und ich kenne Kairo.«
»Es gibt jede Menge Einheimische, die die Stadt besser kennen als du«, widersprach er. »Er könnte sich einfach einen von ihnen gefügig machen. Nein, er hat dich aus einem anderen Grund am Leben gelassen.«
»Vielleicht« – ihre Worte wurden ein wenig durch das laufende Wasser verzerrt – »will er ja noch etwas anderes stehlen.«
Brians Herz wäre beinahe stehen geblieben. Etwas anderes? Wie zum Beispiel eine weitere Reliquie? »Hat er denn von dir verlangt, noch etwas anderes zu stehlen?«
»Nein.« Der letzte Schaum kreiste über dem Abfluss, um dann darin zu verschwinden. Sie stellte das Wasser
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