Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockende Angst

Verlockende Angst

Titel: Verlockende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout
Vom Netzwerk:
und blieb stehen, als er die Türen der Akademie öffnete und die Statuengruppe mit den drei Furien in Sicht kam. Warum hatten sie sich nicht befreit? Es hatte doch wieder Eindringlinge im Covenant gegeben.
    Als Seth meinen Blick bemerkte, drückte er meine Hand. » Es sind keine Reinblüter zu Schaden gekommen, Alex. Dann… ist es ihnen gleichgültig. «
    Aber Caleb war gestorben.
    Seth zog mich von den Statuen weg. Ich nahm die Menschenmenge vor Marcus’ Tür kaum wahr. In dem Moment, als ich das Büro betrat, legte Marcus bereits los. Lucian blieb stehen, ein völlig ungewohnter Anblick. Beide schrien mich gleichzeitig an und wechselten sich ab, wenn einem von ihnen die Luft oder die Argumente ausgingen. Was sie sagten, war mehr oder weniger die alte Leier: Ich war verantwortungslos, leichtfertig und disziplinlos. Aber ich blendete sie nicht aus, wie ich es sonst getan hatte. Ich sog ihre Worte auf, denn sie sagten die Wahrheit.
    Während ich dasaß, zu meinem Onkel aufsah und zum ersten Mal seit langer Zeit echte Gefühle in seinem Gesicht wahrnahm– wenn es auch Zorn war–, fiel mir eine weitere verschlüsselte Warnung ein, die Grandma Piperi mir hinterlassen hatte.
    Du wirst diejenigen töten, die du liebst.
    Ich hätte in meinem Zimmer bleiben sollen, wie man es mir befohlen hatte. Es gab einen Grund für die Ausgangssperre. Die Sicherheitsmaßnahmen des Covenant waren schon einmal überschritten worden. Das hatte ich vergessen, ich hatte einfach nicht darüber nachgedacht, oder es war mir gleichgültig gewesen.
    Nachdenken war nicht meine Stärke.
    » Ich finde das alles nicht hilfreich. « Seth stand hinter dem Stuhl, auf dem ich saß. » Sehen Sie nicht, dass sie zutiefst bestürzt ist? Vielleicht sollte sie sich ein wenig ausruhen, bevor Sie ihr morgen Fragen stellen. «
    Lucian fuhr herum. » Natürlich ist das alles nicht hilfreich! Sie hätte getötet werden können. Wir– Sie – hätten den Apollyon verlieren können. Als Erster hätten Sie wissen müssen, was sie getan hat. Sie sind für sie verantwortlich. «
    Ich spürte, wie Seth hinter mir erstarrte. » Verstehe. «
    » Und du? « , knurrte Lucian mich an. » Was hast du dir dabei gedacht? Du wusstest, dass schon ein Daimonenangriff vorgefallen war. Weder du noch andere Studenten waren nachts da draußen sicher. «
    Es gab nichts zu sagen. Begriffen sie das nicht? Ich hatte mich geirrt, so furchtbar geirrt, und nun konnte ich nichts mehr dagegen tun. Ich schloss die Augen und wandte mich ab.
    » Sieh nicht weg, wenn ich mit dir rede! Du bist genau wie deine… «
    » Das reicht! « Seth schoss um den Stuhl herum und warf ihn fast um. » Sehen Sie nicht, dass es sinnlos ist, mit ihr zu reden? Sie braucht Zeit, um den Verlust ihres Freundes zu verarbeiten. «
    Mehrere Ratsgardisten rückten vor, bereit zum Eingreifen. Keiner von ihnen schien gesteigerten Wert darauf zu legen. Bestimmt erinnerten sie sich daran, was den Gardisten im Sommer in Lucians Haus widerfahren war.
    Lucians Nasenflügel blähten sich vor Zorn, aber er gab nach. In meinem ganzen Kummer tat sich ein klarer Moment auf. Warum hatte Lucian eingelenkt? Apollyon oder nicht, Seth war nur ein Halbblut und Lucian der Minister. Das kam mir äußerst merkwürdig vor. Doch der Gedanke verschwamm, als sich eine andere Überlegung an die Oberfläche meines Bewusstseins drängte.
    Seth blieb zwischen mir und den anderen stehen. Er war wie ein Wall aus Zorn, und niemand wagte, auch nur einen Schritt näher zu kommen. Mir wurde klar, warum alle Angst davor hatten, dass wir zu zweit waren. Seth allein stellte schon einen mächtigen Gegner dar. Man fürchtete ihn. Sogar Marcus schien sichtlich beeindruckt. Aber was würde durch mein Erwachen aus Seth werden?
    » In Ordnung. « Marcus räusperte sich. Er trat vor und behielt Seth misstrauisch im Auge. » Diese Fragen können bis zu einem geeigneteren Zeitpunkt warten. «
    » Klingt für mich nach einem guten Plan « , gab Seth scheinbar lässig zurück, doch er beobachtete Marcus nach wie vor wie ein Raubvogel.
    Marcus trat an Seth vorbei und ging vor mir in die Hocke. Ich starrte ihn an. » Begreifst du nicht, dass alle deine Handlungen, jede Entscheidung– auch die unbedeutendste– folgenschwere Konsequenzen haben? «
    Ich begriff, dass er nicht nur Caleb meinte, sondern auch Seth. In einem Punkt allerdings hatte sich Marcus geirrt, als er mir das letzte Mal eine Predigt gehalten hatte. Meine Handlungen fielen nicht nur auf Seth

Weitere Kostenlose Bücher