Verlockende Versuchung
hoch gezogenen Brauen an. »Ich dachte, Ihr habt ihn Webster getauft.«
Devon lächelte süffisant. »Das hatte ich, aber dann musste ich den Namen leider ändern.«
»Ändern? Weswegen? « , fragte Sebastian knapp.
»Weil er eine sie ist.«
Der Köter war weiblich! Kein Wunder, dass das Tier Justin mochte, ihn hingegen nicht leiden konnte!
»Aber Ihr könnt sie doch nicht Dickerchen nennen! « , entgegnete Sebastian streng.
»Warum nicht? Ihr selbst habt mich darauf aufmerksam gemacht, dass sie gerne isst. Und sie sieht wirklich nicht gerade ausgehungert aus. Also ein passender Name, findet Ihr nicht? «
Sebastian musterte den Hund. Dickerchen, dachte er nachdenklich. Im Grunde war das, sogar ausgesprochen Witzig!
Das Objekt seines prüfenden Blicks fletschte die Zähne.
»Biest wäre ein passenderer Name«, murmelte er.
»Hör sofort damit auf, Dickerchen«, schalt sie das Tier.
Mit einem Winseln verkroch sich der Hund unter einem Stuhl und hielt den Kopf gesenkt. Doch seine großen schwarzen Augen beobachteten Sebastian genau, als dieser näher trat.
Justins amüsierter Gesichtsausdruck war nicht zu übersehen, und Sebastian bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. Unvermittelt sprang der j üngere Bruder auf. »Ich denke, dies war mein Stichwort, und ich verlasse Euch. Gute Nacht, Sebastian. Devon, träumt schön.« Eine vornehme Verbeugung, und weg war er.
Sebastian und Devon waren nun allein im Raum. Als sie zum Kamin schritt, um sich aufzuwärmen, musterte er sie eingehend.
»Ich hoffe, Ihr hattet einen angenehmen Tag.«
»Vielen Dank, das hatte ich.«
Vielen Dank. Devon war ein solches Rätsel, dachte Sebastian, während sie ihre Hände in Richtung Feuer streckte. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er sie für eine sittsame Dame, eine echte Lady, halten können. Heute Morgen war er zufällig an ihrem Zimmer vorbeigekommen, als sie gerade frühstückte und sich dabei die Fingerspitzen ableckte. Sie hatte aufgeblickt und sofort bemerkt, worauf seine Augen gerichtet waren. Eine äußerst vorteilhafte Röte war ihr augenblicklich ins Gesicht geschossen, und sie hatte die Finger unter ihrer Serviette versteckt.
Die Erinnerung daran wurde aufgefrischt, als er seinen Blick über ihre schlanke Figur gleiten ließ, die sich schemenhaft im Schein des Feuers abzeichnete. Sie sah bezaubernd aus in dem knapp unter der Brust taillierten Kleid, das ihre weiblichen Rundungen äußerst vorteilhaft betonte. Eine einfache Schleife versuchte ihre Lockenpracht aus purem Gold zu bändigen, die ihr über die Schultern fiel.
Heißes Verlangen durchfuhr ihn, eine unverhohlene Begierde, die sich jeder Faser seines Körpers bemächtigte. Er sehnte sich danach, sie zu berühren, seine Finger sanft über ihren schwanengleichen Hals und ihren mit feinen Härchen bedeckten Nacken gleiten zu lassen, bis sie vor Erregung erbebte.
Was genau ihn davon abhielt, konnte Sebastian nicht sagen. Jäh wurde er aus seinen Träumen gerissen, als er sie dort stehen sah, den Kopf gesenkt und die Finger fest ineinander verschlungen.
»Devon?«
Sie gab keine Antwort.
»Devon.« Ungläubig musterte er sie. »Weint Ihr?«
Widerwillig drehte sie sich um und zeigte ihm die schlanke Linie ihres Rückens.
Ohne auch nur einen Moment nachzudenken oder ein Wort zu verlieren, trat er zu ihr und zog sie leidenschaftlich in seine Arme.
Devons kleiner Beschützer stellte sich auf die Hinterpfoten.
»Beiß mich, Biest«, zischte Sebastian, »und ich beiße zurück.«
Eingeschüchtert zog sich der Hund zurück.
Augenblicklich war Devon in Sebastians Umarmung gefangen - und beide in der einladenden Tiefe seines Lieblingssessels. Dann richtete der Marquess seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Frau in seinen Armen. »Auch gestern Nacht habt Ihr geweint, nicht wahr? «
»Habe ich nicht«, schluchzte sie.
Sebastian seufzte. »Devon, ich ertrage es nicht, Frauen weinen zu sehen.«
Ich ... weine ... nicht!«
Doch es war nicht zu übersehen. Ihre schmalen Schultern bebten, und ein leises Wimmern war zu vernehmen.
In dem verzweifelten Versuch, sie zu trösten, meinte Sebastian beschwichtigend: »Ihr werdet erfreut sein zu hören, dass ich eine Tailleurin für Euch bestellt habe. Sie wird morgen pünktlich um zehn hier sein.«
Ihre Lippen öffneten sich leicht. »Eine Tailleurin?«
»Ja. Eine Schneiderin.«
Ein neuer Strom an Tränen schoss ihr in die Augen, glänzende Tränen, die sein Herz wie spitze Nadeln durchbohrten.
Was zum
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