Verlockende Versuchung
Augenbraue hoch, als Sebastians Miene starr blieb. »Was soll dieser Blick? Du hast heute Nacht drei Männer verprügelt ... «
»Vier, du hast Phillips vergessen.«
»Wie dem auch sei, ich wünsche nicht, der Nächste zu sein.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. »Was hast du nun mit ihr vor? «
Ein schelmisches Lächeln flog über Sebastians Gesichtszüge, doch er gab keine Antwort.
»Ach, also hast du noch keine Pläne. Für jemanden, der alles immer peinlich genau nimmt, muss das ziemlich schmerzlich sein.«
»Lass das, Justin.«
»Komm schon. Diese ganze Nacht ist so untypisch für dich, Sebastian. Man könnte fast glauben, der Matrose Patrick hat die Oberhand gewonnen.« Mit gespielter Entrüstung schüttelte Justin den Kopf. »Trinken. Sich auf offener Straße prügeln«, tadelte er. »Vater würde sich im Grab umdrehen.«
Sebastians Züge verhärteten sich. Er wurde sehr selten zornig, und auch dann nur aus gutem Grund, aber die bissige Seite seines Bruders hasste er. Justin wusste das ganz genau, trotzdem gab es Gelegenheiten, an denen er es darauf anzulegen schien, seinen älteren Bruder aus der Fassung zu bringen.
Eines Tages würde Justins spitze Zunge ihn in Schwierigkeiten bringen, und dann würde er es bitterlich bereuen, dachte Sebastian.
Gleichwohl war Sebastian kurz angebunden, als er ihm den Rat gab: »Lass die Vergangenheit ruhen, Bruder. Ich versuche nicht zurückzublicken, und ich empfehle dir, dasselbe zu tun.«
»Du hast Recht, wie immer. Aber das erinnert mich an etwas anderes.«
» Und das wäre? «
»Eigentlich läge es mir fern, die Unziemlichkeit der Situation aufzuzeigen, jedoch haben wir ein unverheiratetes weibliches Wesen unter unserem Dach. Und ich w eiß, was du über Skandale denkst. Sollte also jemals etwas verlautbar werden, so werde ich alles auf mich nehmen ... «
Die Spannung in Sebastians Schultern schwand. Justins wechselhafte Art war manchmal verwirrend. »Sei nicht albern. « Er fuhr in einer arroganten Weise fort, die nur einem Marquess eigen sein konnte. »Wir haben einem armen, unglückseligen Mädchen von der Straße Zuflucht gewährt. Die Dienerschaft ist zu ergeben, um dies in Frage zu stellen oder mich gar zu verraten.«
»Das mag sein. Dein Ruf ist über jeden Zweifel erhaben.«
Sebastian hob eine Augenbraue. »Deiner hingegen ist über keinen einzigen Zweifel erhaben.«
»Darüber lässt sich wahrlich nicht streiten.« Justin holte sich eine Zigarre aus der Tasche. »Da wir gerade dabei sind... wie geht es deiner Jagd?«
Verständnislos starrte Sebastian ihn an. »Die Jagd? Großer Gott, ich habe nicht vor, in nächster Zeit jagen zu gehen.«
Justin brach in schallendes Gelächter aus. »Was, hast du bereits aufgegeben? «
Erst jetzt verstand Sebastian seinen Bruder richtig. »Mein Gott, eine Braut zu finden ist das letzte, woran ich zurzeit denke! «
Sebastian machte ein finsteres Gesicht, was Justin bewog, nur noch lauter zu lachen.
Achtes Kapitel
Devon war auf dem Weg der Genesung, der Schmerz in ihrer Seite klang langsam ab, allein ein dumpfes Ziehen war noch zu spüren. Nach einigen Tagen konnte sie bereits wieder sitzen und für kurze Zeit das Bett verlassen, um in ihrem Zimmer ein wenig auf und ab zu gehen. Eines Morgens brachte ihr Tansy, das fröhliche Hausmädchen, einen Stapel mit Juliannas Kleidung - auf Sebastians Anordnung hin. Alles passte perfekt im Hüftbereich und an den Schultern, auch war die Länge gerade richtig, doch was die Brustpartie betraf... war es hoffnungslos. Devons weibliche Kurven waren einfach zu üppig für den Ausschnitt. Julianna war offensichtlich weniger gut ausgestattet als sie.
Bis in ihr sechzehntes Jahr hinein war Devon sehr dünn, fast schon mager gewesen, und häufig hatten andere sie für viel j ünger gehalten, als sie tatsächlich war. Doch dann waren ihr endlich kleine Knospen gewachsen, und sie war so stolz gewesen - wo ist das Mädchen, dass sich nicht danach sehnt, zur Frau zu werden? Als Devon allerdings im Crow's Nest zu arbeiten angefangen hatte, begann sie die hungrigen, gierigen Blicke der Männer zu hassen, die sie von oben bis unten musterten und stets ihren Brüsten besondere Aufmerksamkeit zollten. Unverfroren starrten sie Bridget und ihr auf den Busen und versuchten beharrlich, die beiden Frauen unziemlich anzufassen oder zu sich auf den Schoß zu ziehen.
Worin bestand nur jene Faszination, die Männer für die weiblichen schwellenden Formen hegten?, hatte sie eines Tages
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