Verlockende Versuchung
Teufel hatte er nun schon wieder angestellt? Sebastian war vollkommen verwirrt. Nie zuvor war er einer Frau begegnet, die bei dem Gedanken an ein neues Kleid nicht zu Wachs wurde !
Aber er hatte auch noch nie zuvor eine Frau wie Devon getroffen.
»Devon, würdet Ihr mir bitte verraten, was los ist?« Das Flehen in seiner Stimme war unüberhörbar.
Ihre kalte, kleine Nase war in seiner Halsbeuge vergraben, und Devon versuchte krampfhaft, das Beben und Schluchzen zu unterdrücken.
Zärtlich hob er ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste. »Devon, Ihr müsst mir sagen, was Euch fehlt!« Trotz der Weichheit in seiner Stimme war es ein Befehl.
Immer noch keine Reaktion. War sie stur? Trotzig? Oder hörte sie ihm einfach nicht zu?
»Devon.« Diesmal klang es noch eindringlicher.
Er spürte, wie sie tief Atem holte und zitternd zum Sprechen ansetzte. »Ihr seid aber ein Quälgeist! «
»Ich ziehe es vor, es Beharrlichkeit zu nennen. Doch diese Eigenschaft scheint Euch sehr zu bedrücken.«
»Natürlich! Ihr ... Ihr werdet wohl erst Ruhe geben, wenn ich es Euch erklärt habe, oder? «
»Genau«, entgegnete er offen. »Und Jetzt heraus mit der Sprache,«
Heiße Tränen sickerten durch das gestärkte Weiß seines Hemdes und trafen ihn mitten in die Seele.
»Ich ... bin ... nicht sicher, ob ich es beschreiben kann.«
»Versucht es«, ermunterte er sie behutsam.
»Es fühlt sich nur so ... falsch an ... schaut mich nur an. Ich lebe in einem prächtigen Haus in Mayfair, versteht Ihr? Mayfair! Eine ... Schneiderin wird morgen vorbeikommen! Und womit habe ich all das verdient? Ich ... « Ihre Stimme zitterte verdächtig. »Ich habe einen Mann umgebracht. Ich habe Freddie getötet! «
Entschlossen presste er sie fester an sich, so nah, dass sein Atem über den weichen Flaum an ihren Schläfen strich. »Hört mir gut zu, Devon. Ihr tatet, was Ihr tun musstet um zu überleben. Wenn Ihr Euch anders verhalten hättet, hätte Freddie Euch getötet. «
»Ich weiß. Ich weiß! « Tränen rannen über ihr Gesicht. »Doch ein Teil von mir sagt, dass ich es nicht verdiene, so behandelt zu werden. Und dann Ihr ... «
»Ich ! « Sebastian hatte es die Sprache verschlagen.
»Ja!«, seufzte sie kläglich. »Warum tut Ihr das alles? Weshalb seid Ihr so großzügig? Ich gehöre nicht hierher. Ihr kennt mich nicht einmal, und Ihr zeigt nur zu deutlich, dass Ihr mich nicht einmal mögt! «
» Das ist nicht wahr«, verteidigte sich Sebastian.
»Ich weiß genau, was Ihr über mich denkt. Wenn Ihr also wollt, dass ich gehe ... «
» Ich möchte nicht, dass Ihr uns verlasst. Ich will Euch helfen. Und ... « , es war an der Zeit, dass sie es erfuhr, »... Ihr werdet nicht zurück nach St. Giles ziehen, Das lasse ich nicht zu ! «
»Ich will Euch nicht zur Last fallen! «
»Bitte, Devon, streitet Euch nicht mit mir.«
»Dann behandelt mich nicht wie ein Kind, Ihr könnt mir nichts verbieten! Und Ihr könnt mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe ! «
Sebastian biss sich auf die Zunge, um Devon nicht noch weiter zu reizen. Welch ein Sturkopf sie ist, schoss es ihm durch den Kopf.
»Habt Ihr mich verstanden, Sebastian? Ich möchte Euch nicht zur Last fallen! «
»Und habt Ihr mir zugehört?« Mit äußerstem Nachdruck betonte er die nächsten vier Worte. »Ihr seid keine Last! «
»Dann lasst mich meinen Lebensunterhalt verdienen.« Ihre Tränen waren mittlerweile versiegt, und sie blickte ihm ernst in
die Augen. »Ich habe lange darüber nachgedacht, Sebastian. Lasst mich Tansy oder einem anderen Hausmädchen helfen. Vielleicht könnte ich mich wenigstens in der Küche nützlich machen.«
Seiner Kehle entrang sich ein tiefes Grollen. » Das werdet Ihr nicht! «
»Warum nicht? Ich habe das früher schon getan ! «
»Doch nun werdet Ihr solche Arbeit nicht mehr verrichten. Devon, Ihr sollt keine Bedienstete sein. «
»Ich möchte nicht von Almosen leben! «
»So nehmt endlich Vernunft an! Ich leiste lediglich Hilfe, wo Hilfe vonnöten ist.« In Devons Blick lag weit mehr als nur ein Hauch von Starrsinn. »Außerdem kann ich es mir leisten, Euch zu verpflegen ... gerade Euch, Dann legte er den Kopf schief, als müsste er scharf nachdenken. »Obwohl ich mir da bei Bie ... Dickerchen nicht ganz so sicher bin.«
Mit seiner letzten Bemerkung versuchte er Devon auf zumuntern, was ihm auch tatsächlich gelang.
Seine Fingerspitzen berührten zärtlich ihre Lippen. »Soll das etwa ein Lächeln sein?«, murmelte er leise. Eine
Weitere Kostenlose Bücher